~48~

132 14 0
                                    

Ausdruckslos starrte Seokjin an die Wand im Salon. Er saß schon seit einigen Minuten neben Namjoon auf einem der schwarzen Stoffsofa, während eine warme Decke seine kalten Beine versuchte zu wärmen. Aber es half nicht wirklich, weshalb er immer noch zitternd in Namjoons Armen hing. Seine Geschwister saßen ebenfalls mit der gemeinsamen Mutter im Raum, da sie gerade die Situation der Krönung durchsprachen.

"Wenn ihr dann heiratet, wird im Anschluss direkt die Krönung stattfinden. Erst die Trauung, dann die Krönung und zum Abschluss eure Feier", meinte die Königin, während sie auf einen geschriebenen Zettel schaute, der vor ihr auf dem Couchtisch lag. "Wann wollt ihr heiraten? Das Gesetz sieht vor, dass das Land maximal ein halbes Jahr ohne einen König sein darf, also empfehle ich, schnell zu handeln." "Wieso warten wir nicht noch ein wenig ab?", fragte Hyewon. "Ich meine, das Land ist in Alarmbereitschaft und gerade unheimlich erschüttert über Vaters Mord. Vielleicht sollten wir das alles ein wenig ruhen lassen, bevor wir eine Hochzeit ankündigen. Das ist ein Fest der Freude und alle sind am Trauern." "Hyewon hat recht", stimmte Geongwha zu. "Es wäre nicht fair, ein glückliches Fest zu feiern, wenn so etwas schlimmes passiert ist. Ich meine, unser halber Palast wurde in die Luft gesprengt."

"Seokjin ist nicht in der Verfassung, irgendetwas positives zu feiern", seufzte Namjoon dann, während er nach der Hand seines Verlobten griff. "Er ist von dem Verlust seines einzigen Freundes seit langer Zeit unheimlich getroffen. Und ich muss auch erst damit klarkommen, dass General Min uns verlassen hat. Das- Wir werden nicht jetzt heiraten können, Mutter." "Ich verstehe eure Meinung und ich respektiere sie, aber wir brauchen einen König an der Macht. Wir haben niemanden, der das Land regiert und wir müssen große Missstände klären können", murmelte seine Mutter, während sie sich wieder etwas notierte. "Ich will dich nicht drängen, aber im März wird eure Hochzeit stattfinden. Egal, ob ihr euch bis dahin besser fühlt oder nicht. Das Datum steht fest, ihr heiratet am ersten Märzwochenende." "Ja Mutter. Ich werde mein Amt einnehmen. Liegt diesen Monat noch etwas wichtiges an?" "Nein, durch die Aufbauarbeiten ist nichts wichtiges los. Es wurden alle Termine gestrichen, wir machen erst im Dezember mit allem weiter. Der November wird auch nicht besser als jetzt. Ich möchte, dass ihr alle eine Auszeit nehmt. Geongwha, du gehst zu deiner Familie nach Hause. Da bist du in Sicherheit", begann die Königin dann zu befehlen. "Hyewon wird aufs Land fahren. Zu meiner Familie, damit er vom Geschehen wegkommt und Namjoon, du fliegst nach Serpia. Taehyung wird dich begleiten, genauso wie die Wache Jeon. Er wird dein neuer Leibwächter."

"Ja Mutter."

Namjoon hatte nicht wirklich die Kraft, sich verbal gegen seine Mutter zu behaupten, weshalb er einfach allem zustimmte. "Ich fühle mich unheimlich müde. Ich werde mit Seokjin gehen, wenn es recht ist." "Natürlich, wir sollten alle gehen", begann die Königin dann. "Ruht euch aus und befolgt bitte meinen Befehlen. Ich möchte nur das Beste für euch alle. Ich will euch nicht auch noch verlieren." Nickend stand Geongwha auf. "Ich werde morgen früh abreisen, mein Mann und mein Sohn vermissen mich bestimmt." "Ich bin in der Bibliothek", hauchte Hyewon, ehe er sich an seiner Mutter und seiner Schwester aus dem Raum vorbeischob. "Ruht euch aus, das ist ein Befehl", grinste die Königin, während sie mit ihrer Tochter den Raum verließ. Somit waren Seokjin und Namjoon alleine.

Seufzend stand Namjoon auf, ehe er zu der Balkontür ging. "Honeyhead, ich weiß, wie schwer das alles für dich ist", begann Namjoon einfühlsam. "Ich will aber nicht, dass du zu lange trauerst. Dann wirst du nie wieder so glücklich werden wie zuvor." "Es ist erst eine Woche her, ich darf noch trauern." "Ich weiß. Du redest nur nicht mehr mit mir." "Ich will dich nicht verletzen", hauchte Seokjin dann. "Ich würde dich beleidigen, wenn wir länger darüber reden. Können-Können wir nicht einfach schlafen oder so? Mir tut das Atmen gerade wieder weh." "Ich hole dir gleich deine Schmerztabletten. Deine Rippen werden aber noch für ein paar Wochen länger schmerzen."

"Namjoon, ich will zurück ans Meer."

Nickend lief der Kronprinz auf den Mann auf dem Sofa zu. "Ich weiß, Honeyhead. Ich werde das alles arrangieren." "Bitte rede nicht so geschwollen mit mir. Wir sind doch Freunde." "Klar. Ich werde mich drum kümmern, Jinie. Ich habe dir übrigens etwas besorgt." Namjoon drehte sich um und lief auf den hohen Tisch mit den vielen Stühlen zu, weshalb Seokjin nur müde seinen Kopf in die Richtung mitdrehte. "Ich dachte, dann kannst du öfter an Zuhause denken und es gleichzeitig sehen. Und du kannst mit Youmi in Kontakt bleiben." Lächelnd gab Namjoon seinem festen Freund eine Box. "Ich habe schon alles für dich eingestellt. Du musst es nur noch verwenden, wenn du möchtest." Seokjin griff nach der kleineren Box, ehe er sie öffnete.

"Ein Phablet?"

"Und ein Handy, damit du nicht immer meine Sachen verwenden musst. Ich habe dir alles dazu besorgt, du kannst direkt im i-Web surfen gehen. Meine Nummer ist bei dir eingespeichert. Und ein Profil hast du auch schon bekommen", erklärte Namjoon ihm, während er sich wieder setzte. "Du kannst Jimin dann anrufen. Ich glaube nämlich, dass du ihn ein wenig vermisst." Jimin war momentan wieder in seine Heimat gefahren, um sich von der Situation im Schloss zu erholen. Zuhause hatte er nämlich seine Eltern und seinen Bruder, der mit seiner Familie auf dem gemeinsamen Bauernhof lebte. Denn gebürtig war Jimin eine Sechs.

"Danke Joon, wirklich. Das bedeutet mir viel", lächelte Seokjin sanft, während er das Handy anstellte. "Jetzt kann ich mit dir telefonieren!" "Oder mir Nachrichten schreiben, aber wir sehen uns eigentlich oft genug. Du kannst gerne Jimin anrufen, wenn du möchtest." "Ich möchte ins Bett gehen, Joon", murmelte Seokjin, während er sich müde über das Gesicht strich. "Meine Tabletten machen mich müde." "Ist gut, mein Hübscher. Dann gehen wir in mein Gemach und kuscheln eine Runde. Denn du brauchst das definitiv." Mit einem großen Schmollmund streckte Seokjin seine Arme aus, weshalb Namjoon grinsend in diese hineinlief. "Ach Baby, ich liebe dich." Mit einer festen Umarmung hob der Mann seinen festen Freund hoch, weshalb dieser aufgeregt lachen musste. "Mein Bein! Pass auf mein Bein auf!", lachte er. "Ich passe auf dich auf, immer." Lachend setzte Namjoon den Mann in dessen Rollstuhl hinein, ehe er seine Haare hinter die Ohren strich.

"Ich liebe dich unheimlich sehr, mein blonder Mann." "Ich liebe dich auch, Namjoon. Mein Kopf pocht, kannst du mich jetzt bitte ins Bett bringen?" "Ja, natürlich. Ich fühle mich auch nicht allzu fit. Kannst du eigentlich besser hören als letzte Woche noch?" Besorgt strich der Kronprinz seinem festen Freund durch die Haare. "Nein, ich höre alles gedämpft. Wenn man das so beschreiben kann", antwortete Seokjin seufzend. "Dann darfst du einen weiteren Tag mit meinem Arzt verbringen", grinste Namjoon, sodass seine Grübchen hervorstachen. Lachend nickte der Albino, ehe er husten musste. "Das tut weh. Ich will jetzt wirklich schlafen." "Ist gut, dann gehen wir."

Royalty [{NamJin}]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt