39. ~ Eiskalte Abfuhr

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~ Lilly ~

Nachdem wir uns eine ganze Weile lang angeschwiegen hatten, hielte ich es einfach nicht mehr aus. Ich holte tief Luft und liess anschliessend alles aus mir raussprudeln, was ich eigentlich schon lange hätte sagen sollen.

<< Carlos, ich weiss, dass ich mich total scheisse verhalten habe, dir gegenüber. Du kannst schliesslich nichts dafür, was mit meiner Mutter passiert ist. Es tut mir echt Leid, dass ich dich damit einfach so lange alleine gelassen habe, aber können wir jetzt bitte wie erwachsene Menschen über diese Sache reden? >> Ich wollte nach seiner Hand greifen und sie drücken. Das hatte früher immer funktioniert, wenn ich ihn irgendwie hatte beruhigen müssen, aber jetzt zog er energisch seine Hand weg.

<< Du hast doch keine Ahnung. Ausserdem gibt's da nix mehr zu reden. Tu was du willst! Du kannst meinen Vater von mir aus bei den Bullen verpetzen oder von der Mafia abschlachten lassen, es ist mir scheissegal! >>, fauchte er und sah mir dabei immer noch nicht in die Augen. Ich wusste, dass es ihm nicht scheissegal war, was ich tat, aber wahrscheinlich musste er einfach mal wieder sein Machogehabe raushängen lassen, um mir zu zeigen, wie sehr ich ihn verletzt hatte. Aber das beeindruckte mich nicht sonderlich.

<< Hör mal, ich weiss, dass ich absolut scheisse zu dir war und du kannst mich von mir aus für den Rest deines Lebens hassen, aber diese Sache mit meiner Mutter und deinem Vater müssen wir irgendwie klären, verstanden? >> << Was willst du da noch klären? Es tut mir Leid, dass das passiert ist, Lilly, aber wir können da nichts mehr ändern. >> Zum ersten Mal hob er seinen Blick von der Tischplatte und sah mir direkt in die Augen. Ich erschrak mich beinahe zu Tode, über die reine Kälte und Gleichgültigkeit, die ich darin sah.

<< Das Einzige was du tun kannst, ist, dich an meinem Vater zu rächen. Aber das musst du selbst entscheiden, ich will nicht, dass du mich da irgendwie mit reinziehst, klar? >> Ich nickte nur, da ich immer noch total abgelenkt war von seinen Augen und gar nicht richtig verstand, was er da überhaupt laberte. << Gut, dann wäre das also geklärt. >>

Er wollte schon aufspringen und zu Miguel abhauen, aber ich hielte ihn zurück. << Warte, da ist noch was, über das wir reden müssen >>, würgte ich hervor und hätte mir dabei am liebsten selbst mit der flachen Hand ins Gesicht geklatscht. << Was denn noch? >> Genervt setzte er sich wieder hin.

Verlegen wickelte ich mir eine meiner dunklen Locken um den Finger. << Naja, du weisst schon, das mit uns >>, stiess ich zögerlich hervor. Ich merkte, dass er sich richtig zusammenreissen musste, um mir nicht alles Mögliche an den Kopf zu werfen. Stinksauer stiess er die Luft aus und sah mich dann wieder mit seinen eiskalten Augen an.

<< Das mit uns ist passé. Ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein, Lilly. Du hast mich einfach hängen lassen als ich dich am meisten gebraucht hätte. Ausserdem kann ich dir auch nie wieder in die Augen sehen, ohne direkt an deine Mutter zu denken. Es tut mir Leid, aber das wird nicht funktionieren mit uns beiden. >> Mit diesen Worten sprang er einfach auf und lief zu Miguel rüber, der immer noch an der Bar hockte.

Seine Worte waren hart, aber ich wusste, dass er Recht hatte. Ich war ein richtiges Stück Scheisse und ich hatte ihn nicht verdient. Mein Blickfeld wurde total verschwommen, als ich ihm hinterher sah, wie er eilig mit Miguel die Bar verliess und ich spürte eine erste Träne, die sich ihren Weg über meine Wange bahnte. Wieso hatte ich nicht einfach auf einen seiner Anrufe oder auf eine Nachricht von ihm geantwortet? Dann wäre das ganze Drama hier um einiges geringer gewesen. Verdammt nochmal, was war ich nur für eine verfickte Idiotin.

Weinend vergrub ich mein Gesicht in den Händen und versaute mein gesamtes Make-Up, aber das war mir im Moment sowas von egal. << Ey, Lilly! Was ist passiert? >> Ich spürte, wie Nick sich neben mich setze und einen Arm um mich legte. Sofort liess ich mich in seine Arme fallen und heulte, was das Zeug hielte.

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