Der größte Fehler

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It got so far.
Things aren't the way they were before,
you wouldn't even recognize me anymore.
Not that you knew me back then,
but it all comes back to me in the end.

(Linkin Park – In the End)

Du hast deinen Weg gewählt, ich den meinen.

... ich den meinen.

... den meinen.

... gewählt ...

Du hast ...

... gewählt ...

... ich den meinen.

... deinen Weg ...

... ich den meinen.

Das war es. Das war er. Diese Worte. Dieses Gefühl. Mehr war nicht übrig geblieben. Sein ganzes Sein in acht Worten.

Severus hielt sich daran fest wie der Ertrinkende, der er war. Alles von ihm brach weg, Stück für Stück, aber diese Worte blieben. Sie waren sein Horizont, sein Fixpunkt im Grau. Das, was ihn Oben von Unten unterscheiden ließ. Ein bisschen Klarheit im Nichts.

Bevor alles um diese Worte herum weggebrochen war (der Dunkle Lord, Nagini, Potter, Dumbledore, Hogwarts, Nagini, Todesser, Potter, Nagini, Nagini, Nagini), hatte er noch manchmal überlegt, ob er nicht doch den Fährmann bezahlen und auf die andere Seite des Flusses übersetzen sollte, so wie es ihm angeboten worden war. Ob er nicht doch eine von seinen wenigen kostbaren guten Erinnerungen opfern sollte, um dem Nichts zu entkommen. Aber sie hatte ihren Weg gewählt, er musste seinen gehen. Also blieb er, wo er war.

Und irgendwann brach auch das weg. Das Hadern und die Zweifel und die Sehnsucht nach der anderen Seite. Das Nichts entblößte ihn, Schicht für Schicht zog es herunter und irgendwann waren da nur noch ihre Worte: Du hast deinen Weg gewählt, ich den meinen. Und den Frieden, den er darin fand. Nachdem alles seine Bedeutung verloren hatte, waren diese Worte plötzlich genug.

Du hast deinen Weg gewählt, ich den meinen.

Du hast deinen Weg gewählt, ich den meinen.

Du hast deinen Weg gewählt, ich den meinen.

Du hast einen anderen Weg gäbe, ich den meinen.

Du hast deinen Weg gewählt, ich das nicht tun.

Mein kleines Mädchen gewählt, ich den meinen.

Du hast deinen Mund gewählt, ich öffne den meinen.

Irgendwo an diesem Punkt begann sein Horizont aus Worten zu kippen. Das war nicht ... richtig. Das war nicht ... Oben und nicht ... Unten.

Er schob es weg, bis er die Worte wiederfand. Die richtigen Worte. Du hast deinen Weg gewählt, ich den meinen. Ruhe floss mit diesen Worten in ihn hinein, er konnte es regelrecht spüren. In seinem Mund. Er hieß die Ruhe willkommen, bis sein Horizont wieder gerade war. Bis er sich leicht fühlte und schwebte auf diesen Worten. Zum ersten Mal fühlte er sich von ihnen getragen.

Aber wer getragen wurde, konnte auch fallen. Und er fiel hart.

Es war ein Erdbeben wie DU HAST deinen WEG geWÄHLT, ich den MEINEN. Und wie Du HAST ... gewählt, ich DEN MEINEN! Es durchfuhr ihn, wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und ... Es hörte einfach gar nicht mehr auf! Es zerriss ihn in acht Teile, für jedes Wort einen. Sein Horizont war eine Zickzacklinie, die ihn von oben nach unten warf und stach und schmerzte. Sein Horizont brodelte und gurgelte, als würde er ihn verschlucken.

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