Ein bisschen mehr als ursprünglich geplant

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But we had time against us
and miles between us.
The heavens cried,
I know I left you speechless.
But now the sky has cleared and it's blue
and I see my future in you.

(Adele – I'll be waiting)

Hermine holte tief Luft, als sie neben Ron aus dem Zaubereiministerium trat. Der Himmel war wolkenverhangen, Feuchtigkeit presste sich wie ein Tuch gegen ihr Gesicht, sie begann beinahe sofort zu schwitzen. Und trotzdem war die Luft besser als drinnen. Ein Stück vom Eingang entfernt blieb sie stehen und wandte sich zu Ron um. Ron, der jetzt ihr Ex-Mann war, ganz offiziell. Sie rieb über ihren nackten Ringfinger und bezweifelte, dass sie sich jemals an dieses Gefühl gewöhnen würde.

Auch er sah ein bisschen blass aus, strich sich die roten Haare aus der Stirn und vermied es, ihrem Blick zu begegnen. „Das war ...", begann er leise.

„Kurz", stellte Hermine fest. Sie waren nicht mal in einem der Gerichtssäle gewesen, wobei sie dafür tatsächlich dankbar war. Das Ende ihrer Ehe fühlte sich beschämend genug an, auch ohne sie in einem der Säle zu beenden, in denen Todesser zum Dementorenkuss verurteilt worden waren. Stattdessen waren sie in einem kleineren Raum etwas abseits der Gerichtssäle gewesen. Nur der Richter, ihre Anwälte und sie. Er hatte den Scheidungsantrag verlesen, erst sie selbst, dann Ron gefragt, ob sie immer noch geschieden werden wollten und nachdem sie beide bejaht hatten, hatte er ihre Ehe für beendet erklärt. Es war, als hätte sich nichts geändert, seitdem sie das Ministerium vor einer halben Stunde betreten hatten.

„Ja", sagte Ron in diesem Moment und klang aufrichtig irritiert. Er kratzte sich am Kopf und sah sich nach dem Eingang um, als ... Als wäre es für ihn genauso ungewohnt, nach all der Zeit wieder hier zu sein, wie für Hermine. Das Ministerium war ihrer beider Arbeitsplatz gewesen. Sie teilten so viele gemeinsame Erinnerungen an dieses Gebäude, so viele Mittagspausen, kurze Begegnungen auf dem Flur und Abschiedsküsse am Aufzug, dass sie unter dem Gewicht all dieser Bilder beinahe in die Knie ging.

Und dann legte das Schicksal noch ein bisschen mehr oben drauf, denn als sie den Eingang beobachtete, verließ Holly das Ministerium und etwas in Hermine gefror zu Eis. Ihr Blick lag starr auf der ehemaligen Kollegin, die letztes Jahr bewusstlos auf ihrer Couch gelegen hatte, während Hermine all ihre verräterischen Erinnerungen hatte verschwinden lassen. Aber sie sah nicht zu ihr und ging in Richtung Muggellondon davon. Trotzdem schlug Hermine das Herz bis zum Hals. Sie musste hier weg.

Also schloss sie die Augen und biss die Zähne aufeinander. „Ich muss jetzt los", murmelte sie.

„Los?", fragte Ron überrascht. „Ich dachte, wir ..."

Sie seufzte. „Was?"

Er lief rot an. „Ich dachte, wir trinken noch einen Kaffee oder so ..."

Sie schnaubte leise und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nein, wirklich nicht. Ich will ... einfach nur nach Hause." Wo Severus auf sie wartete. Sie hatte ihn gestern Abend angerufen und gefragt, ob er da sein könnte, wenn sie zurückkam. Sie hatten ein paar Mal telefoniert in den neun Tagen, seitdem sie ihn vor dem Hospiz abgepasst hatte, aber sie hatten einander nicht gesehen. Er hatte arbeiten müssen, sie auch. Er begleitete seinen nächsten Gast im Hospiz, sie nicht. Und abends nutzte er die Zeit, um das Gift zu modifizieren. Meistens hatte sie ihn angerufen, nachdem sie ins Bett gegangen war. Und sie konnte sich nicht daran erinnern, sich mal von ihm verabschiedet zu haben. Ihr Handy hatte sie jeden Morgen in ihrem Bett suchen müssen.

„Okay, ähm ..." Auch Ron verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ich wollte ... noch was mit dir besprechen."

Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Lippe und sah sich um, dann bedeutete sie ihm, ihr in eine Ecke zu folgen, die ein bisschen ruhiger war. „Worum geht es?"

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