Eine Handvoll Briefe

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Head spinning round,
no time to sit down,
just wanted to run and run and run.
Be careful they say,
don't wish life away.
Now I've one day.

(Jem - 24)

Ginny begann schallend zu lachen.

„Was ist so lustig?", fragte Ron und sah sie unzufrieden an.

Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Du, Ron. Du und deine Frage. Ob Harry schon zu Hause ist ..." Sie schnaubte. „Er hatte vor einer Stunde Feierabend, natürlich ist er nicht zu Hause! Wovon träumst du nachts?"

„Nicht von deinem Ehemann", murmelte er. Ginny war überzeugt, er hatte mal wieder scharlachrote Ohren bekommen, aber durch die Flammen des Flohfeuers, die um sein Gesicht tanzten, konnte sie sie nicht sehen.

„Ist auch besser so." Sie zog eine Augenbraue hoch. „Was willst du denn von ihm?"

Er seufzte so tief, wie er es erst seit ein paar Jahren konnte. So als würde das Gewicht der Welt auf seiner Brust lasten. Sie schluckte, das Vergnügen war plötzlich spurlos verschwunden. „Ich brauche ein paar Tage Urlaub."

„Ist was mit Hermine?"

„Nein. Ja. Irgendwie ..." Er kratzte sich am Kopf.

Jetzt seufzte Ginny, aber nicht ganz so tief. „Willst du nicht mit Rose herkommen? Harry müsste auch bald zu Hause sein. So in einer Stunde oder so ..." Sie warf einen Blick auf die Uhr, die sie von ihren Eltern zu Hochzeit geschenkt bekommen hatten. Harrys Zeiger deutete immer noch auf 'Arbeit'. Manchmal tat er das so lange, dass Ginny überlegte, ob der Zauber seine Wirkung verloren hatte. Aber das hatte er nie.

Und in den letzten zwei Tagen war er nicht mal wirklich anwesend gewesen, wenn er zu Hause gewesen war. Ginny hatte ihn seit dem Krieg nicht mehr so erlebt. So versunken in seine Gedanken und mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, der ihr eine Gänsehaut bereitete. Als würde er sich wieder mit der Aussicht befassen, entweder sein eigenes Leben opfern oder jemanden umbringen zu müssen. Sie hatte versucht herauszufinden, was los war, aber dieses Mal hatte er sich nicht überreden lassen, seine Gedanken mit ihr zu teilen.

„Bist du dir sicher?", fragte Ron und riss sie aus ihren Gedanken.

„Warum sollte ich mir nicht sicher sein? Rose kann mit Al und James spielen und wir wetten darauf, wer von ihnen mehr kaputt macht." Sie grinste schwach.

Ron schnaubte und schenkte ihr ein halbes Lächeln. „Okay. Ich bin gleich da."

Während sie auf ihren Bruder und ihre Nichte wartete, setzte Ginny Teewasser auf und machte die Geräusche nach, die Lily in ihrem Laufstall produzierte. Sie saß in einem halben Meer aus Kuscheltieren und Spielsachen und grinste mit ihren zwei Zähnchen zu Ginny herauf. „Ach, haben wir wieder gute Laune?", fragte Ginny und schürzte die Lippen. Letzte Nacht hatte Lily sie gut zwei Stunden lang wachgehalten, weil sich die nächsten Zähne ankündigten. Als Antwort erhielt sie ein Gurgeln von ihrer Tochter und ein Krachen aus dem Zimmer der Jungs. „James! Al! Was war das?", rief sie laut und legte den Kopf in den Nacken.

„Nichts!", riefen die beiden unisono zurück.

„Ist es auch noch nichts, wenn ich gucken komme?"

Schweigen antwortete ihr. „Na jaah ...", hörte sie dann James' Stimme.

Ginny rieb sich die Stirn. „Gibt es Scherben?"

„Nein."

„Kann man es reparieren?"

„Denke schon ..."

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