Das zweite Dinner

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Irgendwas ist heute anders.
Was ist hier passiert?
Ich hab mich irgendwie verwandelt
und trotzdem nichts gespürt.

(Tim Bendzko – Keiner weiß)

„Also, Ron", sagte Ginny und ließ sich neben ihn auf den freien Gartenstuhl fallen. „Wann stellst du uns Olivia eigentlich mal vor?" Sie zog die Augenbrauen hoch.

Ron verschluckte sich an seinem Butterbier und der Hustenreiz ließ ihn noch roter anlaufen als ihre Frage. „Wie kommst du jetzt darauf?", fragte er heiser, nachdem er sich ein bisschen beruhigt hatte.

„Wie könnte ich nicht?", fragte sie. „Du redest kaum noch von ihr und wenn du es tust, wirst du ganz rot im Gesicht. Ja, genau so!" Sie deutete mit dem Zeigefinger auf Rons Ohren und der schlug sich die Hände dagegen. „Seitdem Harry dir geraten hat, es langsam angehen zu lassen, hast du nichts mehr von euch erzählt."

„Na ja, ich ... hab mich halt an seinen Rat gehalten", murmelte Ron und hüstelte nochmal.

Ein Johlen der Kinderschar im hinteren Teil des Gartens hielt Ginny davon ab, etwas zu Rons Ausflüchten zu sagen. Mit gerunzelter Stirn sah sie zu Harry hinüber, der gerade Koboldstein mit den Kindern spielte. Anscheinend war er jetzt selbst angesprüht worden. Ginny lächelte, ehe sie sich wieder ihrem Bruder zuwandte. „Dir ist aber schon klar, dass er mit es langsam angehen lassen nicht meinte, es nochmal genauso wie bei Hermine zu machen, oder? Man kann auch mit einer Frau zusammenkommen, ohne sich vorher sechs Jahre lang zu streiten."

„Wir sind schon zusammen, Gin", erinnerte Ron sie genervt. „Aber darum geht es nicht. Ich bin immer noch verheiratet. Und alleinerziehend. Ich muss den richtigen Moment finden, um Rose und Liv einander vorzustellen. Und ich will vorher mit Hermine darüber reden."

„Schon klar. Aber warum treffen wir uns nicht mal zu viert? Die Kinder müssen ja nicht dabei sein." Ginny zuckte mit den Schultern. Sie war unglaublich neugierig auf die Frau, die Ron so schnell wieder den Kopf verdreht hatte, aber auch Harry wusste nicht mehr als ihren Namen und dass sie die Schwester von Seth war. Und wie sie aussah, natürlich, aber er konnte sie ihr nicht zufriedenstellend beschreiben. Nächstes Mal, wenn er mit den Jungs durch die Pubs zog, würde sie ihm einen Steckbrief mitgeben.

Ron verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich stell sie dir vor, wenn wir beide bereit dazu sind, okay?"

Ginny hob beschwichtigend die Hände. „Schon gut. Ich werd mich gedulden." Auch wenn's ihr schwer fiel. Es war schlimm genug, dass Hermine sich hartnäckig weigerte, mehr über diesen dubiosen Tränkemeister zu erzählen, auch wenn Ginny ihr das kaum verübeln konnte, nachdem sie ... na ja, etwas unleidlich reagiert hatte. Dabei hätte es sie eigentlich gar nicht wundern dürfen. Hermine war nicht der Typ, der mit irgendwem schlief. Sie hatte ihre Ehe dafür riskiert, er musste ihr etwas bedeuten. Ginny wollte diesen Mann kennenlernen und sei es nur, um zu sehen, ob es sich wirklich gelohnt hatte, Ron dafür zu verlieren. Was faktisch nicht möglich war, aber sie würde sich zusammenreißen. Entweder das oder ihre Freundschaft würde wohl endgültig zerbrechen.

Nachdenklich sah sie Ron an. Ob er wusste, dass Hermine immer noch Kontakt zu dem Mann hatte, mit dem sie ihn betrogen hatte? Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. Wenn ja, hatte er nichts gesagt. Wenn nicht ... Ginny verzog das Gesicht. Sie wollte nicht diejenige sein, die ihm das sagte. Das konnte Hermine schön allein tun. Sie schürzte die Lippen. Hoffentlich würde das nicht wieder alles ins Chaos stürzen. Ginnys Magen zog sich zusammen bei dem Gedanken, dass dieses Mal Ron von ihr verlangen könnte, sich zwischen ihm und ihrer Freundin zu entscheiden. Sie schob ihn von sich und fragte: „Warum ist Hermine heute eigentlich nicht gekommen?"

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