Der Preis der Magie

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I was climbing, now I'm falling,
I've been pushed off by a man
who has made it to the top
and now defends it 'cause he can.

(Hudson Taylor - Battles)

Nathaniel Kadesh sah von dem Artikel auf, den er gerade für die Potio verfasste, als ein Streifen Licht über den Boden des Labors bis vor seinen Schreibtisch fiel. Er lächelte und sah seiner Frau entgegen, die mit einem Brief in der Hand zu ihm kam. „Du hast Post", sagte sie und ihre Stimme strich über seinen Geist wie Balsam.

„Das habe ich oft", entgegnete er und stand auf. Anstatt ihr den Brief aus der Hand zu nehmen, zog er sie an sich und küsste sie. Wie lange hatte er jetzt schon wieder hier im Labor gesessen? Zu lange. Er hatte schon beinahe vergessen, wie wundervoll sie roch.

Sie schob ihn von sich, ihre Wangen waren ganz rot. „Dieser Brief ist aber von Mrs Weasley."

„Oh", sagte er und zog die Augenbrauen hoch. „Ich hab doch in der letzten Ausgabe gar nichts veröffentlicht."

„Deswegen hab ich ihn dir ja hergebracht."

Nun nahm er ihr doch den Brief ab und entfaltete ihn. Er war kurz, was für einen Brief von Mrs Weasley sehr ungewöhnlich war. Nachdem sie ihm vor gut zwei Jahren die ersten zurückhaltenden Fragen zu seinen Entwicklungen und Abhandlungen gestellt und er ihr ausführlich geantwortet hatte, waren ihre Briefe zunehmend länger geworden. Sie war keine Tränkemeisterin, aber sie hatte ein gutes Verständnis für die Materie und offensichtlich großes Interesse daran.

Aber in diesem Brief ging es nicht um seine Entwicklungen oder Abhandlungen. Jedenfalls nicht direkt. Sie hatten einander nie persönliche Dinge erzählt und als er nun vom Schicksal ihrer Tochter las, seufzte er schwer und verzog das Gesicht.

„Was schreibt sie?", fragte Lucy und lehnte sich ein bisschen gegen ihn.

„Mrs Weasleys Tochter hat einen nicht behandelbaren Hirntumor."

„Oh nein!"

Er nickte und las weiter. Langsam wanderten seine Augenbrauen in die Höhe und als er am Ende des Briefes angekommen war, stieß er ein „Hm" aus.

„Was?"

Er schnalzte mit der Zunge. „Sie schreibt davon, dass Meister Snape vor seinem Tod einen Trank entwickelt hat, der Magie absorbieren kann. Er hat seine Unterlagen dazu kodiert und sie fragt, ob ich den Trank rekonstruieren könnte."

„Kannst du?" Lucy schob eine Hand unter seinem Arm durch und lehnte das Kinn gegen seine Schulter.

Nathaniel schüttelte langsam den Kopf. „Ich wüsste keinen Weg, wie ein Trank so etwas tun könnte. Selbst wenn er Magie an sich binden würde, wäre die gebundene Magie immer noch innerhalb des Körpers. Magie vom Körper zu trennen, ist ... brutal. Kein Trank kann das schaffen, sofern es überhaupt möglich ist."

Sie runzelte die Stirn. „Aber sie schreibt, Meister Snape hätte es hinbekommen?"

Er schüttelte den Brief aus und las nochmal. „Ja, tut sie. Aber ich kann mir das nicht vorstellen. Zugegeben, Meister Snape hat – soweit ich weiß – mehr als einmal dubiose Wege beschritten, nicht nur mit seinen Entwicklungen. Aber das ... Es ist unmöglich, dass er so einen Trank entwickelt hat. So funktionieren Tränke nicht."

Lucy seufzte. „Dann musst du ihr das schreiben, Nate."

Er seufzte. „Ja, ich setz mich nachher gleich an die Antwort." Er legte den Brief weg und küsste sie auf die Stirn. „Es tut mir leid, dass ich ihr nicht helfen kann."

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