~ Carlos ~Total in meine Gedanken vertieft schaute ich Luiza zu, wie sie unter einem Baum nach Kastanien suchte. Jedes Mal wenn sie fündig wurde, erschien ein Strahlen auf ihrem Gesicht, während sie sich die Kastanien in die Jackentasche steckte. Grinsend schaute ich ihr zu, mit meinen Gedanken war ich jedoch mal wieder ganz woanders.
Bei Lilly natürlich. Wie konnte es auch anders sein? Ich musste unbedingt mit ihr reden, auch wenn sie das nicht wollte. Ich kam einfach nicht ohne sie klar und ritt mich immer tiefer in die Scheisse, wenn sie nicht an meiner Seite war.
Mein Leben bestand nur noch aus Scheisse bauen, mich selbst zu verletzten und mich mit meinen Eltern zu zoffen. Das konnte doch nicht so weitergehen. Ich konnte das jedenfalls nicht mehr ewig aushalten.
Seufzend lehnte ich mich gegen irgendeinen Ahornbaum und versuchte die Gedanken in meinem Kopf irgendwie in den Griff zu bekommen, aber ich kam auf keinen grünen Zweig. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich tun sollte, um mein Leben wieder in die richtige Bahn zu lenken.
Das einzige, was ich sicher wusste, war, dass ich meinen Vater irgendwie loswerden musste, um Lilly zurückzubekommen. Aber ich hatte keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte. Wenn ich ihn bei den Bullen verpetzen würde, käme er in den Knast und das würde Mom auf keinen Fall verkraften. Wahrscheinlich würde sie sich noch mehr mit Alkohol zu dröhnen, als sie es jetzt schon tat, falls das überhaupt möglich war.
Ausserdem wären wir total pleite ohne ihn. Die Kohle war zwar jetzt schon ziemlich knapp, aber ohne sein Drogengeld könnten wir direkt unter einer Brücke wohnen gehen. Wenn meine Mom sich doch nur endlich mal einen Job suchen würde, wären wir wenigstens nicht finanziell abhängig von ihm. Aber so brauchten wir ihn auf jeden Fall, um wenigstens irgendwie durchzukommen.
<< Carlos, ich hab kalt. >> Ich hatte gar nicht gemerkt, das Luiza vor mir stand und sich zitternd in ihre Jacke einkuschelte. Schnell zog ich meine Jacke aus und schlang sie ihr um die Schultern. Lieber fror ich mir den Arsch ab als sie. << Komm, wir gehen in ein Café was trinken >>, schlug ich vor und nahm ihre eiskalte Hand in meine. Ich hatte zwar nicht genug Geld dabei, um ihr ein heisses Starbucks Getränk zu finanzieren, aber irgendwas würden wir schon finden.
Völlig orientierungslos irrte ich mit der Kleinen durch die Stadt auf der Suche nach einem billig aussehenden Café. Aber irgendwie sah alles viel zu teuer aus und mit meinen fünf Pfund, die ich dabeihatte konnte ich mir eh nix leisten. Ich spürte, wie Luiza immer mehr fror und ihre Laune immer tiefer auf den Nullpunkt sank. Ich musste mir dringend was einfallen lassen, ansonsten würde sie mir gleich mitten auf der Strasse eine Szene machen.
Irgendwo hupte ein Auto die ganze Zeit. Ich beachtete es nicht, da es eigentlich ziemlich normal war, dass in der Innenstadt ständig gehupt wurde. Aber das hupen wurde immer aufdringlicher und schliesslich hob ich doch den Kopf um zu sehen, welcher Idiot das war. Ein dunkelblauer Schrottwagen kam schlitternd direkt neben uns zum Stehen. << Hola Carlos! >>, schrie Nick aus dem Seitenfenster.
Was wollte der denn hier? Ich hatte seit mit Lilly Schluss war fast keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt, da ich mir sicher war, dass er sich auf ihre Seite geschlagen hatte. Ich konnte es ihm nicht übel nehmen, da er ja schliesslich mit ihr zusammen wohnte, aber trotzdem war ich irgendwie enttäuscht von ihm. Er hätte sich schliesslich auch mal bei mir melden können und fragen, was wirklich passiert war, anstatt sich einfach so auf Lillys Seite zu schlagen.
<< Kommt, springt rein! Wir haben was zu bereden. >> Mit einer einladenden Handbewegung deutete er auf die Rückbank seines Schrottwagens und Luiza stieg natürlich sofort begeistert darauf ein. Mir blieb keine andere Wahl, als ihr zu folgen, da sie schon mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht auf die Rückbank geklettert war. Wiederwillig folgte ich ihr. Ich hatte echt keine Lust, mit Nick zu reden, denn ich war ehrlich gesagt ziemlich sauer auf ihn.

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Escape...
Novela JuvenilDas Leben von Carlos geht gerade ziemlich den Bach runter. Er wird aus seiner Heimat und von seinen Freunden weggerissen und muss nach London, wo er keine Menschenseele kennt. Als er durch Zufall Lilly kennenlernt, der es ähnlich erging, verliebt er...