Escape...

29. ~ Erwischt

~ Carlos ~

Obwohl Manu und ich uns beeilt hatten, durch die ganzen Dateien zu klicken und Fotos zu schiessen, dauerte das Ganze natürlich eine Weile. Ich Idiot hätte einfach meinen USB-Stick mitnehmen, und den ganzen Mist darauf kopieren sollen, wie in Liverpool. Das wäre zumindest um einiges schneller gegangen.

Langsam aber sicher bekam ich ein echt komisches Gefühl im Magen. Wir waren schon viel zu lange hier, mindestens eine halbe Stunde. Es war eigentlich ein echtes Wunder, dass hier noch keiner aufgetaucht war. Gerade als ich das dachte, bestätigte sich mein schlechtes Gefühl.

Mit einem lauten Knipsen wurde das Licht im Flur angeknipst. Ich wusste sofort, dass das nicht Erik und Miguel waren. Die beiden wären niemals so blöd gewesen und hätten während einem Einbruch das Licht angeschaltet. Ausserdem waren sie immer noch in der Küche und bedienten sich an Cliffords Kühlschrank.

Einen Moment nach dem Klicken des Lichts ertönte eine Stimme, die mir kalte Schauer den Rücken hinunterjagte. << Hallo, ist hier jemand? >> Das war eindeutig nicht Clifford, aber trotzdem bekam ich die Panik meines Lebens, als eine Sekunde später eine weitere Stimme zu hören war: << Hier ist die Polizei. Kommen Sie sofort raus, wir wissen, dass jemand hier ist. >>

Scheisse, die Bullen! Das war ja noch schlimmer als Clifford. Panisch schaute ich zu Manu, der wie versteinert vor dem PC hockte. Warum hatte uns Claudia nicht gewarnt? Ich hatte sie doch nicht umsonst vor der Tür positioniert. Verdammte Scheisse, die entdeckten uns zu hundert Prozent, denn hier kamen wir nicht raus. Wir sassen in der Falle.

Panisch starrte ich auf die Tür, die nur halb angelehnt war. Überall waren Schritte zu hören, die waren mindestens zu fünft oder zu sechst. Warum war ich nur auf diese verfickt blöde Idee gekommen? Ein paar blöde Prüfungen waren doch keinen Einbruch wert! Ich hatte damit nicht nur mich, sondern auch die anderen ziemlich fett in die Scheisse geritten.

Mit zitternden Fingern steckte ich mein Handy in die Jackentasche, dabei stiess ich jedoch mit dem Arm gegen irgendetwas, dass auf Cliffords Schreibtisch gestanden hatte und dieses Etwas fiel natürlich laut klappernd zu Boden. Verdammter Mist! Jetzt wussten die natürlich sofort, wo wir waren. Ganz toll hingekriegt, Carlos!

Ohne dass ich zur Tür sehen musste, wusste ich, dass die Bullen jeden Moment hier sein mussten. Schritte waren zu hören und das grelle, hellblaue Licht von Taschenlampen leuchtete unruhig hin und her.

Manu schien wohl erst jetzt zu begreifen, was hier vor sich ging, denn auf einmal kam Bewegung in ihn und er packte mich am Arm. Ich musste mich zusammenreissen, um nicht schmerzhaft das Gesicht zu verziehen, da seine Finger sich gerade da festkrallten, wo ich mich das letzte Mal geritzt hatte. Ich spürte, dass die Schnitte sofort anfingen zu bluten und mein ganzer Arm seltsam warm wurde.

<< Wir müssen raus hier! >>, zischte Manu mich jetzt mit Panik in der Stimme an, obwohl er wahrscheinlich selber wusste, dass wir hier nicht unbemerkt rauskamen. << Vergiss es! >>, flüsterte ich und zog meinen Arm zurück, bevor er merken konnte, dass er soeben ein Blutbad angerichtet hatte.

In dem Augenblick wurde die Tür aufgestossen und zwei Bullen standen mit gezogenen, auf uns gerichteten Pistolen vor uns und blendeten uns mit ihren verdammten Taschenlampen. << Hier sind zwei! >>, rief der eine nach hinten in die Wohnung.

Manu bekam die Panik seines Lebens, das spürte ich, auch wenn er sich äusserlich überhaupt nichts anmerken liess. Ich hatte keine Angst vor diesen Bullen, eher davor, wie mein Vater reagieren würde, wenn er von der ganzen Aktion hier erfuhr. Ich wollte es mir lieber gar nicht erst vorstellen.

<< Was habt ihr hier zu suchen? >>, fauchte der andere uns an, während er drohend auf uns zuschritt. Ich hielte es nicht für nötig, dem zu antworten und blieb einfach cool auf Cliffords Schreibtisch sitzen.