Ein schlechter Tag.

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Inzwischen war jetzt über eine Woche vergangen, seit Seungri bei mir an meiner Seite eingeschlafen war. Darüber geredet haben wir bis heute nicht und generell wurde diese Situation einfach totgeschwiegen. Den nächsten Morgen bin ich ohne ihn wach geworden, da er sich irgendwann nachts dazu entschieden hatte, sich in sein eigenes Zimmer zu verziehen.

Da ich doch ein schlechtes Gewissen hatte, fragte ich gar nicht mehr nach, ob wir irgendwas zusammen machen wollen. Auch in der Schule gingen wir uns etwas aus dem Weg, was mir das Lächeln aus dem Gesicht verbannte. 

Ich war trauriger darüber als ich es selbst erst angenommen hatte und ärgerte mich über mein Verhalten. Wäre ich nicht so egoistisch gewesen, hätte das vielleicht einen anderen Verlauf genommen.

Vor lauter Wut schlug ich sogar einmal mit der Faust auf meinen Schreibtisch, was meine Angestellten um mich rum erschrak. Durch die Glasscheibe, die mein Büro von dem großen Gemeinschaftsbüro trennt, konnte ich das Zucken sehen. Jedoch schaute nicht einer von ihnen offensichtlich in meine Richtung. Nur einer erhaschte einen flüchtigen schlecht versteckten Blick zu mir, den ich sofort mit meinem Eigenen schnitt.

Da mir das eben ziemlich peinlich war, entschied ich mich mir einen Kaffee zu machen, um mich kurz von meiner Arbeit abzulenken. Eigentlich sollte ich ja auch gar nicht hier arbeiten, suchte hier aber etwas Schutz vor der Begegnung mit Seungri. Außerdem ist es nicht schlecht, auch mal bei den Leuten anwesend zu sein, die für mich arbeiten.

Das gehört nun mal dazu.

Allerdings hätte ich das wohl doch lieber in einer anderen Verfassung in Angriff nehmen sollen. Da ich so in Gedanken versunken war, verbrühte ich mir mit dem heißen Kaffee meine Hand, was zufolge hatte, dass ich diese hastig wegzog und damit die Tasse fallen ließ. Nun lief der Kaffee einfach weiter ohne Tasse und die andere Hälfte machte Bekanntschaft mit meinem Boden.

Trotz krampfhaftem Versuch ruhig zu bleiben, erhob ich lautstark meine Stimme und trat einmal gegen den Schrank, auf dem meine kleine Kaffeemaschine stand. Aggressiv strich ich mir durch die Haare, wobei der Kaffee eine neue Aufgabe als Haarpflegeprodukt bekam, was mich auch schon wieder ärgerte.

Bevor ich aber noch mehr eskaliere, entschied ich mich einfach dazu einen Moment lang zu sitzen. Also lehnte ich mich gegen meinen Schrank und hielt mir mein Gesicht mit der sauberen Hand zu, während ich immer wieder von 10 herunterzählte.

Soll helfen, meinte mal jemand zu mir.

Allerdings half mir etwas ganz anderes, was mir erst schwerfiel anzunehmen. ,,Herr Kang? Kann ich ihnen irgendwas Gutes tun?", sprach mich einer meiner Angestellten an, der ohne Erlaubnis in mein Büro gekommen war. Warmherzig lächelte mir die Quelle der sanften Stimme entgegen, dessen Träger eine Tasse in der Hand hielt.

,,Ich... ähm.", stammelte ich los, da ich am liebsten im Boden versunken wäre. Einen schönen Chef gebe ich hier gerade ab.

,,Schon gut. Dass sie gestresst sind, ist doch absolut nachvollziehbar. Machen Sie sich keine Sorgen, niemand nimmt ihnen das hier übel.", beruhigend redete sie auf mich ein, kam dabei auf mich zu und hielt mir mit beiden Händen die Tasse hin, mit dem Inhalt, den ich eben selbst versucht habe in eine Tasse zu kriegen.

,,Danke...", gab ich dazu leise von mir und nahm das Gefäß entgegen, wonach sie mich noch ein bisschen mehr anlächelte. Direkt danach wollte sie auch schon umdrehen und gehen, wovon ich sie abhielt.

,,Frau Woo, rauchen sie eigentlich?", fragte ich etwas zögerlich. Etwas beschämt kratzte sie sich am Hinterkopf und bejahte meine Frage, wonach direkt meine nächste folgte. ,,Kann ich mir vielleicht eine Zigarette von ihnen erschleichen und sie auf eine Pause einladen?".

Eigentlich wollte ich niemand sein, der irgendwen bevorzugt, Vorteile verteilt oder sich generell viel mit seinen Angestellten abgibt, da sowas nur nach Ärger schreit. Irgendwie brauchte ich aber gerade einfach jemanden um mich herum, wenn ich doch sonst niemanden habe.

Zu meiner Erleichterung nahm sie an, holte ihre Jacke und begab sich mit mir nach unten ins Freie zu einer Raucherinsel.

Mein Rivale // Daeri - GtopWo Geschichten leben. Entdecke jetzt