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"Es ist wunderschön." "Ich habe diesen Anblick echt vermisst." "Verständlich."

Lächelnd drehte sich Seokjin vom Meer zu dem anderen Albino, welcher ihn begleitet hatte. Die beiden standen gerade auf einem der vielen Stege im Meer, während sie ihre Heimat betrachteten. "Wer zuerst im Wasser ist!" Schnell rannte Soekjin zum Ende des Stegs, wo er sich schnell sein dünnes Hemd über den Kopf strich, um in das Wasser zu kommen. Jedoch war der General schneller, da er elegant mit einem Kofsprung an Seokjin vorbei ins Wasser sprang. Lachend sprang Seokjin hinterher, nur um keine Sekunde später wieder neben dem General aufzutauchen. "Das ist großartig!" Lächelnd ließ Seokjin sich auf dem Rücken treiben, während der General selbst erneut untertauchte und anscheinend ein wenig unter Wasser schwamm. Das Volk war dafür bekannt, dass sie amdere Lungenfunktionen besaßen, wodurch geborene Albino locker an die fünf Minuten ohne Luft auskommen konnte. Und nicht nur Seokjin schien das Gefühl der Freiheit vermisst zu haben. Denn er hatte den General noch nie so glücklich gesehen.

"Ich würde am liebsten hier bleiben."

Überrascht schaute Seokjin zu seinem Begleiter, der gerade wieder aufgetaucht war. Seine Haare schwammen teilweise auf der Wasseroberfläche, weshalb Seokjin kichern musste. Er fand dem Anblick äußerst amüsant. "Wieso bleibst du dann nicht einfach hier? Du kannst Hoseok mitnehmen, dann können wir zusammen fischen gehen." "Ich kann nicht. Ich habe damals geschworen, dem Kronprinzen mit meinem Leben zu dienen. Deshalb die langen Haare. Ich darf gehen, wenn er sie mir mit meinem Schwert abschneidet. Bis dahin werde ich ihm dienen." "Lass uns auf ein Boot oder an den Strand", murmelte Seokjin dann, ehe er abtauchte und geschmeidig unter dem Steg herschwamm, um an eine kleine Leiter unter Wasser zu kommen. An dieser kletterte er nach oben, wo er sich sein Shirt nahm, ehe er auf den General wartete. Und dieser ließ nicht allzu lange auf sich warten, da stand der kleinere Mann neben ihm. Auch dieser nahm sein Shirt, bevor die beiden den Steg verließen. Ein Boot müssten sie sich erst suchen, weshalb Seokjin den Strand bevorzugte. Und Yoongi folgte ihm einfach.

In dem warmen Sand angekommen ließ Seokjin sich einfach fallen, ehe er seine Augen schloss. Noch war er nicht zu hundert Prozent genesen, weshalb er erstmal alles langsam angehen lassen wollte. Und dabei war ihm der General tatsächlich eine große Hilfe. Auch, wenn dieser heute Abend schon wieder abreisen würde. Er wollte früher heimkehren, da der Kronprinz wohl einen sehr schlimmen Anfall gehabt hatte und sich dabei die Schulter ausgekugelt hatte. Sir Park hatte den General deshalb zurückgeordert.

"Leidet er sehr?", fragte Seokjin leise, während er dem Rauschen der Wellen lauschte. "Hm? Wer?", fragte der General nach. Er konnte sich gut vorstellen, wie es ihm gerade wohl erging, weshalb er Klarheit wollte. Und Seokjin konnte sie ihm geben. "Dem Kronprinzen. Er hat diese Anfälle, oder?" "Ja, er hat seit seiner Geburt diese Anfälle. Epilepsie heißt das ganze. Die Ärzte versuchen alles mögliche, aber Namjoon ist stur. Er trinkt gerne und viel Alkohol, vor allem, wenn er alleine ist. Und dann lässt er halt seine Tabletten dagegen einfach weg. Er ist ein Idiot." "Mhm, und wunderschön. Aber wie gesagt auch ein Idiot. Wegen ihm ist mein Kiefer kaputt." "Das tut mir leid", antwortete der General, bevor er sich hörbar streckte. "Byeol war das Pferd seiner Schwester. Hat er dir davon erzählt?"

"Welche Schwester?"

"Sie wurde enthauptet, als er vier war. Das war eine ganz schlimme Tragödie, und Byeol war ihr Pferd. Namjoon hat es geliebt und so gut wie niemand durfte es reiten. Aber dir hat er vertraut. Sie hat Menschen nicht wirklich gemocht, aber Namjoon hat gemeint, dass du super mit ihr klargekommen bist. Sie hat dich versucht zu beschützen, so wie Namjoon selbst. Warum denkst du waren überall Wachen, als ihr zur Lichtung seid?"

"Weil er Angst hatte mich zu verlieren", murmelte Seokjin. "Bitte, ich möchte ab jetzt nicht mehr darüber sprechen. Ich möchte mir hier ein Leben aufbauen, mit dem ich mich finanzieren kann. So, wie ich es mir immer gewünscht habe. Eigentlich sollte Hoseok immer mit, so hatten wir es uns ausgemalt, als wir geträumt haben. Aber das ist alles vorbei." Seokjin lachte einmal rau auf, bevor er sich erhob. "Ich werde gehen, möchtest du mit?"

"Ich genieße das Meer noch ein wenig, du musst deinen Kutter ja noch für morgen beladen. Geh schnell. Ich weiß ja, wo deine Hütte ist." Lächelnd rannte Seokjin zu den kleinen Wegen, um in das kleine Wohnviertel zu gelangen. Und Yoongi starrte auf das Meer.

"Kann man dir helfen?"

Fragend drehte sich Yoongi um, nur um eine etwas kleinere und zierliche Frau mit einem geflochtenen Korb zu sehen. "Nein, ich bewundere nur diesen Ort. Ich habe hier früher gelebt", antwortete Yoongi. Er mochte es hier wirklich gerne und erst jetzt fiel ihm auf, wie sehr er diesen Ort eigentlich vermisste. Er wollte am liebsten nicht mehr fort. "Du bist von hier, ja, das sieht man", antwortete die Frau freundlich. Auch sie hatte blonde Haare, so wie fast alle hier. Nur Menschen, die zugezogen waren, konnte man erkennen. "Ich habe den Tsunami überlebt und bin jetzt am Schloss tätig", lächelte der General, während er sich hinstellte. "Dann verpasst dem König mal eine Schelle! Der alte Sack soll endlich etwas am System ändern und arme Menschen wie uns unterstützen, statt seinen Garten zu erweitern!" Die Frau wurde rot im Gesicht, als sie ihrem Ärger Luft machte. "Der Kronprinz möchte vieles ändern", antwortete Yoongi ruhig, während er seine nassen Haare in einen Dutt hochband. "Der kann das auch nicht. Man muss jetzt handeln, nicht erst in zehn Jahren!" "Sie haben recht."

"Meine Kinder können nicht zur Schule gehen, weil diese abgerissen wurde, um für irgendwelche Politiker dort ein Freizeithaus zu erbauen. Und mein Kind, welches noch in mir wächst, kann nie lesen oder schreiben lernen. Die Armut kann sich so nicht ändern!" "Ich verstehe. Ich werde es weiterleiten." "Welche Position hast du denn? Kannst du etwas ändern?" Die Frau schien nicht überzeugt von den Worten des Generals, weshalb dieser sein Armband zeigte, welches unter seinem Ärmel verborgen gewesen war. "Ja, ich bin der persönliche Leibwächter des zukünftigen Königs. Mein Name ist General Min." "Dann sage ihm, dass sein System scheiße ist. Noch einen schönen Tag, Verräter!" Die Frau verschwand so schnell, wie sie wieder aufgetaucht war. Und plötzlich wollte Yoongi doch nicht mehr bleiben.

Mit Tränen in den Augen lief er zurück zu den Hütten, in denen nun auch schon längst Seokjin sein musste. Und das bestätigte sich auch recht schnell, als er in der Hütte ankam, die lediglich ein Zimmer besaß. "Yoongi! Ich mache gerade Abendessen, wenn du vor deiner Abreise noch etwas zu Essen benötigst." Der kurzhaarige Mann schien so unheimlich unbedarft, weshalb die grauen Gedanken des Generals schnell wieder verschwanden. "Gerne, ich bin ziemlich hungrig nach unserem Fischertag. Ich kann gut etwas vertragen." "Gut, dann setz dich! Ich bin gleich fertig." Lächelnd setzte der General sich. Dabei fiel ihm auf, wie ausgewechselt der Mann schien. Er war viel glücklicher und redefreudiger als am Palast selbst. Und für Yoongi war es damit direkt klar. Seokjin passte einfach nicht in den Palast. Er gehörte hier hin, und genau das würde dem General so schwerfallen, seinem Freund schonend mitzuteilen.

Royalty [{NamJin}]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt