~ Carlos ~
Als die beiden Bullen weg waren, kam ich endlich dazu, mir den Rest der Wohnung näher anzusehen.
Wie ich es mir gedacht hatte, gab es neben Küche und Wohnzimmer noch ein kleines Badezimmer und zwei Schlafzimmer.
Viel zu wenig Platz, um zu fünft hier zu leben!
Ich musste mir ein Zimmer mit Luiza und Cathy teilen und Mom schlief mit Ruben im anderen Zimmer.Nicht gerade begeistert schleifte ich meinen Koffer in unser Zimmer und machte mich daran, die paar wenigen Sachen auszupacken.
Wir hatten nur einen Bruchteil unserer alten Klamotten bekommen.
Der ganze Rest war immer noch in Liverpool und wurde wahrscheinlich von der nächsten Müllabfuhr mitgenommen.Als ich auf den kläglichen Haufen Klamotten in meinem Koffer starrte, wurde mir bewusst, dass ich dringend "einkaufen" gehen musste.
Naja, ihr wisst wahrscheinlich, was ich mit einkaufen meine.
Ich meine nicht Klamotten aussuchen und bezahlen, sondern Klamotten nehmen, in die Umkleide gehen und die elektronischen Sicherungen rausreissen.
Hoffentlich gab es hier Läden, die nicht allzu gut überwacht waren!Schnell packte ich den Koffer aus, stopfte alles in den Schrank, den ich mit Cathy und Luiza teilen musste, und machte mich dann auf den Weg in die Wohnzimmerküche.
<< Mom, ich geh raus. >>, rief ich quer durch die ganze Wohnung.
Es kam nur ein << Mhm >> aus dem Bad.
Wahrscheinlich hatte sie nicht mal gecheckt, was ich gesagt hatte, aber war ja auch egal!Genervt wühlte ich mich durch den Papierkram, der sich inzwischen auf dem Tisch angesammelt hatte.
Verdammt nochmal!
Wo war meine U-Bahnkarte und meine Buskarte?Ach Mist!
Die hatte ich ja auf dem Couchtisch liegen lassen.
Und da lagen sie auch.
Fein säuberlich neben denen von Cathy.
Schnell schnappte ich mir die Dinger, steckte sie in meine Hosentasche und stürmte aus der Wohnung.Ich hielte es da drinnen irgendwie nicht aus.
Alles war so eng und man trampelte sich ständig gegenseitig auf den Füssen rum.
Wie sollte ich das nur aushalten?Ich hatte ja nicht mal ein eigenes Zimmer, in das ich mich zurückziehen konnte!
Ich liebte Cathy und Luiza ja, aber irgendwann brauchte doch jeder einmal Ruhe und Zeit für sich alleine.
Wie ging das, wenn man zu dritt im selben Zimmer schlief?Frustriert joggte ich dir Treppe runter und zählte dabei die Stufen mit.
Es waren genau 62.
Heilige Scheisse!
Da sollte ich also jeden Tag hoch und runterlaufen?
Da konnte ich ja noch richtig sportlich werden!Ziemlich ausser Atem riss ich die Haustür auf und taumelte auf den Bürgersteig.
Ausser einem Penner, der nur mit einem Müllsack bekleidet schien, konnte ich immer noch niemanden entdecken.
Die pennten wahrscheinlich alle den Tag durch, aber dafür ging hier bestimmt in der Nacht die Post ab.Wo war hier nochmals die Bushaltestelle?
Scheisse, Normalo hatte uns das doch vorhin mindestens drei Mal erklärt und ich hatte auch geglaubt, dass ich es gecheckt hatte, aber irgendwie sah hier alles so gleich aus, und ich hatte keinen Plan, in welche Richtung ich laufen musste.Unschlüssig sah ich mich um.
Sollte ich es wirklich wagen, mich hier auf der Strasse rumzutreiben?
Naja, es war zumindest besser, als wieder reinzugehen und Mom ertragen zu müssen.Die Entscheidung, in welche Richtung, wurde mir abgenommen, als der Müllsacktyp aufstand, mich böse anstarrte und auf mich zukam.
Holy Shit!
Nichts wie weg hier!Rasch wandte ich mich in die andere Richtung und lief mit schnellen Schritten von dem Typen weg.
Um ihn loszuwerden bog ich in eine düstere Seitenstrasse ab.
Aber zu meine Entsetzten schienen sich hier noch mehr düstere Gestalten rumzutreiben.
Da es so dunkel war, entdeckte ich sie erst, als es schon zu spät war, um umzukehren.
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Escape...
Teen FictionDas Leben von Carlos geht gerade ziemlich den Bach runter. Er wird aus seiner Heimat und von seinen Freunden weggerissen und muss nach London, wo er keine Menschenseele kennt. Als er durch Zufall Lilly kennenlernt, der es ähnlich erging, verliebt er...