Wie Gespräche funktionieren

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You'll see my hurt, you'll feel my pain,
all of our dirt is washed in the rain.
You've walked that road, you felt that shame,
no place is home, but times, they are changin'.

(Welshly Arms - Sanctuary)

Hermine biss sich auf die Unterlippe und sah ihr Handy an, nachdem Severus aufgelegt hatte. War das gerade wirklich passiert? Hatte er wirklich eingewilligt, mit ihr zu reden? Und hatte er wirklich nicht weiter mit ihr darüber diskutiert, dass sie ihn mochte? Sie runzelte die Stirn. Es musste ihm ziemlich schlecht gehen.

Sie holte tief Luft und klappte das Buch zu, in dem sie bis eben gelesen hatte. Sie konnte sich jetzt ohnehin nicht mehr darauf konzentrieren. Stattdessen ging sie in die Küche und kochte sich eine Kanne frischen Kräutertee. Bald würde sie Neville um Nachschub bitten müssen, seine Mischung schmeckte wirklich verboten gut. Bevor sie es sich wieder auf dem Sofa gemütlich machte, holte sie sich eine Decke, schaltete den Deckenfluter aus und entzündete eine Kerze. Es war leichter, mit Severus zu reden, wenn es dunkel war. Selbst am Telefon.

Nachdem sie die zehn Minuten gewartet hatte, wählte sie wieder seine Nummer und hielt sich mit pochendem Herzen das Handy ans Ohr. „Und, hast du eine trockene Hose an?", fragte sie, als er sie nur mit einem missmutigen Knurren begrüßt hatte.

„Pass bloß auf", sagte er drohend.

„Warum? Egal, was du tust, ich kann einfach auflegen."

„Ich wünschte, du würdest das tun", sagte er düster.

„Nein, tust du nicht ..." Sie wartete darauf, dass er ihr widersprach, aber das tat er nicht. Ihre Augenbrauen zuckten überrascht. „Was ist los, Severus?"

Er schwieg eine gefühlte Ewigkeit lang, während der sie ihn nur leise atmen hören konnte. Aber als sie die Augen schloss, konnte sie ihn sich vorstellen. Wie er vielleicht in einem Sessel saß, mit einer Hand das Handy am Ohr, den anderen Ellbogen auf die Lehne gestützt und sich die Nasenwurzel massierte, weil ... er reden wollte und gleichzeitig nicht und dieses Bild berührte sie so tief, dass sie langgezogen ausatmete.

Still wartete sie, bis er weitersprach und hier zu sitzen mit ihrem Handy, während er wo auch immer saß mit seinem Handy, fühlte sich auf eine verdrehte Art an, als würde sie seine Hand halten und Hermine lächelte, als sie darüber nachdachte, was Severus dazu sagen würde. Er würde es kategorisch leugnen und vermutlich auflegen und sich weigern, in den nächsten Tagen mit ihr zu telefonieren. Aber er würde sie nicht wieder als dumm bezeichnen, weil er wusste, dass sie recht hatte.

„Ich hab ...", begann er irgendwann und Hermine zuckte ein bisschen zusammen, weil sie so tief in ihre Gedanken versunken war, „... mich gestern Abend auf Schwarze Magie eingelassen."

Sie sog scharf die Luft ein.

„Nur ein Wort und ich lege auf!", zischte er.

Hermine schluckte und diesmal biss sie sich auf die Zunge, um nichts zu sagen.

„Es geht mir gut", fuhr er dann düster fort, „ich komme zurecht, es wird nicht wieder passieren."

Aber es ist anstrengend, dachte sie, weil sie irgendwo hin musste mit den Worten, die ihr Kopf schrie. Die viele Lebensenergie ist so unglaublich anstrengend und dein Gift ist toll, aber es macht einen depressiv und dann ist alles noch anstrengender und es tut mir leid, dass du gerade an diesem Punkt bist.

„Ich hab ... einfach die Kontrolle verloren", sagte Severus leise. „Nein, das stimmt nicht. Ich hab sie aufgegeben. Ich war schwach, das ist alles. Heute zahl ich eben den Preis."

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