14. ~ Lilly

90 12 1
                                    

~ Carlos ~

Planlos lehnte ich mich gegen Dad's Porsche und zündete mir eine Zigarette an. Ja, ich weiss, ich rauchte in letzter Zeit echt viel, aber es tat einfach so gut. Es beruhigte, sorgte für ein kurzes Schwindelgefühl und lenkte einem einen winzigen Moment lang von allem ab. Wie auch jetzt.

Ich hatte die Augen geschlossen und war so auf die Zigarette konzentriert, dass ich gar nicht bemerkte, wie eine dunkle Gestalt aus dem Haus Nummer 13 trat und direkt auf mich zukam. Erst als der schwarze Schatten nur noch wenige Meter von mir entfernt war, nahm ich ihn endlich wahr.

Erschrocken liess ich die Zigarette fallen und wollte ein paar Schritte zurückweichen, was jedoch in die Hose ging. Ich stiess hart gegen den Porsche und wäre auch noch fast auf die Schnauze geflogen, wenn ich mich nicht im allerletzten Moment an dem Wagen festgekrallt hätte.

Panisch sah ich mich nach der schwarzen Gestalt um. Zu meinem Entsetzen war die Gestalt zwei Schritte vor mir stehen geblieben und beobachtete mich amüsiert.

Es war ein etwa 18-jähriger, dunkelhäutiger Junge, der sich die Kapuze seines schwarzen Sweatshirts tief ins Gesicht gezogen hatte. Das war wohl derjenige, dem ich das Zeugs bringen musste.

<< Keine Panik! Ich tu dir nix >>, sprach er mit einer tiefen Raucherstimme und einem Grinsen im Gesicht.

Shit! Er hatte wohl mitgekriegt, dass ich fast auf die Fresse geflogen war, weil ich mich so erschrocken hatte. Peinlich!! Ich spürte, wie ich rot wurde und wischte mir schnell mit dem Ärmel übers Gesicht, um die Röte wenigstens einen winzigen Augenblick verstecken zu können. Als ich den Arm wieder runternahm, zierten überall fette Blutflecken meinen Ärmel. Fuck! Blut hatte ich ja auch immer noch im Gesicht. Und an meine Augen, die vom Heulen sicher knallrot waren, wollte ich gar nicht denken.

<< Alles okay? >>, fragte der Typ mit schiefgelegtem Kopf. Ich nickte kurz, ohne ihn anzuschauen. << Hier! >> Er drückte mir ein zerknautschtes Taschentuch in die Hand.

<< Danke! >> Dankbar nahm ich das Teil und drückte es auf meine Nase, aus der immer noch etwas Blut floss.

<< Was ist den passiert? >>, fragte der Typ und deutete auf mein Gesicht. << Ach, nix passiert! >>, winkte ich ab und versuchte das Thema zu wechseln.

<< Bist du der, dem ich den Stoff bringen muss? >> << Ja, bin ich. >> Er wühlte aus den Taschen seines Sweatshirts ein Bündel Geldscheine und drückte sie mir in die Hand. Ohne nachzuzählen stopfte ich das Geld schnell in meine Hosentasche. Er hatte es bestimmt richtig abgezählt, und ausserdem wusste ich ja sowieso nicht, wie viel das ganze Heroin wert war, also hätte es ja eh nichts gebracht, wenn ich mühsam die Geldscheine gezählt hätte.

Der Typ sah mich etwas komisch an deswegen. << Willst du das Geld nicht nachzählen? Kann ja sein, dass ich mich verzählt habe. >>, bemerkte er. << Nee, wird schon stimmen >>, überspielte ich meine Ahnungslosigkeit.

Woher sollte ich auch wissen, wie viel die ganze Plastiktüte kostete? Mein Vater hatte mir ja nichts gesagt. << Dein Vater hätte das jetzt nachgezählt >>, meinte er in gleichgültigem Ton. What the fuck?! Der Typ kannte meinen Vater? << Woher kennst du meinen Vater? >>

<< Der hat mir letzte Woche Stoff geliefert und mir gesagt, dass er diese Woche seinen Sohn schickt. Wusstest du etwa nicht, dass dein Vater mir das Zeugs besorgt, oder was? >>

Heilige Scheisse! Mein Dad war also schon mindestens seit einer Woche hier in London und lieferte Heroin an diesen Typen! Und er musste auch schon seit einer Woche unsere Adresse gewusst haben, sonst hätte er nicht gesagt, dass er mich schickt, um dem Typen das Zeugs zu bringen.

Escape...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt