Runden des Entsetzens

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If you love me, don't let go.

(X Ambassadors - Unsteady)

„Sarah! Christopher!" Ron schluckte schwer. „Was tut ihr denn hier?"

Sarah Granger sah ihren Schwiegersohn verunsichert an, wechselte einen Blick mit ihrem Mann und blinzelte. „Wir sind gerade auf Heimaturlaub und weil Hermine sich nicht mehr gemeldet hat, nachdem sie neulich bei uns war ..." Sie hatte Christopher quasi vom Flughafen aus direkt hierher geschleppt, weil sie immer noch keinen einfachen Weg der Kommunikation mit Hermine gefunden hatten. Das Kind brauchte unbedingt ein Handy!

Ron holte gerade Luft, um zu antworten, aber Rose schnitt ihm das Wort ab, als sie aus ihrem Zimmer gestürmt kam. „Granny! Granny!", rief sie laut und Sarah sah ihr strahlend entgegen.

„Hallo, mein Liebling!", sagte sie und ging in die Hocke, um Rose in die Arme schließen zu können. Für einen kleinen Moment dachte sie, Rose wäre bereits geheilt. Sie war so lebhaft, so fröhlich ... Aber dann sah sie, wie ihre Augen zuckten und presste die Lippen aufeinander und Rose ganz fest an sich.

„Was machs du hier, Granny?", riss Rose sie aus ihren Gedanken und wand sich aus der Umarmung. „Warum bis' du nich' in Aus... Aus..."

„Aus-tra-li-en", soufflierte Sarah.

„Ausdralinen", wiederholt Rose und runzelte dabei die Stirn. „Warum bis' du nich' in Ausdralinen bei die Gengurus?" Aber noch bevor Sarah darauf antworten konnte, fiel ihr etwas Wichtigeres ein: „Has' du mir was mitdebracht?"

Sie lachte leise und strich mit dem Daumen über ihre weichen Wangen und die roten Locken. Sie fühlten sich genauso an wie Hermines früher. Wie Daunenfedern. „Natürlich hab ich das ...", sagte sie und genoss das Strahlen, das sich auf dem runden Kindergesicht ausbreitete.

„Da ihr mit unseren Methoden nicht so leicht zu erreichen seid", fuhr Christopher währenddessen an Ron gewandt fort (und ja, es klang ein leichter Vorwurf in seiner Stimme mit, den sie ihn vorher zu unterlassen gebeten hatte), „dachten wir, wir nutzen die Gelegenheit."

„Ähm ...", murmelte Ron.

„Zeig mal, Granny!", sagte Rose in diesem Moment und zog an Sarahs Hand. „Komm mit in mein Simmer und dann ..."

Sarah lachte wieder und stützte sich am Türrahmen ab, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Langsam, Rose! Dein Daddy muss erst mal verdauen, dass wir plötzlich vor der Tür stehen." Sie warf Ron einen zerknirschten Blick zu. „Wo ist Hermine eigentlich?"

Er schluckte wieder und wurde ein bisschen blasser. Seine Augen zuckten zwischen ihr und Christopher hin und her. „Ähm ... kommt erst mal rein."

Eine halbe Stunde später, nachdem Rose ausführlich ihre Taschen durchsucht und ihre neuen Besenmodelle gezeigt hatte, saß Sarah mit ihrem Mann und ihrem Schwiegersohn in der Küche. Rose war auf ihren Schoß geklettert und malte leise singend in dem Malbuch, das sie ihr mitgebracht hatten.

„Also, wo ist Hermine?", fragte dieses Mal Christopher. Er klang weniger vorwurfsvoll als vorhin, dafür aber sehr bestimmt.

„Mummy is' nich' da", sagte Rose prompt und sah mit ernster Miene zu ihrem Großvater auf.

Der rang sich ein Lächeln ab. „Das hab ich gemerkt, Kleines." Dann wanderte sein Blick wieder zu Ron.

Der zog seinen Zauberstab aus der Tasche und sagte: „Muffliato!"

„Was bedeutet das?", fragte Sarah.

„Ich will nicht, dass sie hört, worüber wir reden."

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