~ Carlos ~
Unaufhörlich prasselte der Regen aufs Auto, während die Lichter der Stadt immer näher kamen und wir schliesslich mitten hindurchbrausten. Ich konnte mich jedoch überhaupt nicht darauf konzentrieren und nahm die Lichter deshalb nur am Rande aus dem Augenwinkel wahr. Viel zu kaputt war ich von den Ereignissen der letzten paar Stunden.
Zudem gab mir das gleichmässige Prasseln des Regens beinahe den Rest, sodass mir fast die Augen zufielen, als wir auf den Parkplatz der Polizeistation einbogen. Ich konnte mich nicht mal mehr daran erinnern, wie ich es geschafft hatte, aus dem Auto zu klettern, aber auf jeden Fall hockte ich irgendwann klatschnass vom Regen in irgendeinem Raum mit viel zu grellem Licht auf dem Boden.
Überall um mich herum schienen Menschen zu sein. Alles war erfüllt von aufgeregtem Stimmengewirr und Leuten, die um mich herumwuselten. Ich senkte den Blick und starrte auf meinen Schoss. Dieses grelle Licht ertrug ja kein Mensch, wenn man direkt aus dem düsteren Wald kam und von diesem Lärm bekam ich augenblicklich noch mehr Kopfschmerzen, als ich sowieso schon hatte.
Nach einer Weile kniete sich ein leichenblasser Typ mit Brille vor mich hin und fing an, mein Gesicht zu inspizieren. Das musste wohl ein Arzt sein, denn seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen würde ich ihm wohl ein ziemliches Stück Arbeit bereiten. Ich liess ihn, ohne mich irgendwie zu wehren, einfach an meinem Gesicht herumfummeln und lehnte mich zurück. Normalo hatte sich hinter mich auf den Boden gesetzt und seine Arme um mich gelegt, sodass ich mich bequem an ihn anlehnen konnte.
Während dieser Arzt mit einem Tuch eine ganze Menge Blut von meinem Gesicht tupfte und mich schliesslich mit höllisch brennendem Desinfektionsmittel besprühte, überfiel mich wieder eine Welle der Müdigkeit. Das Einzige, was mich wachhielte, war dieses verfluchte Desinfektionsmittel auf meiner Handfläche und praktisch überall in meinem Gesicht. Ohne das wäre ich wahrscheinlich auf der Stelle eingepennt.
Jedoch wurde ich mit einem Schlag wieder hellwach, als mir jemand völlig unerwartet einen Eisbeutel aufs Auge drückte. Erschrocken wich ich von der plötzlichen Kälte zurück, indem ich den Kopf wegdrehte. Ich fror schon mehr als genug, da brauchte ich nicht auch noch so was. Normalo zwang mich jedoch keine Sekunde später, mir das eiskalte Teil aufs Auge zudrücken und redete dabei weiter beruhigend auf mich ein. Ich erfror fast dabei und ausserdem tat es noch höllisch weh, aber ich hatte keine andere Wahl, als mir die Scheisse aufs Auge pressen zu lassen.
Ich wollte gar nicht erst wissen, wie verunstaltet mein Gesicht mittlerweile aussah. Ich hätte mich eigentlich glücklich schätzen sollen, dass die mir überhaupt halfen, aber wenn ich ehrlich war, wollte ich einfach nur noch meine Ruhe haben und schlafen. Deshalb kam ich wahrscheinlich auch als ziemlich undankbar rüber, als ich die ganze Prozedur einfach nur kommentarlos über mich ergehen liess.
Nachdem meine blutende Hand verbunden und mein Gesicht mit Pflastern zugekleistert worden war, zückte der Arzt eine Taschenlampe und leuchtete mir damit in das Auge, das nicht durch den Eisbeutel verdeckt wurde. << Was hast du genommen? >>, fragte er schliesslich forsch, nachdem er mich lange kritisch angestarrt hatte. Warum zur Hölle merkte mir das jeder direkt an? War mir das etwa so offensichtlich anzusehen oder was?
Ich brauchte lange, um das Wort << Heroin >> über meine trockenen Lippen zu würgen. Als es mir schliesslich gelang, deutete ich mit meiner unverletzten Hand auf meinen Hals. Irgendwo waren bestimmt noch eine oder auch mehrere Einstichstellen zu sehen. Ich spürte, wie Normalo hinter mir scharf die Luft einsog, als der Typ mit seiner Taschenlampe eine der Stellen fand und beleuchtete.
<< Machst du das öfters? >>, fragte er erschrocken und ich konnte dabei genau spüren, dass sich sein Griff um meine Schultern etwas verstärkte. Na toll, jetzt wurde ich auch noch für ein Junkie gehalten. << Nein, ich hab das nicht freiwillig genommen >>, stiess ich beinahe trotzig hervor.
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Escape...
Teen FictionDas Leben von Carlos geht gerade ziemlich den Bach runter. Er wird aus seiner Heimat und von seinen Freunden weggerissen und muss nach London, wo er keine Menschenseele kennt. Als er durch Zufall Lilly kennenlernt, der es ähnlich erging, verliebt er...