Die offene Tür

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It doesn't matter what I want.
It doesn't matter what I need.
It doesn't matter if I cry,
don't matter if I bleed.

(Alison Krauss & Union Station – It doesn't matter)

Ich weiß, du wünschst Dir eine gute Erklärung für das, was ich getan habe, aber es gibt keine. Ich kann Dir nicht erklären, was ich mir selbst nicht erklären kann. Nur diese Ehrlichkeit kann ich Dir geben.

„Liest du schon wieder ihren Brief?"

Ginny ließ das Pergament sinken und sah zu Harry auf, der gerade das Schlafzimmer betrat. Die flackernden Kerzen, die über ihrem Bett schwebten, malten ein warmes Licht auf sein schmales Gesicht und glänzten in seinen Augen. „Ja", sagte sie leise.

Er kletterte zu ihr ins Bett und legte seinen Kopf auf ihren Bauch. „Meinst du, beim achtzehnten Mal steht was Neues drin?"

Ginny runzelte die Stirn und strich durch seine wilden Haare und über seine weichen Lippen, die verborgen lagen in seinem Bart. Sah hinab in seine Augen und spürte ihr Herz einen Purzelbaum schlagen, selbst jetzt noch, nach all den Jahren und drei Kindern. „Nein, bedauerlicherweise nicht."

Harry streckte seine Hand aus und legte sie an ihre Wange. „Willst du sie nicht mal besuchen gehen und mit ihr reden?"

Sie seufzte und schmiegte sich in seine Berührung. „Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ron leidet so sehr, Harry ... Er war hier und er hat geahnt, dass etwas nicht stimmt, aber er hat es als Hirngespinste abgetan. Und währenddessen hat Hermine ..." Sie brach ab und biss die Zähne aufeinander, als es in ihrer Brust wieder anfing zu brennen. „Ich weiß nicht, ob ich mit ihr reden könnte. Ich glaube, ich würde sie nur anschreien."

„Sie leidet auch", sagte er. „Sie sah furchtbar aus, als ich bei ihr war."

„Gut so", grollte Ginny.

Harry zog die Augenbrauen hoch. „Warum fällt es dir so schwer, dich aus den Konflikten zwischen den beiden rauszuhalten?"

Sie schürzte die Lippen und lehnte den Kopf zurück, sah hinauf zu den Kerzen, die sich ein bisschen auf und ab bewegten. „Weil es sich nicht so anfühlt, als wäre es nur ein Konflikt zwischen Hermine und Ron. Es fühlt sich an, als hätte sie meine ganze Familie betrogen. Wie kann sie ihm das nur antun? Wie kann sie Rose das nur antun? Ron wird sich – zu Recht! – von ihr scheiden lassen und Rose hängt zwischen den Stühlen. Sie wird bald ein Scheidungskind sein, nur weil Hermine ..." Wieder ließ sie den Satz unvollendet in der Luft hängen, schnalzte mit der Zunge. „Er ist mein Bruder und wenn er es ihr nicht verzeihen kann, dann kann ich es auch nicht."

Harry stemmte sich hoch und setzte sich so hin, dass sie einander ansehen mussten. „Sie hat nach einem Weg gesucht, um Rose zu retten. Und sie hat einen gefunden. Zählt das gar nichts?"

„Was hat das damit zu tun, dass sie Ron betrogen hat?", fragte sie gereizt. „Natürlich ist es großartig, dass Rose wieder gesund wird! Aber es ist ja kaum so, dass sie mit diesem ominösen Tränkemeister ins Bett gehen musste, damit er ihr hilft." Sie verschränkte die Arme vor der Brust, aber als Harry den Blick senkte, wurden ihre Augen ein bisschen größer. „Oder?", fragte sie.

„Nein", sagte Harry, „nein, das musste sie nicht."

„Aber?"

Er seufzte und sah sie mit zur Seite geneigtem Kopf an. „Nichts aber. Es war falsch, was sie getan hat."

Ginny presste die Lippen aufeinander. „Aber du willst nicht, dass eure Freundschaft deswegen zerbricht."

Er schüttelte den Kopf. „Sie sind meine ältesten Freunde, Ginny. Ich kann sie nicht verlieren."

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