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"Seokjin!" Grinsend rannte Gooyum auf den Albino zu. "Wie geht es ihm? Was hat mein Bruder?" "Hey Taewon", lächelte Seokjin müde, während er den jungen Mann in seine Arme zog. "Vielleicht sollten wir beide ins Haus gehen, hier draußen ist es so furchtbar kalt. Ich mag den Schnee auf Dauer nicht", murmelte er, während er mit Gooyum hineinlief. Drinnen angekommen zog sich der Prinz schnell alle warmen Klamotten aus, ehe er zum Herd rannte. Anscheinend wollte er ihm irgendetwas bringen, aber da er nicht allzu viel reden konnte und durfte, musste sich Seokjin anscheinend überraschen lassen. Deutlich langsamer zog er sich seine dickeren Klamotten aus, um sich danach vor den offenen Kamin zu stellen. Denn er war durchgefroren. Laut rückte der Prinz einen Stuhl vor die Feuerstelle, ehe er Seokjin andeutete, sich zu setzen. Dies tat er dann auch, während Gooyum einen zweiten Stuhl holte. Und sofort setzte er sich mit großen Augen aufmerksam neben Seokjin hin, während er seine Hände um eine dampfende Tasse legte.

"Namjoon geht es gut", begann Seokjin dann. "Er ist noch im Krankenhaus. Sein Blinddarm war tatsächlich ein wenig gereizt, das wird jetzt weiter kontrolliert. Es liegen halt Entzündungswerte vor und es wird jetzt geschaut, ob sie den Blinddarm drin lassen und mit Medikamenten dagegen arbeiten oder ob sie morgen früh doch operieren. Er hat sich so vor den Ärzten gesträubt", lächelte Seokjin, während er daran dachte, dass Namjoon der Krankenpflegerin mit einer Exekution gedroht hatte, wenn diese ihm Blut abnehmen würde. Das war natürlich nicht die Absicht des Kronprinzen, aber die Frau hatte sofort erfolgreich den Raum verlassen.

"Ist das gut?"

"Es ist unheimlich blöd, er muss die Woche jetzt dort verbringen, obwohl er nur für dich hier ist." "Ich habe ihn auch lieb", lächelte Gooyum. "Wenn ihr beide Könige seid, dann wird die Welt besser." "Aber Hyewon sieht das nicht so. Er ist so abweisend geworden und beleidigt mich andauernd. Es- Es fühlt sich so an, als würde ich ihn hintergehen, obwohl das gar nicht der Fall ist." "Hyewon sieht Dinge anders, Seokjin", krächzte Gooyum dann. "Er ist sehr stur und wenn er eine Ansicht der Dinge hat, dann bleibt diese auch für immer bestehen. Du kannst ihn nicht ändern, er denkt, er könnte wie Vater werden. Aber wir brauchen jemanden, der nicht wie Vater ist. Das ist das Problem." "Ich weiß, ich bin immerhin als eine Acht groß geworden. Und als Sechs, da spürt man das härter, als man es sollte. Veränderung täte allen gut. Bloß die Menschen mit Macht wollen es nicht haben, es würde ihnen so viel nehmen." "Und so ein Mensch ist Hyewon. Er mag den Titel Prinz zu sehr. Am liebsten würde er sich als König Hyewon dem Land vorstellen. Ich bin froh, nicht mehr ein Thronfolger zu sein. Und ich werde auch jeden Titel ablegen, wenn Namjoon König ist." "Du willst nicht mal ein Herzog werden?" "Doch, das muss ich, aber ich werde mich nie wieder Prinz nennen oder so. Das sind dann ja eure Kinder." "Nur werden wir keine kriegen", grinste Seokjin, weshalb Gooyum kurz zu überlegen schien. Bis er verstehend nickte. "Stimmt. Das klappt ja gar nicht."

Seufzend lehnte sich Seokjin weiter in die harte Stuhllehne zurück. "Ich kenne dich zwar erst seit kurzem", begann er dann, "aber ich mag dich neben Namjoon definitiv am meisten. Du bist ihm so ähnlich. Nur in jünger." "Das liegt vielleicht daran, dass er mir eine normale Kindheit gegeben hat. Während er alles mögliche lernen musste, durfte ich alles machen, was ich wollte. Lesen, schreiben oder spielen, es war egal, solange ich glücklich war. Und als ich mit dem ganzen Lernen anfangen musste, war er immer da, um mich runterzukriegen. Er hilft mir so sehr, ich freue mich einfach, dass er in meiner Nähe ist." "Sobald er König ist, wirst du wieder zurück ins Schloss aufgenommen. Du musst nicht ausziehen, wie die Tradition es sonst besagt. Du bist zu jung, genauso wie Hyewon. Er wird auch bleiben. Aber erst muss er sich die Haare abschneiden." "Ich mag dich so sehr, Seokjin", lächelte Gooyum dann. "Du bist wie ein großer Bruder. Ich möchte dich kennenlernen. Aber nicht hier, ich kann nicht sprechen, das tut weh." "Du darfst doch gar nicht sprechen, lass es sein. Wir können ja mit unseren Gesichtern sprechen. Aber ich möchte gerne noch ein wenig schlafen, ich bin fürchterlich müde." "Ich komme mit. Meine Schafe sind versorgt." Nickend stimmte der blonde Mann zu, ehe er aufstand. Sofort tat es ihm der Prinz gleich, während er seine Hand nach seinem inoffiziellen Schwager ausstreckte. Namjoon hatte ihm schon einmal erzählt, wie stark Gooyum die Nähe anderer Menschen benötigte, weshalb er ihm keinen Wunsch abschlagen konnte. Zu zweit liefen sie nach oben zu den Matratzen, wo sie sich fast sofort mit ihren Klamotten hinlegte. Fragend schaute Gooyum zu Seokjin, weshalb dieser einfach grinsend die Decke ein Stück anhob und seine Arme ausbreitete. Sofort kuschelte sich der junge Mann in diese, ehe er zaghaft sein Gesicht gegen Seokjins Brust drückte. Und dieser legte vorsichtig die Arme um ihn, weshalb seine Gedanken direkt zu Namjoon wanderten. Er hoffte inständig, dass dieser keine Schmerzen haben musste. Vielleicht wäre eine Operation besser, aber er wusste, dass es ihm danach mindestens eine Woche lang schlecht gehen würde. Denn sein Immunsystem war grausam.

"Hey." Vorsichtig schaute der blonde Mann auf, um Yoongi an seinen Füßen zu sehen. "Ich wollte fragen, ob es dir gut geht." "Mir geht es gut, ich bin nur unheimlich müde." "Mhm. Ich war in meiner ersten Zeit auch sehr müde. Ich mag es hier nicht. Es ist so dreckig und kalt und dunkel und ungeplant. Ich mag es hier nicht. Ich hasse es, glaube ich." "Das tut mir wirklich so verdammt leid für dich, Yoongi." "Hoseok ist aber da. Das hilft. Er hilft. Er hat mir auch hier bei allem geholfen. Bei der Einfindung in alles. Vor allem bei dem Schlafen auf dem dreckigen Boden. Ich möchte nach Hause." "Und ich werde mich darum kümmern, dass du nach Namjoons Krönung wieder neben uns ins Zimmer ziehen darfst. Immerhin brauchen wir dich. Ich mag Jeon nicht allzu sehr." "Ich weiß. Ich mag ihn nur außerhalb der Dienstzeiten, sonst ist er grausam. Er hat eine Schwachstelle für Gefühle." "Er liebt Namjoon."

Überrascht schaute Yoongi auf. "Woher weißt du das?" "So wie er ihn anschaut und über ihn redet ist es kein Wunder. Ich kann es ihm nicht übel nehmen, aber er hasst mich deshalb. Ich habe Joon gesagt, dass er doch lieber bei Hyewon arbeiten soll. Ich fühle mich schlecht, aber ich wollte Namjoon für mich haben. Das- Das ist so fürchterlich egoistisch von mir!" Kopfschüttelnd verneinte Yoongi. "Nein, ist es nicht. Wenn er nicht arbeiten kann, weil er sich von seinen Gefühlen leitet, ist er nicht passend. Das solltest du wissen." "Schon, aber ich fühle mich bei solchen Dingen immer schlecht. Ich- Oh man, ich bin so ein schlechter Mensch." "Jin?" Hoseok trat ebenfalls zu der Matratze. "Ich habe gelauscht, tut mir leid. Du bist doch kein schlechter Mensch! Ihr habt geheiratet, naja, offiziell seid ihr velobt. Aber trotzdem hat Jeon nicht die geringste Chance bei Pranz! Er hat nur Augen für dich, weil du sein Traummann bist! Und wie ich sehe hast du deinen Charme bei jedem Prinzen." "Er wollte sich auch ein wenig ausruhen. Und ich mich auch." "Du wirkst auch ein bisschen blass, ich wecke dich nachher. Wenn Gooyums Geschnarche dich nicht weckt!", meinte Hoseok, weshalb Seokjin grinsen musste. "Joon meinte, dass du so schnarchst, Hoseok! Und Yoongi auch!" Ertappt starrte der Soldat zu dem Mann des Kronprinzen. "Ich schnarche nicht, ich atme bloß laut. Pranz schnarcht viel lauter!" "Schläft der nicht immer mit Ohrstöpseln? Weil sonst alles um ihn herum zu laut ist?" "Ja, tut er, wenn er Nachmittags schläft oder nicht nur ich im Raum bin." "Pranz ist toll", meinte Yoongi. "Ich muss gleich nach draußen, es ist sechzehn Uhr. Mein Schwerttraining wartet." "Ich komme mit", lächelte die Zofe direkt. "Schlaf gut Jin, ruh dich aus. Und versuch nicht von Gooyum im Schlaf erdrückt zu werden." Grinsend legte der Albino sich wieder ordentlich hin. Der Prinz an seiner Brust schien schon länger tief zu schlafen, weshalb er einfach seine Augen schloss, um ihm zu folgen. Zumindest solange, bis er laut zu schnarchen begann. "Liegt wohl in der Familie", murmelte Seokjin nur genervt, ehe er vor Erschöpfung einschlief.

Royalty [{NamJin}]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt