Chancen

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He finds the answers at the bottom of a bottle,
and his life is always fully on the throttle,
and he's slowly turning out just like his father,
and he knows.

(Brian McFadden – He's no hero)

„Severus Snape?" Er lachte leise, wirkte aufrichtig verwirrt. „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Professor Snape war mein Lehrer in Hogwarts, aber er ist tot."

Nathaniel zog die Augenbrauen hoch. Wäre er sich seiner Sache nicht so sicher gewesen, hätte Snapes Darbietung ihn vielleicht sogar täuschen können. „Beleidigen Sie uns nicht mit dieser Show, Mr Snape", sagte er. „Ich weiß, wer Sie sind, und Sie wissen es hoffentlich auch noch. Dass keine Auroren in der Tür stehen, sollte Ihnen zeigen, dass ich bereit bin zu reden."

Snape sah ihn mit aufeinander gepressten Lippen an, bewegte sekundenlang nicht einen Muskel. Dann ließ er seinen Kiefer kreisen, seufzte leise und zog sich einen schlichten silbernen Ring vom Finger. Nathaniels Augen wurden eine Nuance größer, als er die Veränderungen beobachtete.

„Beeindruckend", murmelte er etwas verzögert.

Snape zog eine Augenbraue hoch, nachdem er den Ring in seiner Hemdtasche hatte verschwinden lassen. „Was hat mich verraten?", fragte er mit dunkler Stimme. Zusammen mit dem Aussehen von Jacob Prince hatte er auch dessen offene und freundliche Ausstrahlung abgelegt. Jetzt sah er verschlagen und irgendwie abgelebt aus. Und ziemlich feindselig. Aber überraschend gut für einen Toten.

Nathaniel lehnte sich zurück und schlug ein Bein über das andere. „Ich hatte von Anfang an einen Verdacht", entgegnete er. „Mrs Weasley hat mich letztes Jahr kontaktiert und gefragt, ob ich den Trank rekonstruieren kann, den Sie angeblich entwickelt hatten. Was ich natürlich nicht konnte, weil Tränke so nicht funktionieren."

„Nein, tun sie nicht", stimmte Snape leise zu.

„Ich hab mich dann ein paar Monate später bei ihr erkundigt, wie es ihrer Tochter geht und ihre Antwort war ... merkwürdig. Sie hat mir geschrieben, dass sie einen Tränkemeister kennengelernt hat, der ihr dabei geholfen hätte, den Trank zu rekonstruieren. Dass er tatsächlich etwas anders funktionierte, als sie ursprünglich angenommen hatte, aber er hätte funktioniert und das sei schließlich die Hauptsache." Er rieb sich die Stirn. „Ich nehme an, Sie kennen Mrs Weasley."

Snape kräuselte die Lippen. „Allerdings", murmelte er und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das war einfach nicht ihre Art. Wir haben einander nie persönlich getroffen, aber wir haben gut zwei Jahre lang regelmäßig über die Neuentwicklungen in der Tränkekunst diskutiert. Wenn sie einen solchen Weg gefunden hätte, diese Erkrankung zu heilen, hätte sie mir eine detaillierte Beschreibung von allem geschickt, weil sie gewusst hätte, wie fasziniert ich davon gewesen wäre. Ihre Oberflächlichkeit sprach Bände. Allerdings welche, die ich nicht lesen wollte."

Snape schwieg. Nur seine Kiefermuskulatur arbeitete wieder.

„Ich entschied mich also, nicht genauer nachzufragen. Ich wollte nicht wissen, wen sie kennengelernt hatte oder wie genau der Trank funktionierte, der die Macht hatte, jemanden seiner Magie zu berauben. Sie war mir zu sympathisch, um mich in eine Lage zu bringen, in der ich mich verpflichtet fühlen würde, etwas zu unternehmen. Zumal ich nicht den Eindruck hatte, dass sie derartiges noch einmal zu tun gedachte. Oder?" Nathaniel zog eine Augenbraue hoch.

„Nein", sagte Snape knapp.

„Gut." Er holte tief Luft. „Wenn ich damals schon geahnt hätte, wie weit sie gegangen ist ..." Er fuhr sich über den Mund. „Aber ich wusste nicht mal, dass das möglich ist." Er hatte nur Gerüchte gehört, insbesondere während seiner Schulzeit. Einige der Möchtegern-Todesser hatten viel und laut über die Dunkle Magie diskutiert, als wäre sie eine Sportart, die sie mal ausprobieren wollten. Nathaniel hätte nie gedacht, dass es diese Art der Magie tatsächlich gab. Bis das, was Mrs Weasley ihm erzählt hatte, ihm immer mehr Grund dafür gab, diese Möglichkeit doch in Betracht zu ziehen.

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