Fünf Uhr dreizehn

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Weiß man, wie oft ein Herz brechen kann?
Wie viele Sinne hat der Wahn?
Lohnen sich Gefühle?
Wie viele Tränen passen in einen Kanal?
Leben wir nochmal?
Warum wacht man auf?
Was heilt die Zeit?

(Herbert Grönemeyer – Demo (Letzter Tag))

Es war eine halbe Stunde nach seiner Zeit, als Oscar Fayette im neunten Stock des Zaubereiministeriums um die Ecke bog und auf die Mysteriumsabteilung zusteuerte. Tracey hatte einen BH von Monique unter dem Bett gefunden! Er verzog das Gesicht. Wie hatte das nur passieren können? Sie hatte ihm eine fürchterliche Szene gemacht und vermutlich würde er sie niemals wiedersehen. Was außerordentlich bedauerlich war, seine Eltern hatten sie gemocht.

Er überlegte, ob Monique ihren BH mit Absicht unter das Bett geschoben haben könnte. Sie war von der eifersüchtigen Sorte. Dass er für sie außerhalb ihrer Treffen nicht erreichbar war, hatte sie schon immer gestört. Ihn weniger; der Sex mit ihr war großartig, wenn sie wütend war. Sie war dann so ... wild.

Ein dreckiges Lächeln lag auf seinen Lippen, als ihm die beiden Männer auffielen, die vor der Tür zur Mysteriumsabteilung standen. „Sind sie Oscar Fayette?", fragte der kleinere der beiden. Er kam Oscar vage bekannt vor.

„Wer will das wissen?", fragte er.

Der Mann deutete erst auf seinen Begleiter, dann auf sich und sagte: „Ronald Weasley, Harry Potter. Wir haben einen Termin bei Ihnen."

Natürlich! Harry Potter. Er hatte sich verändert, seitdem das letzte Mal ein Bild von ihm im Tagespropheten gewesen war. Hatte jetzt einen Bart. Aber einen Termin? „Ich weiß von keinem Termin."

„Kingsley Shacklebolt hat ihn kurzfristig für uns bei Ihrem Chef vereinbart."

Oscar verdrehte die Augen. „Mein Chef ist seit drei Monaten krank, weiß der Geier, mit wem Shacklebolt geredet hat."

Die beiden tauschten einen Blick. „Hätten Sie trotzdem kurz Zeit für uns? Es ist wirklich wichtig."

Er sah Potter unzufrieden an. Alles in der Mysteriumsabteilung war wirklich wichtig. Und Tracey hatte ihn schon eine halbe Stunde gekostet. Aber wenn er Harry Potter wegschickte, stand beim nächsten Mal vielleicht Shacklebolt persönlich auf der Matte. Er hatte schon zwei Abmahnungen bekommen, eine dritte konnte er sich nicht leisten. „Meinetwegen", grollte er also und ließ die beiden herein.

Als er die Tür hinter sich schloss, begannen die Türen des runden schwarzen Raumes zu rotieren und die blauen Kerzen dazwischen zogen eine Linie um sie herum, bis sie schließlich wieder zum Stillstand kamen. Oscar ging geradewegs auf eine der Türen zu, die genauso aussah wie alle anderen auch. Er grinste verstohlen, als er die Verwirrung seiner beiden Gäste bemerkte. Niemand, der nicht hier arbeitete, würde jemals mit Sicherheit wissen, welche Tür wohin führte – und er würde sich hüten, es irgendwem zu erzählen.

Hinter der Tür, die er nun öffnete, sah es jedenfalls unspektakulär aus. Ein schmaler weißer Korridor, von dem auf beiden Seiten alle paar Meter eine Tür abging. Die Bürotrakte waren nirgendwo im Ministerium besonders spannend. Er ging den beiden voraus und bat sie schließlich in sein Büro. „Worum geht's?", fragte er, als sie vor seinem Schreibtisch Platz genommen hatten und er selbst dahinter.

„Schwarze Magie", sagte Potter gerade heraus. „Wir denken, dass jemand im Ministerium versucht, an Maleficium heranzukommen, und versuchen rauszufinden, wer es ist."

Oscar runzelte die Stirn. „Das Ministerium selbst will an Maleficium herankommen."

„Schon klar", murmelte Potter, „Aber dieser Jemand will es nicht für das Ministerium haben, sondern für sich. Er hat Erinnerungen von Ron gelöscht, um seine Spuren zu verwischen."

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