Zwei Tage

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There are things
I have done,
there's a place
I have gone.
There's a beast
and I let it run –
now it's running
my way ...

(Black Lab - This Night)

„Schau mich nicht so an, Michail", hatte sie gesagt, als er in ihrer Tür gestanden hatte. „Jedenfalls nicht, bevor du dir meine Gründe angehört hast."

Gründe ... Er schnaubte. Aideen hatte immer Gründe, wenn sie ihn durch Kunden grüßen ließ. Was sie zu ihrem Glück nicht oft tat. Aber das änderte nichts daran, dass er dabei Geld verlor. Geld! Er war ein Geschäftsmann und kein Wohlfahrtsverein! Schwarze Magie war nicht dazu gedacht, von jedem benutzt zu werden! Man musste es sich leisten können – in mehr als einer Hinsicht.

Aber er liebte sie halt. Also verkaufte er seine Ware weit unter Wert, wenn sie es ihm sagte. Und kehrte anschließend mit dem Blick eines Racheengels in ihre gemeinsame Wohnung zurück, um sich jede einzelne Galleone erstatten zu lassen. In Naturalien. Er grinste dreckig.

Dann wurde sein Blick wieder ernst. Aideen war überzeugt, dass man dieser Weasley trauen konnte. Er hatte da seine Zweifel. Sie war mit dem großen Harry Potter befreundet und mit einem elenden Auror verheiratet. Hatte selbst im Ministerium gearbeitet! Wenn sie nachher ihren Kessel abgeholt hatte, würde er den Zauber erneuern müssen, der seinen Laden verbarg. Er war nicht immer noch hier, weil er Leuten vertraute. Und wenn er ihr schon einen perfekten 3er Dämonsfeuer-Kupferkessel für den Einkaufspreis eines 2er Exemplars verkaufte, wollte er wenigstens nicht demnächst vom Ministerium hochgenommen werden.

Aideen konnte froh sein, dass sie immer noch so einen süßen Hintern hatte.

Michail hörte, wie jemand den Laden betrat. Er kniff die Augen zusammen. Das musste sie sein. Er erwartete heute niemand anderen mehr. Also legte er sein Buch weg und ging nach vorn. Diesmal sparte er sich den dramatischen Auftritt. Kurzstreckenapparationen kosteten mehr Kraft, als der Effekt beim zweiten Mal noch wert war.

Sie stand genauso da wie Anfang der Woche. Nervös wie ein Knabe vor seinem ersten Mal. Ihm war nicht klar, wie sie Schwarze Magie wirken wollte, wenn sie nicht mal einen harmlosen Kessel abholen konnte, ohne sich beinahe in die Hose zu machen. „Ja?", knurrte er, weil sie ihn wirklich viel Geld kostete. Da durfte er sich ein bisschen Spaß erlauben.

Sie schluckte. „Ich wollte den Kessel abholen."

Wollte?", fragte er und zog die Augenbrauen hoch.

Sie schnaufte. „Will!"

„Ah", machte er. „Dreißig."

Sie presste ihre Lippen aufeinander, trat an den Tresen heran und legte einen kleinen Beutel vor ihm ab.

Michail sah ihr scharf in die Augen, bevor er den Beutel aufzog und die Galleonen auf den Tresen kippte. Mit geschickten Fingern schob er die Münzen von einer Seite auf die andere. Es waren exakt dreißig. Er brummte. Dann wandte er sich um und holte den Kessel.

Er schnalzte leise mit der Zunge, als er ihn aus der Kiste hob. Ein perfekter 3er Dämonsfeuer-Kupferkessel. Wunderschönes Stück. Hatte ihn vierzig Galleonen gekostet. Und er verkaufte ihn für zehn Galleonen weniger, weil Aideen dieses Kind in ihrem Geist gesehen hatte! Was ging ihn ihr verdammtes Gör an?

„Sie ist nicht mal so alt wie Anna, Michail!", hatte Aideen ihn beschworen. Sie wusste, dass sie ihn mit Anna kriegte. Seine Enkelin war die Einzige, die ihn jemals lächeln sah.

Also setzte er seinen finstersten Gesichtsausdruck auf und ging zurück zu der Frau, die Aideens Herz erweicht hatte. Er stellte den Kessel auf den Tresen. Wortlos. Und sah ihr fest in die Augen.

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