King's Cross

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You're enough, you're enough, you are enough.
These little words, somehow they're changing us.
Let it go, let it go, you are enough.
So we let our shadows fall away like dust.

(Sleeping at Last – You are enough)

Alles war in grünes Licht getaucht, als Severus die Tür von Labor 1 hinter sich schloss. Er fröstelte in seinem dünnen Hemd, während er die ehemalige Scheune aus reiner Gewohnheit mit einem Bann belegte, und atmete tief die kühle Nachtluft ein. Sein Rücken schmerzte und seine Füße brannten, er hatte es mal wieder etwas übertrieben mit der Arbeit. Aber nicht allzu sehr. Seit der Nacht, in der Harold gestorben war, hatte er es nicht mehr so sehr übertrieben.

Schließlich richtete er sich auf und sah sich nach den Polarlichtern um, die er zum ersten Mal in diesem Jahr zu sehen bekam. Obwohl sie jetzt schon seit beinahe zwei Jahren hier in Schweden lebten und bereits in einigen Nächten die Gelegenheit gehabt hatten, sie zu beobachten, hörten sie nicht auf, ihn zu faszinieren. Träge hingen die grünen Bänder in der Luft wie ein Abschiedsgruß von der Sonne bis zum nächsten Frühjahr.

Meister Kadesh hatte ihnen geholfen, einen geeigneten Hof hier zu finden, nachdem Severus in Großbritannien vergeblich nach einem Haus gesucht hatte, das groß und abgelegen genug war, um unbeobachtet magisch aktiv sein zu können. Er hatte zwar das eine oder andere Objekt gefunden, das sich magisch hätte anpassen lassen, aber nichts davon hatte er sich leisten können. Der Verkäufer dieses Hofs war mit einer Ratenzahlung einverstanden gewesen und froh, dass er in magischen Händen blieb.

Als seine Muskulatur sich in der Kälte zu verspannen begann, ging Severus zum Haupthaus hinüber und zog die Schuhe aus, bevor er lautlos die Treppe ins Obergeschoss hinaufstieg. Er belegte die Schlafzimmertür, die er immer noch nicht geölt hatte, mit einem Silencio, bevor er sie öffnete. Selbst unter den dicken Vorhängen sickerte grünliches Licht ins Zimmer, erreichte jedoch nicht das breite Bett, das in der Mitte der linken Wand stand.

Dafür lag die Ahnung eines Schimmers auf Hermines schlafendem Gesicht. Still blieb Severus an der Tür stehen und betrachtete sie, fuhr mit seinem Daumen über den Ring, den er an seiner linken Hand trug und konnte es einmal mehr nicht fassen, dass sie tatsächlich zu ihm gehörte und das auch die ganze Welt wissen ließ. Wie niederträchtig war es von ihm, diese Erfahrung so zu genießen? Es war nicht seine Lebenszeit, die er dafür benutzte; auch wenn es nicht seine Entscheidung gewesen war, sie sich zu nehmen, erschien es ihm bis heute anmaßend, sie für etwas zu nutzen, das sein erstes Leben ihm nicht hatte bieten können. Als würde er sich noch etwas nehmen, das ihm nicht zustand.

Und gleichzeitig war er dankbar dafür, dass Michael Peter Dashwoods Lebenszeit nicht für das gleiche Elend verschwendet wurde, mit dem er seine eigene verbracht hatte. War dankbar für alles, das Hermine ihm gab. Ausgerechnet sie ... Er schnaubte leise.

Severus blinzelte und begann sich auszuziehen. Sein Hemd, die Hose und die Socken ließ er neben der Tür auf den Boden fallen. Hermine würde das hassen, wenn sie es später sah. Er lächelte. Dann ging er zum Bett hinüber und kroch hinter ihr unter die Decke.

Sie seufzte und regte sich. „Wie spät is' es?"

„Früh, schlaf weiter", raunte Severus ihr ins Ohr und küsste ihren Nacken.

Sie griff mit einer Hand in seine Haare. „Has' du schon wieder so lange gearbeitet?" Noch während sie es fragte, glitt sie wieder in den Schlaf und so sparte er sich eine Antwort darauf.

Stattdessen zog er ihren schlanken Körper enger an sich und ließ es zu, dass etwas in ihm sich entspannte. Wenn er seine Hand ein bisschen unter Hermines Brustkorb schob, konnte er jedes Mal, wenn sie ausatmete, ihren Herzschlag spüren, der gleichmäßig und kräftig gegen seine Fingerspitzen flatterte.

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