Kein Platz für Seungri

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,,Ihr werdet da später noch drüber lachen, glaub mir. Du bist eben ein kleiner Trottel Seungri, das warst du schon immer.", damit haute er mir leicht gegen die Schulter, bevor er in der Küche verschwand und mir Kaffee anbot, den ich dankend annahm. Obwohl ich mit so einem belastenden Thema hier her geflüchtet bin, dauerte es nicht lang, bis ich mich wieder gut fühlte und eine unbeschwerte Stimmung herrschte.

Jedenfalls so lange, bis Seunghyun nach Hause kam.

Scheinbar hatten die Beiden sich wieder gestritten, was man deutlich an der plötzlichen Spannung im Raum merken konnte. Vorsichtig schenkte ich Jiyong einen fragenden Blick, woraufhin er mir verdeutlichte, dass ich kurz warten soll.

Ich dachte jetzt eigentlich er wartet bis Seunghyun sich in seinem Zimmer verkrochen hatte, jedoch stand er auf und umarmte ihn sanft, wonach er ihn flüchtig küsste. Irgendwie sahen beide urplötzlich traurig aus, was sogar in mir etwas auslöste.

Kurz verschwand er danach mit ihm in einem anderen Zimmer, was mich beunruhigte. Was ist denn bitte passiert, dass mir Jiyong das nicht einfach so sagt, oder wenigstens zuflüstert? Sonst sind die Beiden doch auch nicht so.

Die Zeit über, bis beide endlich wiederkamen, hatte ich mir unzählige Szenarien ausgemalt, die dieses Verhalten erklären würden. Eines war dabei immer schlimmer als das nächste, bis es fast schon in Richtung Horror abdriftete. Jiyong klärte mich aber glücklicherweise auf, wobei es eine Möglichkeit war, die ich nicht in Betracht gezogen hatte.

Seunghyun wurde für eine Zeit wegziehen, um sich um seine Mutter zu kümmern, die wohl in ihren letzten Tagen lebt. Mir war aber durchaus bekannt, wie sehr sie Jiyong hasst, weswegen beide wussten, dass sie sich eine Zeitlang nicht sehen werden. Also sorgte Herzschmerz für diese Anspannung, was genauso süß wie traurig war.

,,Und wie lange ist er dann weg?", fragte ich vorsichtig nach, wozu Jiyong nur mit den Schultern zuckte. Es könne sich wohl um Wochen, aber auch um Monate handeln. Ein halbes Jahr wird sie wohl nicht mehr schaffen, was er trotz des Faktes, dass sie ihn hasst, sehr bedauerte. Aber es ist ja immerhin Seunghyuns Mutter.

Ein waschechtes Dilemma und ich komme hier mit meinem belanglosen Scheiß um die Ecke, den ich mir selbst eingefädelt habe. Jetzt komme ich mir noch dümmer vor als eh schon. Darum leitete ich auch langsam den Abschied ein, weil ich die beiden in ihrer vorerst letzten gemeinsamen Zeit nicht stören wollte.

Dafür brauchte ich nicht einmal eine Ausrede, da mir mein bester Freund ziemlich dankbar dafür zu sein schien. Wie auch nicht, immerhin sind die Beiden schier unzertrennlich.

Trotzdem ging er aber noch einmal auf mein Problem ein und riet mir mit Nachdruck Klarheit in die Sache hereinzubringen. Ich versprach ihm mein Bestes zu geben, woraufhin ich seine Wohnung verließ und mich zu Fuß losmachte. Einen Teil entschied ich mich zu laufen und den Rest mit dem Taxi zu fahren.

Vielleicht tut mir ein kleiner Spaziergang auch mal gut.

Tatsächlich bewirkte es wirklich etwas Gutes in mir, was mich sogar dazu brachte zu überdenken, ob ich nicht öfters einfach mal an die frische Luft gehen sollte.

Allerdings waren meine Beine schneller müde als ich angenommen hatte, weswegen ich mich nach gut einer halben Stunde für ein Taxi entschied. Kurz zögerte ich jedoch und stand gedankenverloren einfach auf dem Gehweg herum, als ich auf mein Handy schaute.

Die ganze Zeit über hatte ich nicht einen Blick darauf geworfen, wahrscheinlich, um vor einer Konfrontation zu flüchten. Sonst schaue ich nämlich ständig, wenn nicht sogar übertrieben oft, auf mein Handy.

13:06 Daesung
'Warum bist du einfach abgehauen?'

13:09 Daesung
'Habe ich was falsch gemacht?'

15:10 Daesung
'Kommst du heute noch wieder?'

15:40 Daesung
'Wenn du nicht möchtest, ist das auch okay... Hauptsache dir geht es gut. Bitte melde dich aber wenigstens kurz.'

16:54 Daesung
'Falls es an mir liegt, tut es mir wirklich mega leid...'

Mein Handy war überflutet mit Nachrichten und einem Anruf in Abwesenheit. Scheinbar habe ich echt Mist gebaut.

Ich traute mich jetzt gar nicht mehr dahinzufahren, wusste aber nicht, wo ich sonst hingehen sollte. Zurück konnte ich nicht und zu meinem anderen besten Freund wollte ich irgendwie auch nicht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als wenn ich die Leute um mich herum eh schon genug belaste, da brauche ich nicht auch noch Sungmin belästigen.

Für mich gab es gerade irgendwie keinen Platz, an dem ich sein wollte oder konnte. Ein zu Hause hatte ich ja auch nicht mehr, oder naja, eigentlich hatte ich das noch nie.

Mein Rivale // Daeri - GtopWo Geschichten leben. Entdecke jetzt