Eine Nummer zu groß

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Now you've become
everything you claimed to fight.
Through your need to feel you're right
you're the saviour of nothing now.

(Disturbed – Saviour of Nothing)

Sie hatten ihn mal wieder in den Verhörraum drei gebracht. Schade eigentlich. Verhörraum eins hatte ein Fenster. Er mochte das magische Licht nicht. Es machte Geräusche.

Bartholomew Borgin schnalzte leise mit der Zunge, während er darauf wartete, dass der Weasley-Bursche ihm gegenüber endlich die nächste Frage stellte. Da war dieses hämische Grinsen, das auf Borgins Gesicht drängte. Er hatte in den letzten Stunden oft daran gedacht, wie viel Zeit es ihn kosten würde, die Verluste des heutigen Tages wieder aufzuholen, um sich sein diebisches Vergnügen nicht anmerken zu lassen.

„Befinden sich alle Ihre Waren im Laden, Mr Borgin?", hatte der Weasley-Bursche ihn gefragt. Es war eine seiner ersten Fragen gewesen.

„Ja", hatte Borgin entgegnet. Alles, was er außerhalb seines Ladens lagerte – und damit alles, was illegal war – befand sich nicht in seinem Besitz. Er war nur ein Vermittler. Der Verkäufer erhielt sein Geld erst, wenn der Käufer es bezahlt hatte – natürlich minus einer Provision, die er für sich einbehielt. Egal, in welcher Form die Auroren ihn dazu befragen würden, man konnte ihm keine Straftat nachweisen. Er vermittelte nur zwischen Käufer und Verkäufer.

Bevor der Weasley-Bursche ihm die nächste Frage stellen und einmal mehr bestätigen konnte, dass Mrs Weasley ihn tatsächlich nicht in ihre Pläne eingeweiht hatte (nicht, dass sie dazu in der Lage gewesen wäre, ohne sich damit umzubringen, aber Gryffindors waren so entsetzlich altruistisch), klopfte es und die Tür ging auf. „Ron?"

Borgin zog die Augenbrauen hoch. Potter persönlich. Nun, jetzt wurde es interessant.

Der Weasley-Bursche stand auf und ging zu ihm. Sie unterhielten sich leise, aber wie die allermeisten Menschen unterschätzten sie Borgins Gehör. Sein Augenlicht war so schlecht, dass sein Körper zu kompensieren begonnen hatte. Er konnte dieses grässliche magische Licht hören und die beiden Deppen an der Tür, die konnte er erst recht hören.

„Wir müssen ihn gehen lassen, Ron. Wir haben nichts gefunden", sagte Potter in diesem Moment.

„Gib mir noch ein paar Minuten! Ich krieg noch raus, wer ..."

„Du hattest deine Minuten, Ron! Wenn er was damit zu tun hat, dann können wir es ihm nicht nachweisen."

Der Weasley-Bursche schnaufte und das hörte Borgin nicht nur, weil er so ein ausnehmend gutes Gehör hatte. „Wenn wir ihn jetzt gehen lassen, haben wir keine Chance mehr, Harry!"

„Ich weiß. Wir werden einen anderen Weg finden. Okay?"

Die beiden waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass Borgin sich doch ein kleines hämisches Lächeln erlaubte. Ja, sie mussten ihn gehen lassen. Er war nicht so dumm, illegale Ware im Laden aufzubewahren. Schon gar nicht Maleficium.

Also zückte der Weasley-Bursche seinen Zauberstab und hob den Bann auf, der Borgin auf seinem Stuhl festgehalten hatte. „Sie können gehen", zischte er.

Borgin erhob sich. Langsam. Er hatte es nicht eilig. Er strich seinen Umhang glatt und ließ die steifen Schultern kreisen, wischte sich sein Haar aus dem Gesicht und durchquerte gemächlich den Verhörraum drei. „Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag", sagte er, als er an den beiden vorbei ging. Der Weasley-Bursche stieß zischend die Luft aus. Wenn du wüsstest, dachte Borgin und schnaubte, während er zu den Aufzügen schlenderte.

- - -

Hermine hatte es nicht gewagt, das Buch aufzuschlagen. Sie war damit direkt nach Schottland appariert. Jetzt stand sie vor Moiras Tür und zitterte, obwohl es eigentlich gar nicht so kalt war. Sie hatte damit begonnen, als der Bote die Wohnung verlassen hatte, und konnte seitdem nicht mehr damit aufhören.

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