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"Euer Majestät."

Yoongi verneigte sich tief vor dem Kronprinzen, welcher schwerfällig auf der Bettkante saß. "Yoongi", krächzte der Mann, bevor er sich wieder nach hinten in das gigantische Bett fallenließ. "Mir geht's scheiße. Hol den Arzt." "Ja, euer Majestät." Yoongi drehte sich auf dem Absatz um, damit er aus dem Gemach gehen konnte. "Warte Yoongi, nimm mir einen Eimer mit. Und mach die Vorhänge wieder zu." "Ja, euer Majestät", antwortete Yoongi, während er zu den riesigen Fenstern lief, ehe er die schweren Vorhänge in einem dunklen rot davorzog. "Komm zu mir, Yoongi!", jammerte der Mann im Bett, weshalb die Wache dieses ansteuerte. Mit ausdruckslosem Blick schaute sie den Mann an, welcher in einem Berg aus Haaren lag und dabei mit glasigen Augen an die Decke starrte. "Was kann ich für Euch machen, euer Majestät?" "Kuschel mit mir."

Ungläubig starrte der General den Prinzen an. "Wieso das denn?" "Mir geht es nicht gut, Yoongi. Ich will nicht aufstehen. Kannst du mich jetzt umarmen?" "Deine Haare liegen mir im Weg. Pack sie weg, dann reden wir weiter", meinte er, während er sich den Waffengürtel öffnete. "Hört sich gut an", murmelte der Prinz, während er sich aufsetzte und seine langen, schwarzen Haare grob mit einem Zopfgummi nach hinten band. Und als er damit fertig war, stand der General vor ihm, keine nervigen Gegenstände mehr an ihm. "Geht doch", lächelte er, während er in das Bett neben den Prinzen krabbelte und diesen dann auf seine Brust zog.

"Was fehlt dir denn?", fragte Yoongi, während er einige lose Haarsträhnen hinter das Ohr des Mannes strich. "Alles. Mir tut alles weh. Der Kopf und mir ist so verdammt schlecht dabei. Yoongi, ich sterbe!" Lachend betrat Jimin das Gemach. Seines lag direkt neben dem des Kronprinzen, da er die persönliche Zofe war. Und dementsprechend müsste er jetzt den Mann eigentlich einkleiden. "Du stirbst schon nicht, Pranz. Du hast nur eine fiese Männergrippe", lächelte er, während er sich die Männer anschaute. Es wirkte ein wenig fehl am Platz, wie der große und muskulöse Kronprinz halb auf der Wache lag, die dadurch nur noch kleiner wirkte. "Ja, hat er. Ich würde sagen, dass er sich bei dem Herzog und dessen Wache angesteckt hat", schlussfolgerte der Blonde, während er die Decke über den Prinzen zog. "Pranz, brauchst du einen Arzt?" "Ja, bitte", antwortete er, während er sich zitternd enger an den warmen Körper unter sich drückte. "Mir geht es scheiße." "Liegt das nicht nur daran, dass Lady Youmi heute kommt?", fragte Jimin, während er sich auf die Bettkante setzte. "Sonst jammerst du lieber im stillen, Pranz. Du hast dich ein wenig selbst verraten."

"Heute ist Samstag?", fragte Pranz müde, während Jimin nickte. "Ja, ist es. Lady Youmi wird dich eigentlich heute Nachmittag empfangen, damit weiter über das Staatenbündnis zwischen Serpia und Aeros geredet wird." "Ich will sie aber nicht heiraten", murrte der Prinz, während er Yoongis Bein über seine Hüfte legte, um sich weiter zu wärmen. "Ich will jemanden heiraten, den ich auch wirklich liebe." "Pranz, wir können deinen Vater nicht überreden. Du musst das selber schaffen, aber wir werden immer deine Freunde sein", begann Jimin dann. "Auch wenn du sie nicht magst, wirst du ein Heer mit ihr gründen müssen." "Und wenn ich keinen hochkriege?" "Du hast selbst bei Yoongi einen hochbekommen, dann schaffst du das auch bei einer reichen Prinzessin", meinte Jimin, weshalb Yoongi ihn böse anfunkelte. "Yoongi ist aber auch was anderes, er kennt mich. Ich kenne ihn. Und er war bei meiner Geschlechtsreifung dabei", antwortete der Kronprinz. "Hat er damals-" "Ja, habe ich!", unterbrach Yoongi das Gespräch schnell. "Aber er war 14 und ich 18, das war alles in Ordnung. Ich hätte auch einen jungen Mann an meine Kronjuwelen gelassen als so einen alten und pädophilen Berater."

"Danke Yoongi. Und das mit meiner Krankheit meine ich ernst", murmelte der Mann mit den langen Haaren, während er sich von dem General löste. "Mir geht es echt nicht gut. Schickt mir einen Arzt", befahl der Mann. "Ernsthaft jetzt Pranz, steh auf", meinte Jimin etwas harscher, weshalb er den Mann an den Händen packte, um ihn von dem Bett zu ziehen. "Lass mich, mir geht es nicht gut." Der Prinz schien ein wenig blass, sonst schien er so gesund wie immer. "Möchtet Ihr noch baden, bevor Lady Youmi kommt?" "Einen Arzt will ich sehen. Bitte!"

Seufzend stand der General auf. "Euer Majestät, wenn ich bitten dürfte: Ihr solltet Euch bei Eurem Vater melden, wenn Ihr das Gespräch mit Lady Youmi nicht halten wollt. Ihr müsst keine Krankheit vortäuschen. Euer Vater, seine Majestät, würde Euch erneut Blut abnehmen lassen. Ihr fürchtet Euch doch vor Nadeln!" "Bitte Yoongi, als Freund und nicht als Arbeitgeber. Ich bin-" Weiter kam der Prinz nicht, da er sich lautstark auf den Boden erbrach.

Und direkt drehte Jimin sich um, nur um ebenfalls trocken zu würgen.

Tief seufzte Yoongi, während er auf die beiden Männer schaute, wovon einer gerade den Boden beschmutzt hatten. "Euer Majestät, ich besorge Euch den königlichen Arzt. Sir Park, bitte, ich geleite Sie in Ihr Gemach." Nickend und dabei stark zitternd harkte Jimin sich ein, weshalb Yoongi seinen besten Freund durch eine Tür an der Seite aus dem Gemach führte.

Der Kronprinz selber legte sich sofort wieder in sein Bett zurück. Seine Speiseröhre brannte und sein gesamter Mund kribbelte unheimlich merkwürdig. Er hatte es noch nie gemocht, krank zu sein. Sein Immunsystem war noch nie das beste und er musste früher oft zum Arzt, weshalb er eine richtige Phobie vor Nadeln und Krankenhäusern entwickelt hatte. Er wollte auch jetzt nicht zum Arzt, aber ihm tat wirklich alles weh. Das tat es auch schon seit gestern, aber er wollte es nicht zugeben, da sein Cousin als erster schwer erkrankt war. Danach war sein jüngerer Bruder getroffen gewesen, weshalb er sich ein wenig abgeschottet hatte. Aber augenscheinlich hatte es nichts gebracht.

Leise wurde an der monströsen Zimmertür geklopft, ehe auch schon mehrere Soldaten sowie Pfleger, Ärzte und ein Reinigungsteam den Raum betraten. "Euer Majestät", begann sein bekannter Arzt, während er sich tief verneigte. "Mein Team und ich sind nun hier, um uns um Euch zu kümmern, euer Majestät. Ihr werdet auf dem schnellstem Wege wieder gesund, euer Majestät." "Mit Verlaub, bitte sagt mein Gespräch mit Lady Youmi heute ab und quatiert sie in einem der Gästequartiere ein, bis sich jemand um sie kümmert", murmelte der Kronprinz, während er sich ein lautes Würgen unterdrückte. Er hasste es im Mittelpunkt aller zu stehen. Alleine jetzt, in seinem privaten Gemach, starrten ihn um die zehn Leute erwartungsvoll an. Und er hasste es.

"Bitte geht einfach", jammerte er danach weiter. "Ich brauche nur medizinische Hilfe und keine Wachen." "Euer Majestät, es geht um Eure Gesundheit!" "Sehen Sie, ich brauche nur jemanden, der mir beim Kotzen die Haare aus dem Gesicht hält. Mir geht es nicht gut und durch die Beobachtung wird es nur noch schlimmer", meinte er noch halbwegs höflich, aber seine Stimmung sank immer weiter in den Keller. "Ich bitte Sie." Seufzend schickte der Oberarzt die Soldaten weg, bevor er auch das Reinigungspersonal entließ.

"Geht es Euer Majestät so besser?", fragte er vorsichtig nach, während er auf das Bett zulief. "Ich danke Ihnen, Dr Chen. Sie sind ein gütiger Mann. Helfen Sie mir bitte." "Natürlich, euer Majestät. Das ist meine Aufgabe." Laut ausatmend drehte sich der Kronprinz auf den Rücken, bevor er genauso liegenblieb. "Kennen Sie das Gefühl, dass alles irgendwie falsch ist? Ich meine, es ist nicht mal in Ordnung, dass ich krank bin." "Ihr habt ein geschwächtes Immunsystem aufgrund Eurer Krankheit, euer Majestät. Ich werde Euch krankschreiben, sodass Ihr euch keine Gedanken machen müsst, euer Majestät." "Vielen Dank Dr. Chen", hauchte der Prinz, ehe er sich auf die Seite drehte. "Manchmal würde ich gerne ein normaler Mensch sein. Einfach eine andere Kaste, eine Sechs oder Fünf, damit ich einfach nicht mehr so enormst kontrolliert werde." "Wünscht Euch so etwas nicht, euer Majestät. Ihr kennt das Leben da draußen nicht, euer Majestät. Konzentriert Euch auf Eure Ausbildung, euer Majestät."

Der Prinz stimmte einfach zu, da sein Kopf zu sehr pochte. Er hasste diesen Palast, er hasste die Überwachung und vor allem hasste er es, dass er diese ganzen Traditionen und Ausbildungen über sich ergehen lassen musste. Zu gerne würde er die Welt so erkunden, wie andere Menschen es konnten. In seinen Augen waren sie frei und konnten das Leben leben, welches sie selbst bestimmen konnten. Mit den glücklichen Gedanken schloss der Kronprinz seine Augen, damit der Oberarzt ihn untersuchen konnte. Denn er hasste es und wollte es schnell hinter sich bringen.

Royalty [{NamJin}]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt