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Milan hat Mateo anscheinend nach Hause geschickt, denn er setzt sich alleine zu uns. Mit verschränkten Armen sitze ich im Schneidersitz neben Diego. Milan sitzt uns gegenüber auf dem Couchtisch. Ich hoffe das Teil bricht zusammen.
„Leute ihr müsst euer Problem in den Griff kriegen! Ich könnt nicht immer mutwillig handeln." Diego ist ein netter Mensch aber im Moment will ich ihm nur den Kopf abreißen. „Wie kommst du auf die Idee jetzt uns zu therapieren oder keine Ahnung was das werden soll." Melde ich mich zu Wort und schaue weiterhin auf den Boden. Ohne auf meinen Kommentar einzugehen redet er weiter.
„Ihr beide müsst an euch arbeiten. Redet doch einfach miteinander was euch an dem jeweils anderen stört. Kommunikation ist der Schlüssel."
Genervt verdrehe ich meine Augen. Diego ist mir echt sympathisch aber er überschreitet gerade eine Grenze. Wenn ich damit anfange zu erzählen was mich an Milan stört, werden wir hier morgen noch sitzen. Diese Liste ist nämlich Kilometer lang.
„Mich stört die Tatsache das ich hier bin und einen Mann heiraten soll, der anscheinend Aggressionsprobleme hat!" Melde ich mich zu Wort, da Milan einfach nur stumm dasitzt. Idiot.
„Und wieso hältst du dich dann nicht einfach an meine Regeln wenn ich deiner Meinung nach Aggressionsprobleme habe?" Fährt er mich wieder wütend an. Sage ich doch, er hat Probleme.
„Weil ich erstens nicht deine Leibeigene bin und zweitens deine Regeln scheiße sind." Hätte ich etwas in der Hand -einen Stein zum Beispiel- würde ich ihn gegen Milan werfen. Dieser Mann treibt mich noch in den Wahnsinn. „Okay. Ihr habt beide Probleme. Ihr heiratet in ein paar Tagen und geht so miteinander um, als würdet ihr euch scheiden lassen wollen. Ihr müsst beide dem jeweils anderen entgegen kommen. Milan, du solltest deine Regeln etwas ändern oder vielleicht ein paar Vorschriften ganz streichen. Samira, du solltest Milan eine Chance geben. Ich habe dir schon einmal gesagt das Milan kein schlechter Mensch ist. Gebt euch gegenseitig eine Chance." Seine Worte klingen verzweifelt aber auch hoffnungsvoll und motivierend. Keiner Antwortet Diego und es war unglaublich still. Anscheinend denkt Milan gerade über seine Fehler nach und was er anders machen sollte. Ich kann aber nur netter zu ihm sein, wenn er mich nicht mehr wie sein Eigentum behandelt. Ich habe es echt satt.

Ohne ein weiteres Wort verlasse ich dieses unnötige Gespräch und laufe -so gut es mit meinem verletzten Knöchel geht- die Stufen hinauf. Während die Jungs unten noch quatschen lasse ich warmes Wasser in die Badewanne ein. Der Tag heute war Stress pur. Was wohl Carla von mir denkt nachdem ich einfach weggelaufen bin?
Ich schütte Badesalz und anderes Zeug, das hier so rumsteht in das klare Wasser. Keine Minute später bildet sich schon ein weißer Schaum auf der Wasseroberfläche. Ich ziehe mich aus und lege mich in die volle Wanne. Erschöpft schließe ich meine Augen und entspanne mich etwas.

Kurz bevor ich mich im Land der Träume  verliere wird plötzlich die Tür geöffnet. Erschrocken zucke ich zusammen und schaue zur Tür. Milan. Ich hasse diesen Typ. Kann er mich nicht für 20 Minuten alleine lassen?
Schnell schiebe ich das bisschen Schaum was noch da ist vor meine Brust, damit er mir nichts wegschauen kann.
„Kannst du mir einmal ein bisschen Privatsphäre lassen? Geht das?" Meine Stimme klingt mehr als nur genervt und wütend. Er hätte wenigstens anklopfen können.
„Wir müssen über die Regeln sprechen und so kannst du wenigstens nicht weglaufen wenn ich mit dir rede." Mit einer Handbewegung fordere ich ihn auf weiter zu sprechen.
„Diego hat recht, wir müssen beide etwas ändern. Ich möchte dich nicht den ganzen Tag im Haus einsperren aber du hast mir bis jetzt keine andere Wahl gelassen. Jedes Mal wenn ich versuche dir zu vertrauen zeigst du mir warum ich das nicht tun sollte. Ohne Vertrauen kann ich dir nicht mit einer Lockerung meiner Vorschriften entgegenkommen." Er lehnt sich an der Wand an und verschränkt seine Arme während er redet. „Du warst derjenige der mich an das Bett gefesselt hat und du willst mir etwas über Vertrauen erzählen? Fahr zur Hölle!" schreie ich ihn an.
Wegen ihm bin ich aus einem Fenster gesprungen und habe meinen Knöchel verletzt. Ihn soll der Teufel holen. Was anderes als Verachtung und Wut kann ich ihm gegenüber nicht empfinden. Er treibt mich noch zur Weißglut!
„Das war ein Test. Ich wollte sehen wie du reagierst, wie du vorgehst und wie lange du brauchst um das Zimmer zu verlassen." klärt er mich auf. Welcher Mensch kettet jemanden fest nur für einen Test?
„Ich bin deinetwegen aus dem Fenster gesprungen. Vermutlich ist mein Knöchel auch noch verstaucht wegen dir. Ich zieh dir das nächste Mal die Bratpfanne über deinen Schädel und behaupte danach auch es sei ein Test. Du Idiot!" Erstaunt schaut er mich an und setzt sich auf den Rand der Badewanne. „Zeig mir deinen Knöchel." Fordernd streckt er seine Hand aus, ich jedoch kauer mich mehr in der Wanne zusammen und umklammere meine Füße mit meinen schlanken Armen. Als ob ich ihm jetzt meinen Knöchel präsentieren würde.
„Okay dann zeige ihn mir später. Vielleicht musst du zum Arzt. Aber nun wieder zurück zum eigentlichen Thema. Hast du Vorschläge wie ich dir dein Leben hier leichter machen kann?"

"Lass mich bitte einfach gehen." Verzweifelt und traurig schaue ich ihn an. „Das ist ausgeschlossen. Ich werde dich übermorgen heiraten." Wie kann man nur so herzlos sein?
Tränen strömen aus meinen Augen und ein schluchzen verlässt meine Lippen. Niedergeschlagen nicke ich und Milan verlässt das Badezimmer. Er macht mich noch kaputt. Wie soll ich das hier bloß überleben? Er liebt mich nicht und heiratet mich trotzdem. Er verbietet mir so ziemlich alles und lässt mich jeden Tag alleine zu Hause. Wo soll das ganze Drama hinführen? Erschöpft und gekrängt lasse ich mich tiefer in die Wanne sinken, bis das Wasser meinen Kopf umschließt.

Zwangsheirat mit einem Mafia Boss ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt