~60~

105 15 0
                                    

Glücklich schaute Seokjin in den Spiegel, bei welchem er nun sein Tattoo auf dem linken Oberarm sehen konnte. Es handelte sich dabei um eine römische sechs ins schwarz, so wie es auf den Bändern der Kasten versehen war. Neben dieser Zahl wurden noch zwei Balken in rot ergänzt, sodass es im gesamten eine Acht war. Die Sechs stand für seine Geburtskaste, die zwei ergänzenden Striche symbolisierten die Acht, mit der er jahrelang gelebt hatte. Weil sie ein Teil von ihm waren und immer sein würden. Und darunter war sen zweites, kleines Tattoo. Es war eine kleine Krone, das königliche Wappen, welches ebenfalls ein Teil von ihm war. Und Namjoon fand es niedlich, hatte er gemeint.

Und gerade bekam er Folie über sein Tattoo. Über sein zweites, weil Seokjin anscheinend nur viel auf einmal konnte. Immerhin hatte dieser nun auch einfache Ohrlöcher, die er ebenfalls im Spiegel bewunderte. Und Namjoon konnte nicht anders, als zum ersten mal seit langer Zeit glücklich zu lächeln. Er fühlte sich großartig. Vor allem, weil sich auf seinem linken Arm genau dasselbe Tattoo wie von Seokjin befand, mit dem Unterschied, dass es keine farbliche Unterteilung hatte. Es war lediglich eine schwarze Acht, die für Seokjin stand. Denn darunter war sein Anfangsbuchstabe. Und über seinem linken Ellenbogen stand der Schriftzug 'Umerim virbandit ons', welchen Seokjin für ihn verfasst hatte. Und er liebte ihn.

"Jin", riss der Kronprinz ihn aus seinen Gedanken, weshalb der blonde Mann sich zu ihm drehte. "Ja?" "Wie gefällt dir denn dein ungeplantes, drittes Tattoo?" Lächelnd schaute Seokjin auf dieses, ehe er nickte. "Ja, ich liebe es. Gefällt dir unser Ausflug?" "Ich mag deine Ideen, wie man seinen Nachmittag verbringt", lächelte Namjoon, während er von der Liege aufstand. "Dann lass uns jetzt wieder zurück. Immerhin muss Jimin unsere Frisuren retten!" Lachend stimmte Seokjin zu, ehe sie zu Jungkook schauten, der alles im Blick hatte. "Wir können gleich direkt los, euer Majestät", sprach er, weshalb der Angesprochene nickte. "Dann kassieren wir eben einen fetten Anschiss von Jimin, aber das war es Wert." "Du bist wunderbar, Namjoon", grinste der Mann, während er seinen Partner an sich zog und ihre Lippen vereinte. "Ich will so was von Sex mit dir, Joon." "Und ich will dich, wenn wir wieder Zuhause sind. Und zwar richtig." Erneut trafen die beiden Lippenpaare aufeinander. Nicht nur Namjoon spürte die Freude in sich, sondern auch Seokjin. Und das war ein lang verdientes Gefühl nach all dem Mist, der passiert war.

"Euer Majestäten", unterbrach Jungkook sie dann. "Ich möchte Euch nicht stören, aber wir sollten vor totaler Dunkelheit losfahren. Ich fürchte vor einem Angriff." "Ja, klar, wir können los", grinste Namjoon, während er Seokjin an seine Hand nahm. Zu dritt verließen die drei Männer den Laden, um in das unauffällige Auto zu gelangen. Trotz allem war es ausreichend geschützt, aber die Wache wollte kein unnötiges Risiko eingehen.

Schnell kletterte Namjoon mit Seokjin auf den Rücksitz, ehe Jeon den Motor startete und zurück in die Richtung des Palastes fuhr. Wenn alle heile ankommen würden, bräuchte er dringend erst einmal ein Entspannungsbad. Denn seine Nerven lagen definitiv blank. Auch, wenn er es nicht zugeben wollte. "Bitte schnallt Euch an", sagte der Mann, ehe er seinen Blick wieder auf die befüllten Straßen richtete. Denn die Fahrt würde definitiv lange dauern.

"Jinie", lächelte Namjoon direkt, ehe er den Mann näher zu sich zog. Auch, wenn das mit Anschnallgurt nicht allzu gut klappte. "Mhm?" "Ich liebe dich." Lächelnd musterte der Albino die dunklen Augen des Kronprinzen. Sie strahlten eine unheimliche Wärme aus, die er nur allzu gerne spürte. Er fand in ihnen Geborgenheit und Schutz- all das, was er sich schon immer ersehnt hatte. "Ich dich auch, Namjoon. Du bist übrigens verrückter als ich." "Wieso? Weil ich zugestimmt habe?" "Nein, weil du heute drei königliche Traditionen gebrochen hast." "Drei?", fragte Namjoon neckend, während er Seokjin durch die Haare strich. "Zähl sie mir auf, ich komme nicht auf alle." "Als erstes hast du deine Haare abgeschnitten", begann der blonde Mann grinsend, "danach hast du dich tätowieren lassen." "Das sind nur zwei", hauchte der Kronprinz seinem Partner zart ins Ohr, "nenn' mit auch den letzten Punkt." "Du hast mich heimlich geheiratet, deshalb haben wir einen roten Streifen an unseren Ringfingern tätowieren lassen." "Genau, Kim Seokjin. Euer königliche Majestät Kim Seokjin von Aeros." "Ich werde mit den Titeln nie klarkommen", lachte Seokjin schüchtern, bevor er in Namjoons Gesicht sehen konnte. Seine Wangen brannten gerade in einem dunklen Rotton, als er an die kleine Hochzeit denken musste. Eigentlich war es ziemlich spontan gewesen, sie waren in das offizielle Amtsgericht gelaufen und hatten sich dort offiziell vermählen lassen- natürlich als Staatsgeheimnis. Nur konnte es Namjoon nicht wirklich aushalten, dass sie noch nicht verheiratet waren. Denn er hatte im Gefühl, dass nicht nur sein Onkel hinter den Attentaten gesteckt hatte. Er hatte das Gefühl, dass er noch vor der Hochzeit umgebracht werden würde. Deshalb hatte er mit dieser Vermählung sein Recht auf den Thron an Seokjin vermacht, der nun offiziell ebenfalls ein Thronfolger war. So konnte er in Ruhe denken, denn seine Pläne für das Land waren nicht gefährdet. Immerhin hatte Seokjin sie ebenfalls alle unterschrieben.

Während Namjoon seinem heimlichen Ehemann durch die Haare strich, schlief dieser schon tief und fest ein. Es war ein anstrengender Tag nach einer langen, kräftezehrenden Zeit gewesen. Er konnte verstehen, wieso Seokjin so tief schlief. Zum ersten Mal seit langem war alles perfekt. Und deshalb schloss auch er seine Augen, ehe er kraftlos auf Seokjin fiel und ebenfalls innerhalb von Sekunden in einen tiefen Schlaf fiel.

In der Zeit, in der die beiden Royals tief und fest am Schlafen waren, fuhr Jungkook still weiter in Richtung Palast. Dieser war auch schon nach weiteren Minuten erreicht, weshalb er unbemerkt in die gesicherte Parkgarage fuhr. Und dort stand schon ein sichtbar wütender Sir Park, hinter ihm standen mindestens zehn weitere Soldaten. Und sobald Jungkook aus dem Wagen gestiegen war, begann auch schon das Donnerwetter.

"Jeon, wo hast du dich rungetrieben?!", brüllte Jimin wütend, während sein Gesicht knallrot wurde. "Ich war in der Stadt, zusammen mit seiner Majestät und seiner Hoheit", erklärte der Mann ruhig. "Es war nicht deine Aufgabe! Seine Majestät hat ein wichtiges Gespräch verpasst! Wie denkst du, kannst du das erklären?" "Seine Majestät ist seit Wochen nicht aus seinem Zimmer, und wo er es mal ist, ist es auch falsch?! Sir Park, er wäre nicht erschienen!", spuckte die Wache zurück. "Und wie er das wäre! Ich hätte ihn gezwungen!" "Das kannst du nicht." "Doch, ihre Majestät die Königin hätte das gewollt!" "Jimin, sie ist tot."

Überrascht drehte die Zofe sich zur Seite. Der Kronprinz war gerade aus dem Auto gestiegen und schien ziemlich müde, weshalb alle Anwesenden sich sofort verbeugten. "Ich bin der zukünftige König, mein Wort zählt. Niemand kann mehr über mich oder mein Leben bestimmen. Vielleicht habe ich gerade einen angenehmen Nachmittag nach dem Tod meiner Mutter gehabt, der gerade durch Kommentare wie deinen zerstört wurde. Vielleicht habe ich auch einige Gesetze geändert. Und vielleicht hat dich das alles nicht mehr anzugehen." "Aber euer Majestät-" "Nichts aber. Ich will dich gleich bei mir im Gemach sehen, Sir Park. Meine Haarspitzen wirken stumpf, du sollst sie dir einmal nachschauen." "Ja, euer Majestät", hauchte die Zofe, ehe sie mit einem Fingerschnipsen die Soldaten fortschickte. Geknickt schaute er zu Namjoon. So hatte sich dieser noch nie benommen.

"Wo ist seine Hoheit Seokjin?", fragte Sir Park hauchend, weshalb der Kronprinz auf das kleine Auto zeigte. "Er ist am Schlafen, ich bringe ihn gleich in unser Gemach. Kommst du dann mit?" "Natürlich, euer Majestät." Seufzend strich sich Namjoon über den Nasenrücken. "Jimin, hör bitte auf, mich so formell anzusprechen. Das hast du heute noch nicht ein einziges Mal getan, außer jetzt. Was ist denn los?"

"Ich habe um meine Familie Angst, sie wurde letzte Nacht von Zehnen angegriffen", meinte der Mann. "Es geht allen gut, aber es hat mich gerade ein wenig mitnehmen lassen. Also schreie ich dich eben jetzt an: Wo bist du gewesen?!" "Ich war mit Seokjin in der Stadt. Er hatte einen Wunsch, den ich ihm erfüllt habe", erklärte er ihm. "Und ich habe ein wichtiges Dokument für dich, da hängt ein Vertrag mit dran. Den darfst du nicht verlieren. Er könnte das Leben vieler Menschen beeinflussen." Nickend stimmte Jimin zu, ehe er auch schon einen kleinen Ordner von Jungkook überreicht bekam. Und neugierig wie die Zofe war, schaute sie sofort nach.

"Was?"

"Es ist wirklich wichtig, bitte hebe es sicher und geschützt auf", meinte Namjoon nur, während er Seokjin aus dem Auto in seine Arme nahm. Denn dieser war nach wie vor tief und fest am Schlafen.

"Meinen Glückwunsch, Pranz", hauchte die Zofe dann. "Ich werde diese Dokumente mit meinem Leben schützen. Du glaubst also auch nicht, dass die Attentate vorbei sind, oder?" "Nein, ich glaube, dass ich immer noch das Ziel bin. Jetzt mehr denn je. Jemand will meine Familie und mich tot sehen, es steht für alle verschiedenen Szenarien etwas in dem Ordner. Nur bitte lass die Gesetzesänderungen nicht verschwinden. Die sind definitiv das wichtigste." "Natürlich, Pranz. Wie schlimm sehen deine Haarspitzen denn jetzt eigentlich aus? Darf ich deine Mütze absetzen?", fragte Jimin, weshalb Namjoon nickend auf ihn zulief.

Seufzend nahm Jimin seine Mütze ab, nur um erschrocken nach Luft zu schnappen. "Kim Namjoon! Wieso hast du dir die Haare abgerissen?! Das kann man nicht mal schneiden nennen! Du bist tot! Scheiß auf Attentate, ich bringe dich auf der Stelle um!", rief der kleine Mann nun wieder total aufgebracht, während sich sein Gesicht knallrot färbte. Und Namjoon lief einfach laut lachend mit Seokjin an seiner Brust in die Richtung der Fahrstühle, da er gerade keine Lust auf Treppensteigen hatte. Er freute sich über Jimins Reaktion, denn endlich war wieder ein wenig Normalität eingetreten. Naja, fast, denn Jimin würde jetzt gleich beim Haareschneiden weinen, da er diese so unheimlich geliebt hatte.

Royalty [{NamJin}]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt