Parhams Angriff

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Free from all the expectations
he is ready for a life.
He is done with situations that brought trouble, hate and strife.
But he cannot forget the memories,
the good times with his friends.
He once did think he knew them
until they broke down all his fences.

(Maria Solheim – The Man who left his Past)

Es hatte sich nichts geändert. Gar nichts. Kinder litten und Eltern starben, ohne dass er es verhindern konnte – es war genauso wie früher.

Severus rollte das Glas in seiner Hand, so dass das Feuer auf der Oberfläche des Whiskys glitzerte. Er tat das viel zu oft in letzter Zeit. Mit dem Whisky vor dem Feuer sitzen und nichts tun, außer seinen Gedanken nachzuhängen. Er musste aufpassen, höllisch aufpassen. Wenn er nur wüsste wofür ...

Vier Wochen war es jetzt her, dass Granger ihn zurückgeholt hatte. Er rümpfte die Nase. Vier verdammte Wochen.

Es passierte ihm immer noch, dass er abdriftete. Manchmal, wenn er vor dem Kamin saß und nicht aufpasste, war da wieder Du hast deinen Weg gewählt, ich den meinen und es gab nicht viel, das er dagegen tun konnte. Außer zu warten, bis es vorbei war. Vielleicht würde das irgendwann aufhören. Vielleicht auch nicht. Manche Dinge hörten wohl nie auf und damit hatte er anscheinend elf Jahre verbracht. Elf Jahre mit nur diesem einen Satz. Wie sollte er die nächsten elf verbringen? Hier? So?

Er rieb sich über die juckenden Augen. Draußen war vor einigen Stunden die Sonne aufgegangen. Er hatte es schon wieder versäumt, schlafen zu gehen.

Nein, falsch.

Er hatte sich dagegen entschieden, schlafen zu gehen, denn wenn er schlief, war er wieder auf der falschen Seite des Flusses. Severus schauderte. So sehr er sich auch wünschte, Granger hätte ihn in Ruhe gelassen – zurückzukehren war keine Option. Jedenfalls nicht vor Michael Dashwoods Zeit.

Dieser Name kreiste mindestens genauso oft durch Severus' Kopf wie der Satz, mit dem Lily ihre Freundschaft beendet hatte. Er hatte ihn in Grangers Geist gehört, als er sie an ihren inneren sicheren Ort gebracht hatte. Er war überall zwischen den anderen Erinnerungen gewesen, ständig präsent, auch wenn es ihr vermutlich nicht bewusst war. Der Gedanke an diesen Mann war immer da. Und seitdem Severus diesen Namen kannte, war er das auch in seinem Geist. Er war verbunden mit diesem Mann. Sollte sein Leben leben.

Er seufzte und hob das Glas an seine Stirn, schloss die Augen. Er hasste den Sommer. Nicht mal der Umkehrzauber, der die Hitze des Feuers in Kälte verwandelte, half sonderlich dabei, die Temperaturen in diesem Haus zu regulieren. Vielleicht sollte er nach Norwegen apparieren. Er brauchte eh neue Trankzutaten. Der Händler seines Vertrauens betrieb einen Lagerverkauf etwas außerhalb von Alta, wo er unerkannt seinen Bedarf decken konnte. Und es war kühler in Norwegen als es hier war.

Severus ließ den Kopf gegen die Lehne des Sessels sinken. Er musste sich auch einen Job suchen. Kurz bevor er Albus umgebracht hatte, hatte er zwar das Gold aus seinem Verlies in Gringotts geholt, einen Teil in Muggelgeld gewechselt und es hier im Haus versteckt, nur für den Fall, dass das Ministerium ihm den Zugang dazu verweigern würde oder er untertauchen musste. Aber das würde nicht für immer reichen. Er brauchte einen Job. Einen möglichst unauffälligen Job in der Muggelwelt, denn wenn er Granger vertrauen konnte, war er immer noch viel zu bekannt in der magischen Welt, um das zu riskieren. Als Tränkemeister konnte er jedenfalls nicht unentdeckt arbeiten.

Seine Zähne knirschten, als er sie gegeneinander rieb. Wenn es nur darum gegangen wäre, Granger zu schützen, wäre er wohl eher bereit gewesen, einige Risiken einzugehen. Es war ihre Entscheidung gewesen, ein höchst illegales schwarzmagisches Ritual durchzuführen, um ihn zurückzuholen. Aber unglücklicherweise ging es auch um seinen eigenen Hintern. Es war schon schlimm genug, wieder am Leben zu sein – es in Askaban zu sein, würde er nicht riskieren. Selbst nach elf Jahren konnte er sich nicht sicher sein, ob das Ministerium ihn wirklich einfach existieren lassen würde. Severus hatte einmal die Büchse der Pandora geöffnet, er würde es kein zweites Mal tun. Wenn er in seinem Leben etwas gelernt hatte, dann dass die Toten besser tot blieben.

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