Der Pistolenlauf

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She's imperfect but she tries.
She is good but she lies.
She is hard on herself.
She is broken and won't ask for help.
She is messy but she's kind.
She is lonely most of the time.
She is all of this mixed up
and baked in a beautiful pie.

(Sarah Bareilles – She used to be mine)

Hagrid legte den Kopf in den Nacken und beobachtete das glutrote Schauspiel, das die untergehende Sonne zauberte. Es sah aus, als stünde der Himmel in Flammen. Der tiefrote Horizont, die rosa Wolken, die vorbeiziehenden Vögel über dem Verbotenen Wald. Er holte tief Luft.

Mit einer seiner großen Hände tastete er in der Gegend seiner Knie, bis er das zottige Fell von Fang fand. Der Saurüde bellte leise und kratzte sich hinter dem Ohr. Seufzend lehnte Hagrid sich gegen den Stamm der riesigen Eiche, die in der Nähe der Schlosstore wuchs – einer der wenigen Bäume auf dem Gelände, die groß genug waren, um sein Gewicht auszuhalten, ohne sich gefährlich zu neigen.

Unruhig tippte er mit seinen Fingern gegen den Griff des Messers in seiner Umhangtasche und starrte auf den Kiesweg, der erst aus dem Dorf zum Tor und von dort aus hinauf zum Schlossportal führte. Sie müsste bald kommen.

Obwohl Hermine ihn erst vor wenigen Tagen zusammen mit Rose besucht hatte, verfiel er in einen Zustand freudiger Erregung angesichts der Tatsache, dass er sie abholen durfte. Professor McGonagall hatte ihn darum gebeten, direkt nach dem Abendessen. Eigentlich hatte er sich um die Schlingastern kümmern wollen, die den Zaun des Hippogreif-Geheges umwucherten und zerstörten, aber solange es noch nicht ganz dunkel war, konnte er zumindest noch damit anfangen, sie zurechtzustutzen.

In diesem Moment hörte er das Ploppen der Apparation und wandte den Blick zurück auf die Zufahrt. Das Sonnenlicht verfing sich in Hermines Haaren und glitt an den abstehenden Haarsträhnen entlang, als würden auch dort kleine Flammen züngeln. Sie strich über ihren Umhang und sah sich um.

Hagrid hob die Hand in die Höhe und sie wurde auf ihn aufmerksam. Mit einem Lächeln, das in ihm ein tief empfundenes Glücksgefühl auslöste, stakste sie durch das Gestrüpp am Wegesrand, bis sie bei der Eiche angekommen war.

„'allo 'ermine!"

„Hey Hagrid! Wartest du auf mich?"

„Aye." Er strahlte sie an und reckte stolz das Kinn vor.

„Super! Lässt du mich dann auch rein?"

„Oh, natürlich ..." Sie grinste schief, während er seine roten Wangen verbarg, indem er das Tor öffnete. Die Magie der Banne kribbelte über seine Hände, bis es unter ihnen leise klickte und die schmiedeeiserne Pforte quietschend nach innen aufschwang.

„Danke!" Sie kam zu ihm und umarmte ihn kurz, während er die Pforte zurück ins Schloss stieß.

„Gern gescheh'n. Komm, ich bring dich zum Schloss rauf." Er wandte sich um und schnalzte mit der Zunge, woraufhin Fang, der sich schnuppernd immer weiter von ihm entfernt hatte, mit wildem Gebell angelaufen kam. Als er auf Hermine aufmerksam wurde, sprang er an ihr hoch und fiepste wie ein verletzter Welpe. „Fang, nich' doch so stürmisch!"

„Schon gut, ich kenn es ja", entgegnete Hermine, griff ins Halsband des Saurüden und schob ihn mit aller Kraft von sich. „Fang, nein!", befahl sie scharf. Das Fiepsen wurde zu einem Jaulen und das Tier sank auf seine vier Pfoten zurück.

„So is' brav", grollte Hagrid, während Hermine ihre Finger ein paar Mal durch das dichte Fell wandern ließ.

„Wie geht es den Flubberwürmern?", fragte sie, als sie sich wieder in Bewegung gesetzt hatten.

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