Seokjin zitterte, während er sich enger in die dünne Decke einrollte. Es war früh morgens, die Sonne hing gerade erst über den Bergspitzen, trotzdem war es jetzt schon unheimlich warm und stickig draußen. Seokjins Zähne schlugen durch das Zittern aufeinander, weshalb er sich auf die andere Seite rollte. Seine Schicht würde in wenigen Minuten beginnen, aber er konnte sich nicht dazu aufraffen, von der Matte auf dem Boden aufzustehen. Ihm ging es echt miserabel.
"Arbeiter!" Eine laute Stimme drang durch die Flure. "Schichtbeginn! Die Sonne scheint, aufstehen!" Und das war das Zeichen, mit dem auch die anderen Fensterputzer aus ihren Hochbetten kletterten. Seit zwei Wochen war es dieselbe Routine, jeden Freitag kamen die Farmer vorbei. So konnte er die Wochentage zählen. Müde, unheimlich erschöpft und mit einem merkwürdigen Gefühl im Magen setzte sich Seokjin auf. Seine Arbeitskleidung hatte er sich schon vor Stunden angezogen, da er nicht schlafen konnte, weshalb sich dunkle Schweißringe auf dem billigen Stoff befanden. Und trotzdem fror Seokjin unheimlich sehr.
Es war nicht üblich, dass die Arbeiter nur sehr langsam aufstanden, aber heute hatte Seokjin das Gefühl, dass nur er trottete. Mit tiefen Augenringen lief er direkt aus dem Schlafsaal seiner Arbeitsklasse, bevor er den Trackt der Arbeiter verließ. Appetit besaß er gerade keinen, also wollte er direkt mit seiner Arbeit beginnen. Dementsprechend tappste er schwerfällig in die schwüle Vormittagshitze, um zu dem älteren Geräteschuppen zu gelangen, in welchem sich auch seine Arbeitsutensilien befanden. Mit diesen trabte er dann zu seinem heutigen Arbeitsplatz, welcher sich auf der Rückseite des Thronsaals befand, nahe dem großen Garten des Schlosses.
Und kurz bevor er seine Sitzschaukel erreichen konnte, kam ein Mann auf ihn zugelaufen, so wie auch letzte Woche. "Guten Morgen Honeyhead!", rief er, weshalb Seokjins Mundwinkel tatsächlich einen Millimeter hochzuckten. "Wieso bist du schon so früh hier?", fragte der blonde Mann direkt drauf los, während er seinen Eimer unter die Schaukel band. "Wir haben einen langen Weg vor uns. Wir fahren immer in der Nacht. Du siehst müde aus." "Bin ich aber nicht!", fauchte Seokjin direkt schnippisch zurück, weshalb der Farmer einen Schritt nach hinten auswich. "Wow, ganz ruhig. Ich meine, du wirkst ein wenig krank. Niemand schwitzt so extrem, wenn er aufsteht", schlussfolgerte er, während er seine Armbinde ein Stück über seine kräftigen Muskeln schob. Aufgrund dessen bemerkte Seokjin, wie muskulös der Mann vor ihm eigentlich war. Er trug eine dreckige und deutlich abgenutzte Latzhose, dazu lediglich ein ausgeleiertes Top in einem hellen grauton, welches an den Ärmelansätzen stark am Fransen war. Definitiv wurden die Ärmel abgeschnitten. Wahrscheinlich, weil die Arme des Mannes zu groß waren. Denn das locker aussehende Top saß wie eine zweite Haut an dem Mann.
"Möchtest du lieber zur Krankenstation?" "Und dann morgen doppelt so viel putzen?! Nein danke, ich verzichte." Seokjin strich sich eine nassgeschwitzte Strähne aus der Stirn, ehe er seinem Gürtel fest um seinen magerem Körper zog. "Mir geht es bestens." "Aha, und ich bin eigentlich der Präsident. Du siehst richtig scheiße aus." "Du auch!" "Du bist auch nicht gerade die Kirsche auf dem Sahnehäubchen!" Auffordernd verschränkte der Mann mit den schiefgeschnittenen, schwarzem Haaren seine Arme vor der monströsen Brust. "Die was auf dem wem?", fragte Seokjin, weshalb Joon seufzte.
"Na, die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Wir haben bei uns viele Obstbäume, also auch Kirschen. Und aus der Milch unserer Kühe wird Sahne gemacht. Das esse ich total gerne. Und die Reichen packen halt die Kirschen auf Sahne. Das sagt man so", erklärte der Farmer ihm. Verstehend nickte Seokjin. "Ich muss jetzt aber wirklich an die Arbeit." "Du hast heute das Frühstück ausfallen lassen." "Hä? Gar nicht!", rief Seokjin schnell aus, während er sich auf das harte Honzbrett setzte. "Doch, schau mal. Im Thronsaal ist noch nichts los. Also essen die gerade, so wie alle anderen."
"Sei doch still, du dummer Farmer." "Sagt der, der seinen Gürtel falsch herum trägt. Ich arbeite lange genug hier, um sagen zu können, wann wer diesen Raum da aus Glas betritt. Da ist so ein altes Paar, wahrscheinlich König und Königin, daneben läuft immer so ein Schnösel im Anzug her. Oh, und die haben krass viele Kinder! Die tragen alle lange Haare, richtig merkwürdig", meinte Joon, während er seine Nase gegen die kugelsichere Scheibe drückte. "Hör auf! Das muss ich sauber machen!" "Ja ja, aber wirklich! Achte da mal drauf. Die Soldaten von denen haben auch lange Haare. Der Blonde da hat die längsten." "Der blonde Mann ist ein Arschloch. Der kann ruhig in der Hölle von Ignito verbrennen." "Die Hölle von wem?" "Na, der Teufel! Der Typ mit der schwarzen Krone! Der schwarze Mann! Der Typ mit dem Umhang aus Feuer?" Seokjin starrte den Mann vor sich ungläubig an. "Du kennst ihn nicht?" "Ich glaube nicht an so etwas. Das sind Götter, richtig?", fragte der Schwarzhaarige, weshalb der Albino nickte. "Ja, Götter. Kreaturen, die Gutes und Böses im Sinn haben. Wir opfern ihnen doch regelmäßig etwas." "Ich kenne mich damit nicht aus, tut mir leid." Anscheinend hatte der Mann noch nie in seinem Leben von so etwas gehört.
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Royalty [{NamJin}]
FanfictionKastensysteme. Das Land Aeros ist geteilt. Und mittendrin? Der 27-jährige Fensterputzer Seokjin, Kaste Acht. Eigentlich ist für Seokjin alles so wie immer, bis er eines Tages den Farmer Joon, Kaste Sechs, zufällig in der Nähe des Palastes von Aeros...