5. ~ Goodbye!

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~ Carlos ~

Eine verfickte ganze Woche hockten wir jetzt schon in dieser Scheiss-Sicherheitswohnung.

Eine ganze verfickte Woche langweilten wir uns schon zu Tode und gingen uns gegenseitig auf die Nerven.

Ich kam mir wie im Knast vor. Die Wohnung war etwa halb so gross, wie unsere alte, und lag neben dem Stadtpark, wo rein gar nichts los war.

In der ganzen Woche durften wir kein einziges Mal nach draussen, hatten weder Handys, noch Computer und nicht mal ein Festnetztelefon gab es.

Ich war langsam echt am verzweifeln. Luca und der Rest meiner Freunde machten sich bestimmt total Sorgen um mich und ich hatte keine Möglichkeit, mich zu melden. Mein schlechtes Gewissen nagte an mir herum und ich hatte mir mehrmals überlegt, ob ich abhauen sollte.

Aber sosehr ich auch überlegt hatte, ich hatte keine Möglichkeit gefunden, um unbemerkt davonzukommen. Vor der Tür stand immer ein Bulle, der kontrollierte, dass wir nicht abhauten. Ich hatte rausgefunden, dass die Bullen sich immer um sechs Uhr Morgens und um sechs Uhr Abends abwechselten mit Wache schieben. Aber trotzdem kam mir einfach keine Idee, wie ich mich an diesem Bullen vorbeischleichen konnte.

Natürlich hatte ich mir auch überlegt, aus dem Fenster zu klettern, aber da die Wohnung im siebten Stock lag, und mir jedes Mal schwindlig wurde, wenn ich nur aus dem Fenster schaute, hatte ich diese Möglichkeit schnell wieder verworfen.

Ich verstand nicht, wieso die so lange brauchten, um zu klären, ob unsere Wohnung noch sicher war. Ich hatte anfangs gedacht, dass wir vielleicht ein oder zwei Tage hierbleiben mussten aber jetzt waren wir schon eine Woche hier, und die Polizei hatte uns immer noch nicht Bescheid gesagt, ob wir wieder nach Hause konnten oder anonym in irgendeine andere Stadt ziehen mussten.

Mein Entschluss stand jedoch schon lange fest. Falls wir die Stadt verlassen mussten, ich würde auf jeden Fall hierbleiben. Notfalls würde ich auch auf der Strasse leben, aber ich liess mich nicht von meinem Vater und seinen Dealern und Junkies aus meiner Heimatstadt vertreiben. Mein Vater hatte mir gar nichts mehr zu sagen. Es war seine Schuld, dass wir überhaupt in dieser Scheisswohnung eingesperrt sein mussten. Es war auch seine Schuld, dass Mom nur noch wie ein Zombie rumlief und kein Wort mehr redete. Alles war seine Schuld! Und nach alldem liess ich mir doch nicht auch noch vorschreiben, dass ich die Stadt verlassen musste. Nein! Das konnten die alle mal schön vergessen.

Wenn es so weit kam, dass wir abhauen mussten, würde ich mich einfach irgendwie hier rausschleichen und bei Luca unterkriechen, bis mich keiner mehr vermisste.

Aber vielleicht machte ich mir auch viel zu viele Sorgen und es kam gar nicht soweit, wir konnten wieder in unsere Wohnung zurück und normal weiterleben. Natürlich ohne Dad, aber das machte mir nichts aus.

Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, indem sich eine Hand auf meine Schulter legte.
Es war Cathy. << Hey, Bruderherz, lächle doch mal wieder! >>, versuchte sie mich aufzuheitern, was ihr aber kein Stück gelang.

Ich wusste, dass sie es nur nett meinte, aber trotzdem schnauzte ich: << Warum sollte ich? Gibt ja keinen Grund, zu lachen. >>

<< Ja, aber wenn du die ganze Zeit mit einer solchen Laune rumhockst, hilfst du auch keinem weiter. Denk doch mal an Luiza und Ruben. >>
Stimmt, da hatte meine obervernünftige Schwester natürlich wieder mal Recht. Es brachte uns ja nicht weiter, wenn ich die ganze Zeit meine miese Laune auf alle übertrug.

Seufzend zwang ich meinen Lippen ein Fake-Lächeln auf und legte meine Arme um Cathy. Sie fing an zu grinsen, hauchte mir ein << Danke! >> ins Ohr und machte sich dann dran, meine Frisur zu zerstören.

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