38. ~ Stalkerin

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~ Lilly ~

<< Bist du endlich fertig? Wir fahren gleich >>, vernahm ich Logans leicht genervte Stimme und ein Gepolter an der Badezimmertür. Konnte der Junge nicht wenigstens einen kleinen Augenblick warten? Ich war schliesslich eine Frau und brauchte eine gewisse Zeit, um mich fertig zu machen.

<< Ja, ich komm gleich. Nur noch eine Minute >>, rief ich genervt zurück während ich meine neuen, silbernen Ohrringe in meine Ohren steckte. Okay, somit sah ich einigermassen angemessen aus, um in den Club zu gehen.

Ein letztes Mal zog ich meinen Lippenstift nach und warf einen kritischen Blick in den Spiegel, um zu überprüfen, ob das dunkelrote Kleid mir auch wirklich stand. Es schmiegte sich ziemlich eng an meinen Körper und war auch etwas zu kurz, aber es stand mir ziemlich gut. Mein Vater hätte mir niemals erlaubt, so rumzulaufen, aber seit ich meinen Vater los war und bei Nicky, James und Logan wohnte, hatte ich solche Probleme zum Glück nicht mehr.

Okay, jetzt musste ich aber wirklich los, die anderen warteten schon ziemlich ungeduldig auf mich. Es war zwar Sonntagabend, aber wir hatten spontan beschlossen, dass wir uns heute etwas austoben mussten. Ich musste morgen erst am Nachmittag arbeiten, also konnte ich den Sonntagabend perfekt nutzen und morgen ausschlafen.

Voller Vorfreude riss ich die Badezimmertür auf und schlüpfte im Flur in meine High Heels. Autsch, meine Füsse taten jetzt schon weh, wie sollte ich nur die ganze Nacht in diesen Dingern überleben? Aber egal, sie passten perfekt zu meinem Kleid, also musste ich sie einfach anziehen.

<< Ich bin fertig, wir können los >>, rief ich den Jungs zu und stiefelte nach draussen. << Na endlich! >>, hörte ich James genervte Stimme hinter mir. Aber ich beschloss, mich heute mal nicht von seiner schlechten Laune anstecken zu lassen und den Abend einfach zu geniessen. Es war nämlich schon viel zu lange her, seit ich das letzte Mal so richtig Spass gehabt hatte.

<< Du siehst toll aus! >>, sagte Nick im Vorbeilaufen und drückte mir eine Bierflasche in die Hand. << Danke Nickyboy, du siehst auch nicht schlecht aus >>, gab ich zurück und zwinkerte ihm zu. Zusammen mit meiner Bierflasche und Nick quetschte ich mich auf die Rückbank von Logans schneeweissem Subaru, der sein ganzer Stolz war.

<< Auf heute Abend Leute >>, rief Nick und schwenkte seine Bierflasche herum, nachdem Logan sich hinters Steuer und James auf den Beifahrersitz hatten fallen lassen. << Auf heute Abend! >>, rief ich aus und liess meine Flasche gegen seine klirren. James drehte das Radio voll auf und Logan liess den Motor aufheulen und brauste in einem Mordstempo davon.

Das Adrenalin schoss in einem richtigen Schub durch meinen Körper, als wir auf die Schnellstrasse rollten und Logan Vollgas gab. Ich liebte diesen Moment einfach über alles, als der Motor aufheulte und alles draussen an uns vorbeiflog. Bier schlürfend genoss ich diesen Augenblick in vollen Zügen.

Es war einfach wundervoll, mit meinen drei besten und traurigerweise auch einzigen Freunden zusammen zu sein. Wieder einmal mehr wurde mir bewusst, wie glücklich ich mich schätzen konnte, die drei kennengelernt zu haben. Wenn ich sie nicht hätte, würde ich jetzt wahrscheinlich unter einer Brücke schlafen und tagsüber betteln gehen.

Viel zu schnell war die Fahrt vorüber und Logan quetschte den Wagen in eine enge Parklücke vor dem Empire. Hoffentlich bekamen wir alle einen Drink spendiert, weil ich ja schliesslich hier arbeitete.

Da Sonntagabend war, war zum Glück nicht sonderlich viel los. Der Türsteher, ein breiter Typ aus dem Irak, den alle nur Abi nannten, winkte uns sofort hinein, als er mich entdeckte. Ich zwinkerte ihm kurz zu und stöckelte dann mit den drei Jungs im Schlepptau die Treppe hinauf. Dabei musste ich mich an Logan festhalten, sonst wäre ich wahrscheinlich in meinen Scheissschuhen auf die Schnauze geflogen.

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