Sterbende Hoffnung

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Auf dem Weg zum Haftrichter ließ mich diese Tatsache die ganze Zeit nicht los. Scheinbar hat mein Vater behauptet, ich sei ein Mittäter, weil ich davon wusste und sogar Teil der Planung war. Er habe wohl den kompletten Mord gestanden, was mich richtig verstörte.

Dass mein Vater keine Hemmung hatte zuzuschlagen und uns zu misshandeln wusste ich ja, aber einen Mord hätte ich ihm nicht zugetraut. Mich zieht er wahrscheinlich aus purer Rache mit in die Sache rein, was auch mein Anwalt glaubt. Allerdings könnte das Racheverhalten meine Rettung sein und glücklicherweise hatte ich vor kurzem meinen Vater wegen häuslicher Gewalt angezeigt.

Wäre das nicht passiert, würde ich jetzt bis zum Hals in Scheiße stecken.

Zum Glück spielte mir das wirklich in meine Hände. Nachdem ich dem Richter vorgeführt wurde schickte man mich zu einem Therapeuten, der einen kleinen Test mit mir durchführte und mir viele Fragen stellte. Scheinbar diente der Test dazu, um den Missbrauch "nachzuweisen" und somit die Anschuldigung gegen meinen Vater zu verhärten. Da wurde mir auch mitgeteilt, dass man sich bis zu dem Zeitpunkt nicht wirklich mit meiner Anzeige auseinandergesetzt hatte, was mich maßlos enttäuschte.

Klar ist ein Mord wichtig, aber damit bewies man mir auch, dass mich niemand ernst genommen hatte. Als Mann wirst du eben nicht verprügelt und da meine Mutter immer noch nach der Nase meines Vaters lebt, war ich wahrscheinlich die letzten Monate der Witz der Polizei. Ein erdrückendes Gefühl, was mich komplett einnahm. Inzwischen war ich nervlich und Gefühlstechnisch einfach nur noch ein einziges Wrack.

Was mir alles in diesen frühen Stunden zu Ohren gekommen war, fühlte sich an wie der reinste Wahnsinn, aber nicht realitätsnah. Emotional fertig machte mich auch der Test von dem Therapeuten, der immer anstrengender wurde. Sogar so sehr, bis ich irgendwann pausenlos und unwillkürlich zu zittern begann, was ich nicht unterbinden und kontrollieren konnte. An diesem Punkt brach er weitere Untersuchungen ab und machte sich daran einen Bericht zu schreiben, was für mich wieder warten hieß.

Mein Anwalt war derweil immer noch im Gespräch mit dem Richter, während ich mit einem Polizisten in einem Gang saß, wo mir unglaublich kalt war, was aber niemanden interessierte. Von wegen im Zweifel für den Angeklagten. Ich werde schon jetzt behandelt wie ein Krimineller, ohne das, irgendwas erwiesen wurde.

Ob es meinen Eltern auch so erging?

Urplötzlich bekam ich ein schlechtes Gewissen und fühlte mich extrem schuldig. Zwar fühlte ich mich öfters deswegen schlecht, noch nie aber so stark wie in diesem Moment. Es war gerade sogar so schlimm, dass ich mir die alten Zeiten zurückwünschte. All die Schläge waren nichts gegen den, Druck dem ich aktuell ausgesetzt war. Die Gedanken an Daesung schmerzten so viel mehr, als jemals ein Schlag meines Vaters.

Die Gedanken und Gefühle zerfraßen mich geradezu, was von Sekunde zu Sekunde immer stärker wurde.

,,Seungri Lee, folgen Sie mir bitte.", mein Name ertönte, was mich sofort aus all den Gedanken riss. Direkt stand ich auf und wurde in den Verhörsaal geführt, wo der Ausgang besprochen wurde. In nur wenigen Minuten wurde mein Glauben an die Menschheit komplett vernichtet. Der Richter entschied gegen mich, trotz der Tests und all dem anderen, was für und nicht gegen mich sprach. Die Begründung war, dass die Aussage meines Vaters mehrfach geprüft wurde und die Beweislast zu fest erschien. Darum ging es für mich jetzt bis ich richtig verurteilt werden kann, zur Justizvollzugsanstalt, also quasi in ein richtiges Gefängnis, bis sich vielleicht etwas anderes ergibt. 

Im schlimmsten Fall würde ich dort wohl die nächsten sechs Monate verweilen, im besten Fall nur ein paar Tage. Mein Anwalt versicherte mir sofort eine Haftbeschwerde einzuleiten, womit eine erneute Haftprüfung stattfindet, was bis zu zwei Wochen dauern kann.

Alleine die paar Stunden ohne Daesung, Jiyong oder Seunghyun machten mich wahnsinnig. Ich konnte ihnen nicht einmal Bescheid sagen, mich nicht verabschieden. Alles was ich konnte war abwarten und Däumchen drehen, was mir wieder die Tränen in die Augen trieb. Jedoch blieb es bei feuchten Augen, da ich innerlich zu zerstört war, um richtig zu weinen. 

Mir blieb rein gar nichts mehr. Nicht einmal mehr irgendein Glaube oder auch nur ein Funken Hoffnung, was sich auch die nächste Zeit nicht ändern würde.


Mein Rivale // Daeri - GtopWo Geschichten leben. Entdecke jetzt