31. ~ Lose yourself

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~ Carlos ~

Damit keiner die Panik sah, die in meinem Blick lag, senkte ich meine Augen und starrte auf den Boden. Warum mussten die mir das nur antun? Es reichte ja wohl, dass wahrscheinlich nächste Woche ein Brief mit einer Anzeige wegen dem Messer in unsere Wohnung flattern würde. Da mussten die mich jetzt nicht auch noch persönlich zu Hause abliefern.

Wie es nicht anders zu erwarten war, machte Mom stockbesoffen die Tür auf. Zuerst sah sie mich an, als hätte sie mich noch nie in ihrem Leben gesehen und danach wanderte ihr Blick zu den beiden Bullen, die mich nach oben begleitet hatten. Ohne sie anzusehen, konnte ich spüren, was in ihrem Kopf vor sich ging. Sie dachte ernsthaft, dass ich Dad bei den Bullen angeschwärzt hatte und deshalb diese beiden Idioten hier im Schlepptau hatte. Obwohl ich das eigentlich gerne getan hätte, würde ich es niemals übers Herz bringen, ihr das anzutun.

<< Mrs Fernandez, wir bringen ihnen ihren Sohn nach Hause >>, fing der muskelbepackte Bulle, der sich noch immer in meinen Arm krallte, als würde ich jederzeit abhauen, endlich an zu reden. Mom reagierte jedoch nicht darauf, sondern starrte mich mit ihren glasigen Augen einfach nur an. Ihre Wangen waren gerötet vom Alkohol und sie musste sich am Türrahmen abstützen. Wahrscheinlich schaffte sie es nicht mal mehr, gerade zu stehen. Ich wollte gar nicht wissen, was sie sich heute Abend wieder alles reingezogen hatte.

Als sie nach einer halben Ewigkeit immer noch nicht reagierte, fuhr das Muskelpaket einfach unbeirrt fort: << Wir haben ihn bei einem Einbruch erwischt. Sie können froh sein, dass der Eigentümer des Hauses auf eine Anzeige verzichtet. Wir müssen aber trotzdem eine Anzeige schreiben, da ihr Sohn im Besitz eines verbotenen Messers war. >>

Endlich kam etwas Leben in ihre Gesichtszüge. << Wie bitte? >>, flüsterte sie geschockt. Schnell senkte ich meinen Blick, da ich ihr nicht in die Augen sehen konnte. Obwohl  sie sturzbetrunken war, konnte ich ihre Enttäuschung und ihre aufkeimende Wut spüren. << Warum? >>

<< Das fragen sie ihren Sohn am besten selbst >>, antwortete das Muskelpaket anstelle von mir. << Eine Frage noch, bevor wir weg sind. >> Oh nein, ich wusste, was jetzt kam. Der Bulle kramte eine halbe Ewigkeit in seiner Tasche herum, bis er endlich den Autoschlüssel hervorzog. << Kommt Ihnen der hier bekannt vor? >>, fragte er Mom.

Ich merkte, wie sie leicht zusammenzuckte. Natürlich kam ihr der bekannt vor, aber sie konnte ja schliesslich nicht sagen, dass der Schlüssel zu dem Wagen gehörte, der ihrem Ehemann gehörte, welcher ja eigentlich im Knast oder keine Ahnung wo sitzen sollte.

Ich starrte sie mit einem intensiven Blick an und schüttelte so unauffällig wie möglich den Kopf, damit sie jetzt nichts Falsches sagte. Unsicher wanderte ihr Blick von mir zu dem Schlüssel und wieder zu mir zurück. << Nein, tut mir Leid, den habe ich noch nie gesehen >>, log sie und ihre Wangen wurden dabei noch röter, als sie es vom Alkohol sowieso schon waren.

Warum war sie nur so eine schlechte Lügnerin? Jeder Idiot konnte ihr anmerken, wenn sie log. Aber zum Glück war es dunkel in dem Treppenhaus, sodass den Bullen ihre roten Wangen offensichtlich nicht auffielen.

<< Okay, das wär's dann. Sie kriegen Post von uns, wegen der Anzeige und du bau keine Scheisse mehr. Das lohnt sich nicht. >> Als er das sagte, hob er mahnend einen Zeigefinger in meine Richtung. Ich verdrehte nur die Augen. Halt doch die Schnauze du Arschloch, du hast ja keine Ahnung!

Nachdem die Bullen weg waren, starrte Mom mich eine Ewigkeit lang mit einem hasserfüllten Blick an. Ich verstand zwar, dass sie wegen dieser Sache gerade eben etwas sauer war, aber was hatte ich ihr eigentlich getan, dass sie mich so sehr hasste? Früher waren wir immer sehr gut miteinander klar gekommen, egal was ich für Mist gebaut hatte, sie hatte mich trotzdem geliebt, aber seit wir hier waren, hatte sich auch das geändert.

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