The boy next door

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Sie sieht wunderschön aus.
Ihre Haare trägt sie offen über ihre Schultern und das olivfarbende T-Shirt passt perfekt zu ihrer Haarfarbe.
Als Jenny, die vor ihr steht, beiseite tritt gibt sie den gesamten Blick auf Ella frei.

Mir stockt der Atem.
Sie trägt deinen Rock, ist das einzige was mein Kopf zu stande bekommt. Wie von selbst setze ich einen Fuß vor den anderen. Ich muss zu ihr, muss mit ihr sprechen.
Auf einmal ist alles so eindeutig, so klar.
Bis Alex in meinem Blickfeld auftaucht. Augenblicklich verfliegt das brennende Gefühl mit ihr reden, sie berühren zu müssen. Stattdessen schiebt sich wieder der dichte Nebel in meinem Kopf zusammen. Meine Beine laufen nicht mehr, sondern sind wie festgewachsen.

Wie durch einen Dunstschleier nehme ich wahr wie Ella wegen etwas, dass Alex gesagt hatte, anfängt zu lachen.
Diese wunderschönen Töne klingen für mich weit entfernt.
Dann erschrecke ich mich plötzlich, als Maria wieder hinter mir steht.

Wie macht sie das bloß?

Die Boxen werden lauter gedreht und ein paar Gäste beginnen sich auf der improvisierten Tanzfläche zum Takt der Musik zu bewegen.

Maria: Los geh schon! Stehle dir ihren ersten Tanz.

Doch meine Beine sind immer noch wie festgeklebt. In diesem Moment legt Alex seinen Arm um ihre Taille und dirigiert Ella zur Tanzfläche. Dort beginnt er sofort seinen Körper ausgelassen zu bewegen. Ella hingegen wiegt schüchtern mit ihrer Hüfte.

Gott, allein diese Bewegung fesselt meinen Blick an ihr.

Luke: Zu spät!

Resigniert möchte ich meinen Kopf wegdrehen. Ich kann mir das einfach nicht mit angucken.

Maria: Dann nimmst du halt ihren zweiten Tanz. Was ist denn nur mit der Jugend los? Hätte mein Knut früher darauf gewartet, dass ich ihn zum Tanzen auffordere würde er jetzt noch auf unserem Dorfplatz stehen! Also bewegt deinen knackigen Hintern und klatsche ab!

Mit diesen Worten lässt sie mich abermals alleine stehen.
Ich will es ja, aber ich kann nicht!
Der Beat ist jetzt richtig feurig und die Tanzfläche hat sich auch mit ein paar Jugendlich gefüllt. Viele erkenne ich, einige müssen von weiter weg mit Freunden hergekommen sein.

Mit jedem Lied, dass Alex mit Ella tanzt wird sie sicherer. Als er hochschaut streifen sich unsere Blicke. Auch aus der Entfernung kann ich zuerst Überraschung, dann Wut und anschließend Entschlossenheit erkennen. Er legt Ella bestimmt seine Hände auf die Hüfte und zieht sie ein Stück weiter an sich heran. Sein Blick strotzt vor Triumpf.

In mir steigt eine Hitze auf, wie ich sie vorher noch nie gekannt hatte. Die Situation kommt mir so verdammt bekannt vor.
Genau so hatte er mich angeguckt, als er mit meiner Ex-Freundin vor vier Jahren getanzt hat. Am Tag darauf hat sie mir dann eröffnet, dass sie unsere Beziehung einfach nicht mehr fühlte und dass es nicht an mir läge.
Heute weiß ich, dass er mich lediglich etwas ärgern wollte und nie gedacht hätte, dass sie mich sofort verlässt.

Aber damals konnte ich nur das Endprodukt seiner Tanzaktion sehen.
Als Rache habe ich mich einen Monat später an Jamie rangemacht. Ich wusste, dass Alex sie mochte, aber meine blinde Wut war stärker gewesen. Auf der Party hatten wir uns mehrmals geküsst. Als wir sie dann gemeinsam verließen hatte ich sichergestellt, dass Alex uns gesehen hatte.
Bei ihr zuhause haben wir es aber nur bis zur ersten Base geschafft.
Danach hat mich mein schlechtes Gewissen überrollt. Jamie hingegen war Feuer und Flamme und konnte meine Beweggründe überhaupt nicht nachvollziehen. Sie beteuerte mir, dass Alex ihr egal sei, doch meine Reue war größer.

Seit diesem Tag haben Alex und ich kein Wort mehr miteinander gewechselt.

Wie in Trance nahm ich wahr wie die Popmusik in eine langsame Ballade umschwenkt. Alex zieht Ella noch näher an sich ran. Er schlingt seine Arme fester um sie und gleitet mit seinen Händen immer tiefer ihren Rücken hinab. Kurz vor ihrem Steißbein hält er inne und wirft mir einen herausfordernden Blick zu. Ella hingegen löst sich genau in diese Moment von ihm und verlässt schnellen Schrittes die Tanzfläche. Alex bleibt mit einem verwirrten Gesichtsausdruck zurück.

Das ist deine Chance, Luke! Vermasselt sie nicht!