Kein Tränkemeister dieser Welt

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Where is the hope? I lost the trail.
My only life half wasted now.
The nights are getting darker now,
they're drawing in, they're crowding in.
This is the sound that a heart makes when it's breaking.

(Harper Lee – This is the Sound that a Heart makes when it's breaking)

Die Luft in der Bibliothek war stickig und staubgeschwängert. Sie legte sich wie ein dickes Tuch auf ihr Gesicht und raubte ihr den Atem. „Können wir bitte ein Fenster öffnen?", fragte Fae zum dritten Mal und wippte mit dem Fuß.

Madam Pince jedoch hatte nur einen müden Blick für sie übrig. „Nein."

„Und die Tür zum Flur?"

„Nein."

Die Professorin presste die Lippen aufeinander. „Die Luft hier ist schlecht. Wir müssen ein Fenster oder eine Tür öffnen, damit die Luft besser wird. Bitte öffnen Sie ein Fenster, Madam Pince!"

Diese zog eine Augenbraue hoch. „Die Luft hier ist gut, ich habe gerade erst einen Frischluftzauber gewirkt. Durch offene Fenster und Türen kommt unnötig Staub herein."

Fae schüttelte den Kopf. „Die Luft ist nicht gut. Wenn Sie gerade erst einen Frischluftzauber gewirkt haben, haben Sie es falsch gemacht."

Madam Pince sog scharf die Luft ein. „Ich wirke seit Jahrzehnten Frischluftzauber und bisher hat sich niemand darüber beschwert! Die Luft ist gut! Finden Sie sich damit ab oder gehen Sie, Professor Simmonds!"

Faes Blick schweifte an Madam Pince vorbei. „Ich bin Lehrerin an dieser Schule. Sie können mich nicht der Bibliothek verweisen."

Madam Pince reckte das Kinn vor. „In dieser Bibliothek entscheide ich, wer sich hier aufhalten darf und wer nicht. Und Sie stören jetzt schon zum wiederholten Male die Ruhe mit Ihren ... anmaßenden Äußerungen. Es ist mir völlig egal, was für besondere Bedürfnisse Minerva glaubt, Ihnen zugestehen zu müssen! Hier in der Bibliothek gelten meine Regeln und auch Sie werden sich daran halten! Also verlassen Sie jetzt sofort die Bibliothek!" Sie machte eine Pause, um mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Flügeltüren zu deuten. „Dort bekommen Sie dann auch Ihre frische Luft."

Fae sah hinüber zu den Flügeltüren. Sie konnte jetzt nicht gehen. Sie musste für die Vertretungsstunde morgen recherchieren, Arithmantik beherrschte sie nicht gut genug, um es ohne Vorbereitung unterrichten zu können. Aber sie musste auch der Aufforderung Folge leisten.

Also nahm sie ihre Tasche an sich, sah sich in der Bibliothek um und verließ mit aufeinander gepressten Lippen die Bücherei. Als sie den Korridor betrat, konnte sie sich nur schwer davon abhalten, die Tür hinter sich ins Schloss zu schmeißen, wie sie es früher immer zu Hause getan hatte. Sie atmete einmal tief durch und schloss die wuchtige Tür dann leise hinter sich. Als Erwachsene musste sie das so tun, sagte ihr Vater.

Fae streckte ihren Rücken durch und machte sich auf den Weg hinauf zum Schulleiterbüro. Professor McGonagall würde ihr sagen können, wie sie jetzt damit umgehen sollte. Sie musste doch in die Bibliothek! Aber bereits an der ersten Ecke lief sie beinahe in eine Frau hinein, die zu alt für eine Schülerin war. War sie auch Lehrerin hier? Fae konnte sich nicht erinnern, sie schon mal in einer der Konferenzen gesehen zu haben.

Die Fremde musterte sie mit schmalen Augen. „Sind Sie Professor Simmonds?", fragte sie dann und wischte sich ein paar Haare aus dem Gesicht.

„Wer will das wissen?", fragte Fae.

„Ich." Sie lächelte unverbindlich.

„Ja, die bin ich", entgegnete sie langsam. Hatte die Frau von der Zulassungsabteilung sie doch noch verklagt?

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