42. ~ Escape

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~ Carlos ~

Den Samstag verbrachten Cathy und ich damit, unseren Kater auszuschlafen. Ich hatte zwar nicht so viel getrunken wie sonst immer, aber trotzdem quälten mich mal wieder üble Kopfschmerzen. Cathy ging es genauso, denn sie trank normalerweise eigentlich nie und war sich harten Alkohol nicht gewohnt.

Unsere Eltern hatten Gott sei Dank nichts bemerkt und schienen auch nicht zu checken, dass wir den ganzen Samstag lang total verkatert waren. Wir hatten uns um halb fünf Uhr morgens total besoffen wieder reingeschlichen und waren dabei nicht gerade leise gewesen. Aber die Schlaftablette, die wir Dad untergejubelt hatten, schien offenbar gut zu wirken und bei Mom hatte die Weinflasche, die sie sich am Abend gegönnt hatte, auch gute Arbeit geleistet.

Im Grossen und Ganzen hatten wir echt einen schönen Geburtstag gehabt mit viel Spass und Alkohol. Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dass ich in diesem Jahr überhaupt Geburtstag feiern würde. Aber meine gute Stimmung von Freitagnacht hielte nicht lange an. Bereits am Montag geschah die nächste Scheisse. Und diese Scheisse würde ganz klar mehr Auswirkungen haben als mein kleiner Einbruch bei Clifford.

Unser Vater chauffierte uns ganz normal zur Schule, wie er es jeden Morgen tat. Ich ahnte dabei nicht, was mich gleich erwarten würde, sondern freute mich darauf, Miguel wieder zu sehen und mal für ein paar Stunden von zu Hause wegzukommen. Miguel fing mich vor der Schule ab mit einem besorgniserregenden Gesichtsausdruck. Ich merkte sofort, dass etwas nicht stimmen konnte.

<< Schau mal, wer hier ist >>, begrüsste er mich und deutete mit einer ausladenden Bewegung auf ein paar Autos. Ich begriff nicht sofort, was er meinte und sah ihn nur ziemlich dumm an. << Das sind die Bullen. Die schnüffeln hier in unserem Zeugs rum mit ihren scheiss Drogenhunden >>, klärte er mich auf und deutete auf ein paar Typen mit zwei Schäferhunden.

Schlagartig lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. << Verdammte Scheisse, jetzt sag bitte nicht, dass du was von deinem Vater hier hast >>, stiess er hervor und sah mich dabei mit flehenden Augen an. << Doch, Heroin in meinem Schliessfach >>, würgte ich hervor und hätte mir dabei am liebsten selbst eine geklatscht. Das Zeugs hatte ich schon wochenlang darin gebunkert. Warum hatte ich mir nicht einmal die Zeit genommen, es zu entsorgen?

Verfickt, jetzt hatte ich also den Salat. Miguel wurde ganz blass um die Nase und stützte sich auf mir ab. Wenn die das Zeugs fanden, und das taten sie ganz bestimmt durch die Hunde, dann würde ich in hohem Bogen von der Schule fliegen, ich hatte ja schliesslich schon eine Verwarnung. Und nicht nur das, die Menge des Heroins würde mich wahrscheinlich direkt in den Knast befördern.

<< Okay Bro, wir müssen jetzt was ganz Kluges tun und dürfen auf keinen Fall auffallen >>, flüsterte Miguel, der sich inzwischen wieder etwas beruhigt hatte. << Gib mir den Schlüssel von deinem Schliessfach. Ich geh da rein und versuche, das Zeugs zu entsorgen. Vielleicht kann ich ja noch was retten. Und du und Cathy, ihr verpisst euch schleunigst und taucht unter. Ich schreib dir, wenn ich das Zeugs entsorgen konnte oder wenn ich rausgefunden habe, dass sie es schon gefunden haben, okay? >>

Ich nickte nur panisch und umarmte Miguel. << Pass auf dich auf Bruder und falls die dich erwischen, nimm das auf keinen Fall auf deine Kappe. Es war schliesslich mein Fehler, das Zeugs da liegen zu lassen. >><< Jaja, ich passe schon auf >>, murmelte er und drückte mich nochmals kurz.

Ein paar Sekunden lang sah ich ihm hinterher, wie er auf die Schule zueilte, um meinen Arsch zu retten. Dann setzten sich meine Beine endlich in Bewegung und ich zerrte die laut protestierende Cathy von ihren Freundinnen weg und verklickerte ihr, dass wir uns schleunigst aus dem Staub machen sollten. Auf dem Weg zur U-Bahnstation erklärte ich ihr bruchstückhaft, was los war, während ich sie hinter mir herzerrte.

Escape...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt