Donnerstag
Ich war früh aus dem Bett gesprungen und schrieb beim Frühstück bereits die Einkaufsliste für die morgige Party. Marius hatte sich ebenfalls schon gemeldet und angeboten mit mir zum Einkaufen zufahren. Als wir voll bepackt am frühen Nachmittag wieder zurück in meiner Wohnung waren, verstaute ich die Einkäufe und schaffte möglichst viel platz für Getränke im Kühlschrank. Marius hatte angeboten mir Alkohol zu kaufen, aber da Corinna kommen würde, beließ ich es ordnungsgemäß bei Sekt und Bier.
>Der gute Eindruck zählte<
Meine Stimmung schwankte ziemlich, weil mir so viele Gedanken durch den Kopf gingen. Es störte mich und noch mehr das Marius es mir anmerkte. Er verzog sich mit den neu gekauften Lichterketten auf den Balkon und brachte sie an. Als ich zu ihm kam und hier und da etwas änderte was mir nicht gefiel, atmete er tief durch und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Was ist los?" Ich stand an die Brüstung gelehnt ihm gegenüber. Natürlich wusste ich was er meinte, aber ich bedachte ihn mit einem irritierten und fragendem Blick. Er verzog das Gesicht. „Seit wir wieder hier sind bist du so in Gedanken versunken, unzufrieden..." Er hob die Hände. „Also was ist dir über die Leber gelaufen?" Ich sah auf den Boden. „Sorry, es liegt nicht an dir. Als wir über den Alkohol gesprochen haben, kamen plötzlich so einige Gedanken auf. Corinna weiß nichts von Kate, also besser gesagt sie weiß noch nicht mal das ich mich für Frauen interessiere." Marius nickte zustimmend. „Und wo ist das Problem?" „Na ja sie kommen morgen beide und Kate und ich sind grade so in der Beziehungsaufbauphase, denke ich und ich will das eigentlich nicht Verheimlichen, aber der Altersunterschied und das sie meine Trainerin ist, Corinna wird dagegen sein." Marius lehnte sich gemütlich zurück und zuckte mit den Schulter. „Ich glaube nicht das einer der Anderen was sagen wird, dann sprich vorher mit Kate, dass du es wegen Corinna noch nicht öffentlich machen kannst. Sie wird das schon verstehen." Nachdenklich ließ ich den Blick schweifen. „Vermutlich ist das das Beste." Ich spürte seinen prüfenden Blick auf mir. „Das war aber noch nicht alles oder?" Ich lächelte schief.
>Erwischt<
Marius kannte mich zu gut, um ihm etwas vor zu machen. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Ach ich hab gleich Therapie und wollte mit ihr über den Brief von meiner Mutter sprechen, das bereitet mir doch irgendwie Bauchschmerzen." „Mhh..." Machte Marius nachdenklich. „Was sagte Kate eigentlich dazu?" „Kate?" Fragte ich kurz irritierte und fuhr mir über die Stirn. „Ähm, davon hab ich ihr nichts erzählt." Marius grinste. „Worüber habt ihr gestern Abend denn dann gesprochen?" Ich verdrehte die Augen. „Dies und das und na ja ne Zeitlang haben wir auch nicht so viel gesprochen." Zum Ende wurde ich immer leiser. Marius lachte auf. „Hört hört, ihr seit schon bei der Körpersprache angekommen?" Ich streckte ihm die Zunge raus. „So nun auch nicht, aber irgendwie auch schon. Ach na ja es läuft ganz gut." Er wackelte amüsiert mit den Augenbrauen. „Das freut mich zu hören. Und das wo du solche Bedanken hattest, wenn sie es erfährt."
>Upss<
Ich verzog das Gesicht und fixierte einen Punkt am Boden. Fast flüsternd gab ich zu. „Na ja sie weiß von den Narben und ich hab mich von ihr am Rücken berühren lassen. Mehr nicht." Marius stand auf und stellte sich neben mich. Leicht stieß er mich in die Seite und lachte erneut. „Und du sagst, mehr nicht? Das ist doch super." Ich nickte eifrig. „Aber sie weiß von dem Rest nichts." Gab ich kleinlaut zu bedanken. „Oh..." Kam es ebenso leise von ihm. „Auch etwas warum du so angespannt bist?" „Jupp...Irgendwie hab ich Angst damit was kaputt zu machen, eigentlich funktioniert es grade auch ohne das sie es weiß." Marius schüttelte den Kopf. „Wie lange funktioniert es, ist da die Frage. Ich übertreibe mal. Wie scheiße ist es für sie, wenn du irgendwann aus dem Bett springst und sie nicht weiß warum?" Ich zog den Kopf zwischen die Schultern. „Erstens sind wir noch gar nicht so weit und zweitens könnte es auch gut gehen." „Okay, aber dann ist da noch der Punkt, du möchtest mit ihr eine feste Beziehung." Ich nickte heftig. „Die engsten Personen um dich rum, wissen davon, aber deine Partnerin nicht?" „Scheiße!" Stöhnte ich genervt auf und drehte mich um. Stütze die Hände aufs Geländer und ließ den Kopf sinken. „Du hast ja recht." Marius drehte sich zu mir um und ließ den Blick über die Dächer schweifen. „Ich rede auch nicht von jetzt und sofort, aber bald denke ich wäre angebracht." Ich hob den Blick und sah in die Ferne. „Glaub mir, ich hab schon so oft darüber nachgedacht und ich weiß auch das ich mich davor drücke. Es ist nur, ich hab immer noch ihr Gesicht vor Augen als sie von den Narben erfahren hat. Sie hat geweint!" Presste ich hervor. Marius legte mir seine Hand auf die Schulter. „Aber sie ist nicht davon gelaufen." Ich legte meine Hand auf seine, die immer noch auf meiner Schulter ruhte.

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Chance
Romancegirlxgirl Story Dunkel, voller Gewalt und Angst war ihre Kindheit und frühe Jugend. In den Händen des Systems fand sie einen Weg hinaus aus der Dunkelheit, zu sich selbst und mehr noch, sie fand Menschen die an ihrer Seite standen, zu ihr standen...