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„Baby, warte. Bleib hier." Ich lege meine Hände an den Rücken, damit ich halbwegs normal stehen kann, denn der Bauch ist unglaublich schwer. „Ich kann das nicht. Ihr seid zwei erwachsene Männer und benehmt euch wie Teenager, da mache ich nicht mehr mit." Gerade als ich weitergehen will, bekomme ich einen starken ziehenden Schmerz in meinem Bauch und verkrampfe mich. Mit schmerzverzerrtem Gesicht streiche ich über meinen Bauch und atme tief ein und aus. „Samira, setz dich bitte wieder." Kurz stöhne ich auf, gehe aber der Bitte von James nach. Ich betrete wieder sein Behandlungszimmer und setz mich auf die Liege. „Wenn die Wehen öfter regelmäßig und in kurzen Abständen kommen, fährst du bitte ins Krankenhaus." Als Antwort nicke ich und entspanne mich wieder, da die Schmerzen nachlassen. „Leg dich bitte zurück, dann kann ich mir das Baby nochmals anschauen und dir ein Ultraschallbildern ausdrucken." Schweigen gehorche ich ihm und lege mich zurück. „Die Männer verlassen jetzt bitte das Zimmer." James seine Stimme klingt dominant und entschlossen, doch da hat er wohl die Rechnung ohne die anderen zwei gemacht. „Sie ist meine Frau! Ich werde bestimmt nicht draußen warten." Milan's Blick verdunkelt sich und er verschränkt die Arme vor der Brust. Genervt verdrehe ich die Augen und verdecke die danach mit meinem Unterarm. Was tue ich mir hier eigentlich an? Zwei Männer die mich zuerst behandeln wie Dreck und jetzt streiten sie sich um mich. Großartig. „Das nächste Mal gehe ich mit Carla hier her. Ihr seid echt nicht zum aushalten. Ich will, dass ihr beide geht. Jetzt!" Mürrisch verlässt Alexander das Zimmer, während mich Milan böse mustert. „Schau nicht so und tu ein Mal das was ich dir sage." Seine Augen verengen sich und er zieht seine Augenbrauen zusammen. „Das hat noch Konsequenzen!" Mit Schwung schlägt er hinter sich die Tür zu.
„Es tut mir leid.... dieses Verhalten, von beiden von ihnen." Schuldbewusst ziehe ich meinen Pullover hoch und lasse James seine Arbeit machen. „Habt ihr eure Probleme in den Griff bekommen?" Konzentriert schaut er auf den Bildschirm und fährt mit dem Gerät auf meinem Bauch herum. „Zum Teil. Milan ist stur und lässt nicht so gern mit sich reden, vor allem über Dinge die er nicht so versteht oder wo er einfach eine andere Meinung hat. Es ist schwer mit ihm zu diskutieren. Das Alex auf einmal wieder da ist, erleichtert die Sache keineswegs." Ganz im Gegenteil. Alexander provoziert Milan nur noch mehr und ich muss froh sein, wenn sie sich im Wartezimmer nicht gerade die Köpfe einschlagen. „Er ist ein schwieriger Mensch. Er hat viel durchgemacht und hat viel verloren. Er weiß nicht wie er sich dir gegenüber verhalten soll, weil er Angst hat dich zu verlieren. Du hast ja keine Ahnung wie es um ihn stand, als du weg warst. Er hat sich nicht mehr oft gewaschen und auch nicht rasiert. Er hat getrunken und geraucht, als würde er darauf warten Lungen– oder Leberkrebs zu bekommen. Das war ein grausamer Anblick. Er dachte er hätte dich für immer verloren." James druckt die Bilder aus, während ich meinen Bauch abwische und mich wieder normal hinsetze. „Er hat mich geschlagen, ich musste weg von ihm.", war das einzige was ich dazu sagen kann. „Ich weiß."
Seufzend lehne ich mich wieder zurück und sehe mir die Bilder von meinem kleinen Scheißer an. „Wenn du einen Vaterschaftstest machen möchtest, muss ich dir ein wenig Blut abnehmen. Das schicke ich dann ins Labor und lass es auswerten. Das Blut von Alexander und Milan brauche ich natürlich auch." Während er mir den Vorgang erklärt säubert er eine Stelle an meinem Arm und holt eine Spritze. „Es wir nicht weh tun. Du wirst nur einen kleinen Stich spüren." Und schon konnte ich den leichten aber spitzen Druck auf meinem Arm verspüren. James nimmt mir etwas Blut ab und packt es dann weg.
Vorsichtig stehe ich auf, dich bevor ich zur Tür gehen kann hält mich James auf. „Du weißt, dass Stress schlecht für dich und das Baby ist, richtig? Am besten du ruhst dich bis zur Geburt aus. Trink viel Tee und überanstrenge dich nicht." Ich weiß, dass er damit die zwei Männer meint. Alex wird Milan ohne Ende provozieren und das verursacht Stress, der dann auf mich und mein Baby übertragen wird. Ich will weder eine Fehlgeburt noch eine Frühgeburt. Mein Baby soll munter und gesund sein.
Zustimmend nicke ich meinem Arzt zu und gehe zu meinem Mann in das Wartezimmer der Ordination.  „Ihr müsst euch etwas Blut abnehmen lassen, damit wir einen Vaterschaftstest machen können." Sofort nickt Alex und geht an mir vorbei, in das Behandlungszimmer. Milan kommt auf mich zu und nimmt meine Handgelenke in seine Hände. „Ich werde alles für euch tun, damit ihr in Sicherheit seid... auch wenn ich Alex dafür um die Ecke bringen muss.", flüstert er leise, aber dennoch laut genug, sodass ich es hören kann. Was hat er gerade gesagt? Wie bekommen ein Baby und er denkt daran Alex umzubringen?
Geschockt starre ich ihn an und entreiße ihm meine Handgelenke. „Niemand wird umgebracht. Leben und leben lassen. Das sollte dein neues Lebensmotto sein. Ich will nicht das du Alex etwas tust und ich verspreche dir, ich werde dafür sorgen, dass er dir auch nicht mehr weh tut." Gewalt ist keine Lösung. Das sehen aber so Leute wie Milan nicht ein. Es war anscheinend schon immer so. Wenn ihm jemand dumm kommt, holt er mit seiner Faust einfach aus. Es scheint so als wüsste er nicht wie er anders mit Problemen umgehen soll. Konfliktlösung. Es gibt bestimmt viele Bücher und Artikel dazu, vielleicht kaufe ich ihm ein Buch zu diesem Thema.
„Und wie willst du ihn dazu bringen, mich in Ruhe zu lassen? Machst du wieder deine Beine breit oder wie kann ich mir das vorstellen." Geschockt und gekränkt klappt mein Mund auf. Hat er das gerade wirklich gesagt? Ohne weiter darüber nachzudenken landet meine flache Hand auf seiner Wange und die unangenehme Stille wird durch einen lauten Klatscher unterbrochen.
Sofort laufe ich aus der Praxis und rufe mir ein Taxi. Milan kann mich mal. Wenn er so weiter macht hat das Baby gar keinen Vater, sondern nur mich. Gestresst und verletzt lehne ich meinen Kopf an die Fensterscheibe und lasse meinen Tränen freien Lauf.

Ich brauche jetzt meine beste Freundin. Carla wird Milan zur Sau machen und Diego wird sie dabei unterstützen. Mein Baby hat vielleicht keinen Vater, aber dafür eine wundervolle Tante und einen großartigen Onkel. Wer braucht schon Väter?

Nicht überarbeitet!

Zwangsheirat mit einem Mafia Boss ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt