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"Ich habe Angst, Jimin", hauchte Seokjin, während er enger an den Mann gezogen wurde. Die Zofe hatte alle Arbeiter in einen Bunker unter der Erde in Sicherheit gebracht, wo sie jetzt warteten, dass ein Sicherheitstrupp sie herausholte. Seit über zwanzig Stunden hockten sie nun schon in dem kalten und dunklen Keller, während Jimin sich um alle kümmerte. Er hatte sie mit Nahrung und Getränken versorgt, aber auch das wurde mit über 100 Arbeitern langsam knapp.

"Es wird alles wieder gut. Der Trupp wird uns sicherlich gleich befreien", wiederholte Jimin dieselben Worte, die er auch schon seit Stunden sagte. Und es tat sich rein gar nichts.

Bis sich die dicke Metalltür endlich öffnete.

"Laut Paragraf sieben der Notstandsverordnung ist das Schloss wieder stabil und sicher. Alle Verletzten sollen sich umgehend auf der Krankenstation im Schloss wiederfinden!", rief ein stark verschwitzter Soldat, während hinter ihm drei weitere mit Wasser in ihren Armen standen. "Bitte geht zurück an die Oberfläche, ihr werdet alle versorgt werden." Mit schmerzverzerrtem Gesicht stand die Zofe auf, weshalb Seokjin ihn sofort stützte. Sie hatten, wie eigentlich jeden Tag, gerade lesen gelernt, als plötzlich die Nachricht eines Angriffes bekannt geworden war. Und kurz darauf waren auch schon die ersten Schüsse gefallen. Leider hatte Jimin nun ein Schwertstück in seiner rechten Hüfte stecken, welches dringend operativ entfernt werden musste.

"Zu welcher Krankenstation musst du gehen?", fragte Seokjin, während er den Mann stützte. "Im Palast. Ich führe dich." Nickend half der blonde Mann dem Verwundeten durch die schwach beleuchteten Korridore, immer hinter dem Soldaten hinterher, welche sie aus dem Bunker befreit hatten. Und als sie an die Oberfläche kamen, war es stockfinster. Lediglich einige Fackeln beleuchteten das Gelände, bei welchem vieles nicht mehr so war, wie vor dem Angriff. Und deshalb kam Seokjin die Dunkelheit noch finsterer rüber.

"Sir Park! Sie leben!"

Eine tiefe Stimme hatte nach der Zofe gerufen, welche nun deutliche Probleme beim Laufen hatte. "General Chin? Wo ist General Min?", fragte Jimin sofort, wobei das erfreute Lächeln des heranrennenden Mannes fiel. "Sir, der General ist verletzt. Er hat versucht das Leben des Prinzen Gooyum zu retten, als dieser sich draußen aufgehalten hatte." "Oh, Gooyum muss wahnsinnige Angst gehabt haben", meinte Jimin, während er anfing in Seokjins Armen zu schwanken. "Dem Prinzen wurde die Kehle durchgeschnitten. Er ist tot, Sir Park."

Und diese Nachricht brachte Jimins blasses Gesicht dazu, noch mehr Farbe zu verlieren. "Wo ist General Min?" Während er diese Worte aussprach, sackte er einfach kraftlos in Seokjins Armen auf den Boden. "Er hat ein Schwertstück in seinem Bauch stecken und blutet schon lange", sagte Seokjin schnell, während der General vor ihm den fast bewusstlosen Mann in seine Arme nahm. "Folgen Sie mir", meinte der General harsch zu Seokjin, ehe er mit dem Mann in den Palast rannte.

Sie stürmten förmlich in die riesige Krankenstation, welche aus allen Ecken zu platzen schien. Da die Station der Arbeiter fast komplett zerstört wurde, wurden alle, außer die Königsfamilie selber, hier behandelt. Und es war dabei sehr laut. "Ein Arzt!", schrie der General, weshalb ein Pfleger direkt angerannt kam. Sein weißes Oberteil hatte viele verschiedene Flecken auf sich, hauptsächlich das Blut vieler Verwundeter. "Park Jimin, Zofe des Kronprinzen und Aufseher des Arbeitslagers hat ein Schwertstück in seinem Bauch, hoher Blutverlust. Die Acht hier hat alles gesehen." "Ja, Sir", antwortete Seokjin sofort, ehe ihm etwas anderes in den Blick fiel. Besser gesagt, jemand. Denn dieser schaute sich suchend in dem Chaos um, weshalb Seokjin seine Chance nutzte.

"Hoseok!"

Überrascht blieb der Mann stehen, bevor er sich verwundert umsah. Bis er seinen besten Freund erblickte und mit Tränen in den Augen auf ihn zuhumpelte. "Jin!", presste er aus seinem blauen und geschwollenen Kiefer hervor, weshalb Seokjin ihm mitleidig eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Sein linker Arm war in einer Schlaufe um den Oberkörper gewickelt, während sein linkes Knie von einem Verwand geziert wurde. "Du- lebst!" Kurz lächelte Seokjin, während er besorgt die Erscheinung seines Freundes betrachtete.

"Der General, General Min um genau zu sein, hat mir das Leben geschenkt. Kurz darauf hat man mich gefunden und in das Lager hier gebracht. Ich bin so froh, dich hier lebend zu sehen. Vor allem nach diesem Angriff." "Attentat trifft es besser", meinte eine dunkle Stimme neben ihnen. Es war ein verwundeter Soldat, welcher den Kopf in einem Verband versteckt hatte. Dadurch fielen seine hellen Haare kaum auf. Er war ebenfalls ein Albino. "Oh." Mehr konnte Seokjin nicht hervorbringen, während Hoseok einfach mit schmerzverzerrtem Gesicht neben den beiden stand. "Ich bin übrigens Cheong. Ehemalige Kaste Sechs. Ich war Fischer", lächelte der Mann. "Ihr solltet euch ausruhen. Soll ich euch in die Notunterkunft bringen? Das ist hier ein wenig meine Aufgabe geworden." "Gerne", antwortete Seokjin, da er sehen konnte, wie schwer Hoseok sich auf den Beinen halten konnte. Wahrscheinlich hatte er große Schmerzen, die er zu verstecken versuchte. Denn sonst würde sich Seokjin nur noch mehr Sorgen machen. Das tat er ja generell schon viel zu sehr. Auch damals, daran hatte sich nie etwas geändert.

Mit einem letzten Blick schaute Seokjin noch einmal zu Jimin, welcher gerade auf einer Liege für eine schnelle Operation vorbereitet wurde. "Hoseok braucht seinen Schlaf." "Er sieht verwundet aus", hauchte der gerade genannte Mann, weshalb der Soldat bei ihnen nickte. "Sir Park ist ein Kämpfer. Er wird diese Verletzung gut wegstecken. Er wird wieder auf die Beine kommen, macht euch keine Sorgen. Hier ist er in den besten Hände überhaupt." Still nickten die beiden Arbeiter. "Na los", fuhr die Wache fort, "wir sollten euch in die Notunterkunft bringen."

Müde trotteten die beiden Arbeiter hinter dem Soldaten hinterher. Irgendetwas störte Seokjin gewaltig an dem Angriff. Unheimlich viele Fragen kreisten in seinem Kopf herum, die ihn einfach nicht still ließen. Wie hatten die Angreifer so schnell die Soldaten des Schlosses überwältigen können? Alleine bei dem Anblick von unbekannten Männern wäre die königliche Familie schon in Sicherheit gebracht worden, aber anscheinend kam die Gefahr nicht sichtbar von außen. Er versuchte, sich ein Bild des ganzen Chaos zu machen, aber es funktionierte irgendwie nicht richtig. Sein eigener Kopf schmerzte, genauso wie sein Knie, weshalb er kaum denken konnte. Und dann traf ihn die Erkenntnis. Der Feind hatte von innen heraus angegriffen.

Royalty [{NamJin}]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt