54. ~ Angst und Verzweiflung

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~ Carlos ~

Ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit durchströmte meinen ganzen Körper. Ich fühlte mich sicher und geborgen, ein Gefühl, das ich schon lange nicht mehr gehabt hatte. Bevor ich versuchte, meine Augen zu öffnen, kostete ich dieses Gefühl noch eine ganze Weile lang aus. Wer weiss, wann ich das nächste Mal in diesen Genuss kam. Minutenlang lag ich einfach still da und genoss es. Mein Kopf fühlte sich komplett leer an, das Einzige, woran ich denken konnte, war dieses Gefühl.

Aber irgendwann überwog der Drang, meine Augen aufzureissen, so sehr, dass ich es einfach tat, oder zumindest versuchte. Ich gab mir alle Mühe, meine Lider so weit wie möglich aufzureissen, aber trotzdem blieb alles schwarz um mich herum. War es einfach nur so dunkel oder war ich sogar zu blöd, meine Augen aufzumachen? Ich konnte es mir echt nicht erklären, genauso wenig konnte ich mir erklären, wo ich überhaupt war, aber es war mir ehrlich gesagt auch ziemlich egal.

Alles war mir in diesem Moment scheissegal. Mein Kopf fühlte sich an, wie von Watte umhüllt, sodass ich kein bisschen klar denken konnte. Stattdessen driftete ich immer wieder ab, bis ich schliesslich wieder in die vollkommene Schwärze hinein eindöste.

~

Als ich das nächste Mal halbwegs wach wurde, fühlte ich mich jedoch komplett scheisse. Die Wärme und das gute Gefühl von vorhin waren vollkommen verschwunden, stattdessen hatte sich eine eisige Kälte in meinem ganzen Körper ausgebreitet und noch immer konnte ich nichts ausser einer rabenschwarzen Dunkelheit erkennen. Augenblicklich fing ich an zu zittern und rollte mich zu einer Kugel zusammen.

Erst als ich mich bewegte, wurde mir klar, dass irgendwas überhaupt nicht in Ordnung war. Ich lag nicht in meinem warmen Bett sondern auf irgendeinem arschkalten, harten Boden und alles tat mir weh, allem voran mein Kopf und mein Hals. Vorsichtig betastete ich meine Schläfe und fühlte etwas Nasses. Ich musste nicht mal daran riechen, um zu wissen, dass es Blut war. In diesem Moment bekam ich es mit der Angst zu tun. Wo war ich hier nur gelandet und was zur Hölle war eigentlich passiert?

Obwohl ich nichts um mich herum erkennen konnte, versuchte ich trotzdem, mich aufzusetzen. Ich brauchte eine ganze Weile und meine gesamte Kraft, bis ich mich endlich aufgerafft und schwankend auf mein Hinterteil gesetzt hatte. Dabei wurde mir plötzlich so schwindlig und schlecht, dass ich beinahe wieder zur Seite gekippt wäre. Mit aller Kraft krallten sich meine Finger an den arschkalten Boden und versuchten so, Schlimmeres zu verhindern.

Panisch fing ich an, um mich herumzutasten, nachdem ich einigermassen das Gleichgewicht gefunden hatte und mir sicher war, dass ich das Kotzen unterdrücken konnte. Jedoch konnte ich ausser dem Boden, der sich kalt und dreckig anfühlte, nichts ertasten. Langsam aber sicher geriet ich in Panik. War ich aus irgendeinem Grund gestorben und nun direkt in der Hölle gelandet oder was?

Nachdenklich starte ich in die Dunkelheit und versuchte mich fieberhaft an irgendetwas zu erinnern, aber da war rein gar nichts. Mein gesamter Kopf fühlte sich an, als wäre jemand mit einer Dampfwalze drübergefahren. Das Pochen und die damit verbundenen Schmerzen wurden immer schlimmer, sodass ich nicht mal mehr klar denken konnte.

Panisch fing ich an, in der Dunkelheit herumzukriechen, in der Hoffnung, auf irgendwas zu stossen, dass meinem Gehirn irgendwie auf die Sprünge half. Stattdessen fasste ich mit meiner linken Hand in irgendwas rein, dass sich schmerzhaft in meine Handfläche hineinbohrte. << Verfickte Scheisse! >>, stiess ich wütend hervor und erschrak ab meiner eigenen Stimme. Bisher war mir die Totenstille hier überhaupt nicht aufgefallen. Zu sehr war ich damit beschäftigt gewesen, herumzukriechen und zu versuchen, nicht zu kotzen. Doch jetzt wurde mir die Stille auf einmal bewusst. Ich musste irgendwo in der Scheisse sein und zwar komplett alleine. In der Stadt hatte ich nämlich noch nie eine solch extreme Stille erlebt, da gab es einfach zu viele Leute und Verkehr.

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