70

11K 265 22
                                    

„Du wirst schon dicker." Genervt schaue ich meinen Mann aus meinem Augenwinkel an. Wie kann man so etwas sagen? Vor allem zu einer schwangeren Frau. Natürlich wird mein Bauch immer runder, was hat er denn gedacht? Das Baby kommt nun mal aus mir heraus und wird nicht vom Storch gebracht.
„Noch ein Kommentar zu meinem Bauch und ich hau dir eine rein.", murmle ich und drehe mich auf die andere Seite der Couch.
„Samira, sei jetzt nicht zickig." Noch ein Wort von ihm und meine Hand landet in seinem Gesicht. „Du hast mir das Ding in meinen Bauch gepflanzt also halt die Klappe." Ich habe jedes Recht dazu zickig zu sein. In mir wächst ein kleines menschliches Wesen, welches ich aus einer sehr kleinen Öffnung pressen muss. Vermutlich werde ich vor Schmerzen sterben aber das interessiert hier niemanden. Carla ist auch der Meinung, dass ich mir viel zu viele Gedanken mache. Wäre ich an ihrer Stelle, könnte ich auch so hohe Töne spucken.
„Oder Alexander Perez." Völlig in Gedanken versunken, bemerke ich Milans Kommentar etwas zu spät. „Vielleicht ist er der Vater." Beschämt drehe ich mich wieder um und sehe, wie er neben mir sitzt und an die Decke starrt. Ich liebe es, dass er mir auch seine verletzte Art zeigen kann. Sonst hatte er immer so einen emotionslosen Gesichtsausdruck, wenn es ihm nicht gut ging. Viele Dinge haben sich mittlerweile geändert. Die einen ins positive und die anderen eher ins negative.
Langsam rutsche ich zu ihm und lege meinen Kopf auf seinen Schoß. „Ich spüre, dass es deines ist." Schnaufend verschränkt er seine Arme vor der Brust und versperrt mir somit die Sicht zu seinem Gesicht. Ihn so zu sehen macht mich traurig. Das Kind muss einfach von Milan sein, sonst haben wir keine Zukunft mehr. Sonst habe ich keine Zukunft mehr. Ich würde alles verlieren. Ein Dach über meinem Kopf und natürlich Milan. Der einzige der mich halbwegs so erträgt wie ich bin.
„Ich habe morgen eine Untersuchung bei James, willst du mit?", frage ich ihn, um die Stimmung ein wenig zu heben. So weit ich das erkennen kann zuckt er aber nur mit seinen Schultern.
Seit meinem ersten Krankenhausaufenthalt bei James ist er mein Arzt. Er übernimmt meine ständigen Kontrollen. Da Milan ein äußerst vorsichtiger Mensch ist, muss ich mich öfters als üblich so eine Untersuchung unterziehen. Ätzend, aber was tut man nicht alles, damit er zufrieden ist. So richtig stören tut es mich nicht, weil James ein echt netter Mensch ist. Er ist mir mittlerweile auch schon ans Herz gewachsen und ich kann verstehen warum Milan mit ihm befreundet ist.
„Schatz.... Es tut mir leid. Ich kann die Situation nicht ändern. Wir werden einfach so früh wie möglich einen Vaterschaftstest machen und dann sehen wir weiter, okay?" So wie in den letzten Tagen habe ich Milan noch nie erlebt. Er ist immer schlecht gelaunt, traurig und sehr abweisend. Ich weiß, dass es daran liegt, dass ich vielleicht von einem anderen Mann schwanger sein kann aber deswegen kann er nicht die nächsten Monate rumsitzen und Trübsal blasen. Wenn das Kind von ihm ist, wird er es bereuen diesem Weg nicht mit mir gegangen zu sein. Er drückt sich ständig vor meinen Arztbesuchen und will nie wissen wie es mir oder dem Baby geht. Obwohl er James immer dazu drängt mich jede zweite Woche zu untersuchen. Er ist wie ausgewechselt. Dabei bin ich mir so sicher, dass er ein guter Vater werden könnte. Er braucht nur einen Schubser in die richtige Richtung. „Dem Baby geht es gut. James sagt, man kann noch nicht soviel dazu sagen aber es sollte sich gut entwickeln." Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sonst noch sagen soll. Einerseits schickt er mich ständig zu James aber andererseits will er nie etwas von den Ergebnissen wissen. Wie es aussieht muss ich die restlichen Monate alleine da durch.
Schwanger sein und eine Familie gründen, habe ich mir immer anders vorgestellt. Mit einem Mann, der mich bedingungslos liebt und unterstützt. Jemand der mit mir durch diese Zeit geht und nicht von meiner Seite weicht, egal was passiert. So wird es einem als kleines junges Mädchen erzählt. Traurig, dass die Realität weit davon entfernt liegt. Schon wenn ich daran denke, dass es auch nur ansatzweise so sein könnte, kommen mir die Tränen. Was passiert wenn das Kind da ist? Wenn es von Alex ist, wird mich Milan von sich stoßen und mich auf die Straße setzen. Alex wird mich wohl kaum bei ihm aufnehmen, weil ihm alles egal ist und außerdem wäre er bestimmt nicht bereit für ein Kind. Er weiß ja nicht einmal, dass ich schwanger bin. Wie auch? Ich habe seit Wochen keinen Kontakt mehr zu ihm.
Heimlich versuche ich die kleine Träne von meiner Wange zu wischen und löse mich von Milans Schoß. Gekränkt, enttäuscht und traurig verlasse ich die Couch, nur um mich wieder in unser Bett fallen zu lassen.
Das ist der reinste Albtraum. Mein Mann kann mich kaum anschauen und trotz allem teilen wir noch ein Bett. Wie lächerlich. Ich kann mich noch daran erinnern, als wir vor Tagen darüber gesprochen haben, ob es ein Mädchen oder ein Junge werden soll. Er hat so geredet, als würde er sich darüber freuen ein Kind zu bekommen. Als wäre es seines.
Traurig wickle ich mich in meine Decke ein und lasse langsam den Tränen freien Lauf. Still und heimlich liege ich in unserem Ehebett und weine. Wie letzte Nacht. Ich weiß nicht, ob er das gestern nicht gemerkt hat oder ob er es einfach ignoriert hat.
Leise höre ich, wie die Tür aufgeht und Milan herein kommt. Leicht senkt sich das Bett neben mir und ich Rutsche noch etwas weiter an den Rand der Matratze. „Hast du etwas gegessen?" Seine angenehme Stimme unterbricht die Stille. „Nein, hab keinen Hunger.", antworte ich und hoffe, dass er mich in Ruhe lässt. Mir ist echt nicht nach essen zumute. „Wieso?" Verzweifelt schnaufe ich und setze mich auf, kurz bevor ich die Tränen aus meinem Gesicht gewischt habe. „Vielleicht, weil du mich wie eine Schwerverbrecherin behandelst!"

Gute Nacht meine Süßen🤍

Zwangsheirat mit einem Mafia Boss ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt