Geheime Zutaten

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Endlos endet all meine Qual.
Aus dem Abgrund der Angst
ein letztes Signal.
Deine Liebe, ich hab sie entweiht.
Es geht zu Ende,
endlich ist es soweit.

(Eisbrecher – Herz steht still)

Teddy verdrehte genervt die Augen. „Ich weiß, Onkel Harry, für dich war es das Größte, endlich nach Hogwarts zu gehen. Aber weißt du, ich mag mein Zuhause und meine Grandma."

Harry blinzelte perplex, dann sah er Ron an. „War es für dich nicht das Größte, nach Hogwarts zu kommen?"

„Doch, schon. Aber ich hatte auch eine nervige kleine Schwester zu Hause ..."

„Hey!", warf Ginny ein.

„... und musste ständig den Abwasch übernehmen, also ..." Er zuckte mit den Schultern.

Woraufhin Harry sich seiner Frau zuwandte und fragend die Augenbrauen hochzog.

„Hogwarts war das Größte", sagte sie schmunzelnd und streichelte seine Schulter.

„Sag ich doch." Harry sah seinen Patensohn triumphierend an.

Der verdrehte wieder die Augen, rutschte vom Stuhl und lief zu Roxanne, Victoire und den anderen älteren Kindern. Ron sah ihm lächelnd hinterher und seufzte leise, steckte die Nase in Roses weiche Haare und schloss die Augen, als es in seinem Magen wieder zu kitzeln begann. Was, wenn das der letzte Tag war, den er mit seiner Tochter haben würde? Was, wenn er morgen Witwer sein würde? Hermine hatte zwar gesagt, die Chancen standen gut, dass sie das überleben würde, aber ...

„Ist alles okay mit Rosie?"

Ron zuckte ein bisschen zusammen und sah sich nach George um, der sich unbemerkt neben ihn gesetzt hatte und besorgt auf den Lockenkopf seiner Nichte sah.

„Ja, es geht ihr gut. Sie hat nur ... wenig geschlafen letzte Nacht." Genau genommen hatten sie beide so gut wie gar nicht geschlafen, weil selbst der Notfalltrank in seiner Höchstdosis nicht stark genug gewesen war, um ihre Kopfschmerzen zu beseitigen. Er hatte ihr ein kühles Tuch auf die Stirn gelegt und sich mit ihr in den Schaukelstuhl gesetzt, weil es manchmal besser wurde, wenn sie aufrecht saß, aber wirklich geschlafen hatten sie nicht.

Stattdessen war alles, was Isaac ihm erzählt hatte, wieder in ihm aufgestiegen und Ron hatte zusammen mit seiner Tochter geweint, weil es so unerträglich war zwischen den Entscheidungen, die ihm zur Wahl standen. Ließ er es Hermine machen, würde sie vielleicht dabei sterben und niemand wusste, ob sie Rose damit retten konnte. Diese Entscheidung konnte ihn seine Familie kosten. Ließ er es sie nicht machen, starb Rose definitiv und Hermine wahrscheinlich mit ihr. Eigentlich war seine Entscheidung klar, aber das änderte nichts daran, dass er niemals zuvor so große Angst gehabt hatte, das Falsche zu tun.

„Armes Mäuschen", sagte George in diesem Moment und Hermines Kosenamen für Rose aus Georges Mund zu hören, ließ Ron unmerklich zusammenzucken. „Ist es nur wegen ... du weißt schon." Er deutete auf seinen Kopf. „Oder auch, weil sie Hermine vermisst?"

„Beides", murmelte Ron und verzog den Mund. Nicht mal jetzt, wo sie wussten, dass Rose vermutlich geheilt werden konnte, wagten sie es, den Tumor beim Namen zu nennen. Als hätte Voldemort einen Nachfolger gefunden.

George griff nach einem von Roses nackten Füßen, die links und rechts von Rons Schoß baumelten, und strich mit dem Daumen über die weiche Haut. Sie kräuselte die Zehen und er lächelte. „Vielleicht kriegt ihr das ja wieder hin", sagte er gedankenverloren.

„Nein, eher nicht." Auch wenn Hermine ihm fehlte, als hätte man ihm ein Körperteil amputiert – jedes Mal, wenn sie vor ihm stand, musste er feststellen, dass der Mensch, den er vermisste, nicht mehr existierte. Sie hatte sich verändert. Sie war zu jemandem geworden, vor dem er seine Tochter beschützen wollte. Und er hasste sie dafür.

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