50

16.2K 329 41
                                    

,,Sie war nie meine richtige Frau. Wir waren verheiratet aber nicht aus freien Stücken. Mein Vater wollte, dass ich sie heirate aber sie war eher wie eine beste Freundin für mich. Paige wurde erschossen und ich werde nicht gerne daran erinnert. Das ist alles." Nachdenklich schaue ich Milan an. Also hat er seine vorige Frau auf eine andere Art und Weise geliebt. Verständnisvoll nicke ich. Er ist verletzt und mit seiner gleichgültigen Art will er das ganze vertuschen. Milan Gonzalez, ich fange an dich ein wenig zu durchschauen. ,,Alex hat mich in einem kalten und dunklen Keller eingesperrt und hat mir nur ein Glas Wasser pro Tag gegeben und eine halbe Brotscheibe. Kurz bevor ihr mich holen wolltet, hat er mich auf einen Stuhl gefesselt und mir das Brandzeichen verpasst.", öffne ich mich ihm nun genauso. Er hat ein Recht darauf zu wissen was passiert ist. Milan dreht mich um, sodass mein Rücken wieder zu sich zeigt. Er legt seine Arme sanft um meine und drückt mich an sich. Es tut gut ihm so nahe zu sein. Emotional und körperlich. Plötzlich klingelt mein Handy. Das ist der Alarm für den Kuchen. Gerade als ich aufstehen will um den Wecker auszumachen und mich um den Kuchen zu kümmern, hält mich mein Mann zurück. ,,Lass uns einfach Mira anrufen. Sie soll den Kuchen aus dem Ofen nehmen." Verwirrt schaue ich ihn an. Sie ist hier und sagt mir nichts? Komisch. Ich schalte den Wecker aus und schicke ihr eine SMS.
,,Hast du noch irgendwelche Geheimnisse vor mir?", frage ich, um auf das Thema wieder zurück zu kommen. Malin verheimlicht mir bestimmt viele Dinge und ich bin mir sicher, dass er mir nur sehr wenig anvertraut. In ständiger Angst zu leben kann ich nicht. Die Leute, die Milan etwas böses wollen, schrecken vermutlich vor nichts zurück, also sollte ich wissen, wen er verärgert hat. Das sich die Sache mit Alex noch einmal wiederholt, ist nicht unbedingt mein Wunsch.
,,Wieso wechseln wir nicht einfach das Thema?", fragt er und seufzt. ,,Ich war in Gefahr, wegen dir. Bitte erzähl mir einfach wieso so viele Leute auf dich sauer sind." Es ist ruhig keiner sagt etwas, obwohl ich immer noch auf eine Antwort warte. Er atmet hörbar aus. ,,Das kann ich nicht." Enttäuscht löse ich seine Arme von mir. ,,Wieso nicht?"
,,Weil ich dich nicht noch weiter hinein ziehen will. Das habe ich dir schon ein Mal erklärt." Ich rutsche zum anderen Ende der Badewanne und drehe mich zu ihm. Wie viel schlimmer kann es schon noch werden? Ich wurde schon zwei Mal entführt. ,,Okay. Ich bin fertig.", sage ich und steige aus der Wanne. Er ist so ein Idiot, anstatt mit offenen Karten zu spielen verheimlicht er mir lieber alles. Idiot.

Aus dem Regal nehme ich ein neues Pyjama T-Shirt und eine passende Hose dazu. Schnell ziehe ich mir die Sachen über und lege mich in das große Doppelbett. Ich seufze und schalte das Nachtlicht aus und schließe meine Augen. Als Milan sich bettfertig neben mich legt öffne ich wieder meine Augen. ,,Du schläfst im Wohnzimmer auf der Couch." Mit meinem Rücken zu ihm kann ich seine Reaktion nicht sehen und auch keine Emotionen aus seinem Gesicht lesen. ,,Samira, was soll das? Du verhältst dich lächerlich." Wütend schnaufe ich. ,,So lange du nicht offen und ehrlich über alles mit mir reden kannst, will ich, dass du auf der Couch schläfst. Werde dir darüber bewusst, dass man seiner Ehefrau alles erzählt, vor allem wenn man so einen Lebensstil führt. Ich will nicht wegen dir noch ein Mal so etwas wie bei Alex durchmachen." Geschlagen und ohne Widerrede verlässt er unser Schlafzimmer.

Am nächsten morgen wache ich relativ früh auf. 8:00 Uhr morgens, verrät mir mein Handybildschirm. Das ist gut so, ich habe also genug Zeit um in Ruhe den Kuchen fertig zu machen. Ich ziehe mein Pyjama Oberteil aus und tausche es mit einem grauen Pullover. Im Wohnzimmer liegt nur noch eine zerknüllte Decke. Milan ist anscheinend schon wach. Wahrscheinlich ist er schon wieder bei den anderen in dem Haus, am anderen Ende der Stadt. Aus der Gefriertruhe nehme ich mir ein Jolly Eis und schaue mir unser Haus noch ein Mal genauer an. Wir müssen die Wände wirklich streichen. Dieses weiß macht mich noch krank. Mit dem Eis in der einen Hand und die andere Hand an der Wand, laufe ich die Treppe hoch. Vor Milans Arbeitszimmer bleibe ich stehen und klopfe kurz an. Da ich weder etwas höre, noch mir jemand die Tür öffnet, gehe ich einfach hinein. Milan will zwar nicht, dass ich in seinem Arbeitszimmer rumlaufe, doch er lässt mir keine andere Wahl. Ich schaue mich ein wenig um, bis ich einen dicken grünen Ordner finde, wo mein Name drauf steht. Verwirrt und neugierig, hole ich die Mappe aus dem Regal und lege sie auf den Schreibtisch. Samira Navarro. Meine Finger gleiten über den Schriftzug. Mein Magen fühlt sich gar nicht gut an und eigentlich sollte ich das auch nicht tun, doch die Neugierde vernebelt meine Sinne. Ohne weiter darüber nachzudenken schlage ich den Ordner auf. Auf der ersten Seite ist ein Steckbrief mit einem Foto und meine Daten. Name, Geburtstag, Geburtsort, Familienmitglieder und noch einiges mehr. Ich blättere um. Meine Geburtsurkunde und mein Staatsbürgerschaftsnachweis. Woher hat er die Dokumente? Mein Impfpass ist auch dabei. Ich weiß, dass ich die Mappe wieder zurück stellen sollte, aber ich kann nicht anders und blättere weiter. Fotos. Die restlichen Seiten bestehen aus Fotos und Fakten. Ein Bild, als ich gerade mit meiner Mama Eis essen war. Darunter steht, dass meine Lieblingseissorte Haselnuss ist. Woher weiß er das und woher hat er das Foto? Das ist bestimmt schon acht oder zehn Jahre her. Meine Mama hat ihm die bestimmt nicht gegeben.
Erschrocken über den Fund lege ich den Ordner zur Seite. Ich fahre seinen Computer hoch und starre auf den Bildschirm. Wie komme ich da zu den Dateien? Überfordert schaue ich mir die ganzen Symbole an. Ich habe noch nie mit einem Computer gearbeitet. Nervös beiße ich auf meine Unterlippe. Ich darf nichts verstellen, sonst merkt er das direkt.
,,Was machst du hier?"

Zwangsheirat mit einem Mafia Boss ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt