27. Letzte Woche vor den Ferien

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Montag

Es war ungewohnt in meiner Wohnung wach zu werden und alles so machen zu können wie ich es wollte, keiner der im Bad drängelte, dem die Musik nicht gefiel oder am Frühstückstisch herum nörgelte. Die Möglichkeit sich zu unterhalten fehlte mir schon ein bisschen, aber ich setzte mich mit meiner Müslischale vor den Fernseher und ließ mich berieseln. Als es Zeit wurde, schnappte ich mir meine Tasche, packte etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen ein und machte mich auf den Weg. Die Schulzeit zog sich wie Kaugummi und es war so öde, dass ich während des Unterrichts meine Einkaufsliste schrieb. Ich war froh als ich danach bei Marius im Auto saß und wir zum Einkaufen fuhren. Wir waren gefühlte Ewigkeiten unterwegs und schleppten am frühen Abend alles in meine Wohnung. Marius verabschiedete sich früh, da er noch ein bisschen "arbeiten" musste. Ich verstaute die Einkäufe und überlegte dabei hin und her kurz in der Akademie vorbei zu schauen. Nicht zum Sport, aber um zumindest Nicole und Ralf zu sehen und natürlich Kate. Ich wollte sie sehen, mich entschudligen, aber hatte auch Angst vor einer erneuten Konfrontation.

>Zwickmühle<

Nach ein paar Minuten des Grübelns raffte ich mich mit dem Gedanken nicht ewig davor weg laufen zu können auf und machte mich auf den Weg. Kurz bevor die Stunden der Kinder endete traf ich dort ein und wurde freudig von Nicole begrüßt. Ich nahm am Tresen platz, sie stellte mir eine Cola hin und wir plauderten über die vergangene Woche. Sie erzählte mir das Kate am Montag noch mal hier gewesen sei und sehr unglücklich über die Situation mit mir zu seien schien. „Sie versteht es einfach nicht." Sagte ich kopfschüttelnd zu Nicole. Diese verzog das Gesicht. „Das kann und werde ich dir nicht abnehmen, du musst mit ihr sprechen, damit sie dich versteht." Ich senkte den Blick und schüttelte leicht den Kopf. „Ich weiß gar nicht ob ich das will und wozu überhaupt, bin doch nur ich. Was macht sie sich so einen Kopf?" Nicole legte leicht den Kopf schief. „Becca. Sie interessiert sich für ihre Mitmenschen, das hab ich in der letzten Woche feststellen können. Nur du lässt sie nicht an dich ran. Das sie das verwirrt, kann ich verstehen. Sie kann ja nicht riechen, aus welchen Gründen du so bist." Ich nickte schwach und senkte den Blick. „Ich werd erst Mal mit einer Entschuldigung anfangen und dann schauen wir mal." Nicole nickte mir aufmuntern zu und lächelte als plötzlich jemand neben mir auf den Tresen klopfte. Ich drehte mich ruckartig um und Ralf grinste mich breit an. „Hey! Na die Bude fertig?" Ich lachte auf und nickte, dann zog ich stolz mein Handy aus der Hosentasche und zeigte ihnen die Bilder. Ich sah unsicher zu Ralf. „Ist Kate da?" Er drehte sich in Richtung Halle und meinte. „Ja sie müsste noch da sein. Geh einfach mal gucken." Ich atmete tief durch und rutschte von meinem Hocker. Nicole lächelte aufmunternd und zeigte mir den Daumen nach oben. Ich streifte im Durchgang meine Schuhe ab und stellte sie an die Seite. Kate sprach grade mit zwei Kindern und ich näherte mich ihnen langsam und unsicher. Sie sah in meine Richtung und lächelte leicht.

>Es kribbelte heftig in meinem Bauch<

„Oh Hallo!" Begrüßte sie mich als ich bei ihnen stand. „Hi." Erwiderte ich schüchtern. Die Kinder verabschiedeten sich und ließen uns allein. Sie deutete mit dem Kopf auf die Bank. Kate nahm sich ihre Wasserflasche und setzte sich, ich nahm im sicheren Abstand daneben platz und traute mich nicht sie anzusehen. „Ich hab gehofft das du wieder kommst und nicht wegen mir alles sausen lässt." Ich zog erstaunt die Augenbrauen hoch und lächelte leicht. „Mir liegt viel am Sport und an Ralf und Nicole, dass lasse ich nicht so einfach sausen." Ich sah sie aus den Augenwinkeln nicken. Ich atmete hörbar tief durch. „Kate, es tut mir leid. Du hast mich vorher schon für einen hysterischen Teenie gehalten der wegen seiner Periode ausrasten und dann hab ich mich auch noch genau so benommen. Die Situation ist für mich nur nicht so einfach." Ich sah wie sie die Stirn runzelte und mit dem Kopf nickte. „Ich dachte, ich sei bereit es dir zu erklären, aber es ging nicht." Sie sah zu mir rüber. „Bist du es jetzt?" Ich hob den Blick und sah sie an. „Du willst es echt wissen?" Sie nickte eifrig. „Ich will es verstehen." „Puhh!" Ich blies die Wangen auf und ließ die Luft langsam entweichen. „Es war ja nicht nur das. Du hast mich als Opfer hingestellt und dann dein mitleidiger Blick, dass kann ich nicht gut haben." „Das du kein Opfer bist hab ich verstanden." Ich ließ den Blick durch die Halle schweifen und stöhnte leise auf. „Nein Kate. Du verstehst gar nichts." „Und du erklärst es mir nicht, sonder rennst immer wieder weg!" Konterte sie mit Nachdruck.

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