~Luke~
Unten warten bereits meine Eltern auf mich und meine Schwester.
Zum gefühlt hundertsten Mal schließe ich den obersten Knopf an meinem schwarzen Hemd, nur um ihn danach gleich wieder aufzureißen.Beruhge dich, Mann. Früher oder später musst du die beiden eh zusammen sehen.
Schon den ganzen Abend redete ich mir ein, dass die Situation eh unausweichlich ist. Konfrontationstheraphie gegen Herzschmerz, lautet mein selbsternanntes Motto für den heutigen Abend.
Diesen Satz sage ich mir immer wieder im Stillen vor, als ich zwischen meiner Mutter und Leonie die Straße zum Hof der Hansens runterlaufe. Auf einmal spüre ich wie meine Schwester meine Hand umschließt und fest drückt.
Leonie: Alles wird gut, glaub mir.
Sie flüstert mir den Satz so leise zu, dass Mom und Dad ihn nicht hören können. Dann lächelt sie mich aufmunternd an.
Ich schüttel aber nur mutlos den Kopf und beginne von neuem mit meinem Eigenvortrag.Als wir um die Ecke biegen kann ich den geschmückten Hofvorplatz erkennen. Die Autos wurden beiseitegefahren und bunte Girlanden sind vom Bauernhaus zum Stallgebäude gespannt.
Mein Vater entdeckt Peter am Grill und gesellt sich zu ihm.Wir sind einer der ersten Gäste. Daher ist es noch relativ ruhig. Die Musik klingt zwar schon aus den Boxen aus der Scheune, aber es wird noch eine Weile dauern bis die Party in Gang kommt.
Unwillkürlich suche ich den Platz nach Ella ab, doch ich kann sie nirgends entdecken.Da werde ich plötzlich von hinten auf die Schulter getippt. Als ich mich umdrehe steht vor mir die alte Frau Johannsen. Ihr Gesicht hat noch ein paar mehr Fältchen, als beim letzten Mal, als ich sie gesehen habe, aber sie grinst über das ganze Gesicht.
Maria Johannsen: Luke mein Lieber! Wie lange ist es her?
Sie zieht mich in eine mütterliche Umarmung und sogleich werde ich von ihr mit Fragen bombardiert. Genau in dem Moment kommt eine Traube von wild durcheinander sprechenden Menschen auf dem Hof an. Maria wirft ihnen einen missbiligenden Blick für die Lautstärke zu und zieht mich ein Stück weg von Gedränge auf eine Gartenbank.
Es fällt mir schwer unsere Gespräch zu folgen, da ich immer wieder auf die Haustür starre.Wo bleibt Ella?
Als ich mich nach einem erneuten Kontrollblick wieder zu Maria umdrehe bedenkt sie mich mit einem wissenden Blick.
Maria: Du machst dir Sorgen, dass sie die falsche Entscheidung getroffen hat, habe ich Recht mein Junge?
Ich muss sehr ertappt aussehen, denn die alte Frau vor mir verzieht ihre schmalen Lippen zu einem Lächeln und tätschelt meine Wange.
Maria: Keine Sorge. Ella ist ein sehr kluges Mädchen. Sie weiß was sie da tut.
Mit diesen Worten lässt Maria mich alleine auf der Bank sitzen. Für einen Moment starre ich auf den nun leeren Platz ehe ich mich umdrehen kann.
Und da steht sie.

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The boy next door
Genç KurguKennst du das, wenn ein einschneidendes Ereignis dein Leben so verändert, dass du nie wieder wie vorher sein wirst? So geht es der 17-jährigen Ella. Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht sie sich immer mehr zurück und niemand kann mehr richtig zu...