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Ella: Zu welcher Tante? Ich habe keine Tante auf dem Land. Was redest du da für einen Unsinn?

Mom: Doch Ella, hast du. Erinnerst du dich noch an meine Schwester? Ich hatte dir früher mal von ihr erzählt. Sie ist zwei Jahre jünger als ich und direkt nach ihrer Hochzeit in den Norden gezogen. Dort lebt sie jetzt mit ihrem Mann und dessen Sohn aus früherer Beziehung. Seitdem habe ich nur noch minimalen Kontakt mit ihr und du hast sie auch noch nie kennengelernt. Deswegen meinte ich keine wirklich fremde Person. Ihr seid ja aus dem selben Blut geschaffen. Da ist man ja quasi schon miteinander bekannt.

Ich wusste nicht, ob meine Mutter das jetzt wirklich glaubte oder ob sie sich das  nur einredete um kein allzu schlechtes Gewissen zu haben.

Ella: Also, um die Fakten nochmal zusammenzuzählen. Du kommt mit meiner Art nicht klar und möchtest mich deswegen an deine Schwester abschieben mit der du selber kaum Kontakt hast. Du willst dein einziges Kind, was du ja so sehr liebst, wie du selber behauptest, an eine Person geben die du seit Jahren nicht gesehen hast, weil du selber keinen Bock mehr auf mich hast? Ist das dein Ernst?

Mom: Jetzt bleib doch mal ruhig Kind. Du redest ja so, als würde ich dich für immer bei ihr lassen. Sehe es doch einfach als einen Urlaub an. Einen Urlaub bei deiner Tante auf dem Land um ein bisschen Abstand zu gewinnen. Es sind doch auch nur die 6 Wochen Sommerferien.

Ella: Nur 6 Wochen? Urlaub? Sag mal hälst du mich den für komplett bescheuert? Ich werde da nicht hingehen! Da lass mich doch lieber bei Soraya oder Lea zuhause. Dann hast du auch deine Ruhe vor mir!

Mom: Kind. Ich will keine Ruhe vor dir. Ich will Ruhe für dich und dabei bleibt es. Ich habe mit Magdalena schon alles per E-Mail geklärt und sie ist einverstanden. Du fährst am Sonntag und damit Schluss!

Genau in dem Moment klingelt ihr Telefon. Mom wirft mir noch einen Blick zu und verlässt dann schnell den Raum. Damit lässt sie mich alleine zurück. Meine erste Reaktion ist der direkte Weg in mein Zimmer. Dort werfe ich mich auf mein Bett und versuche die Informationen zu verarbeiten.
Dabei merke ich garnicht wie mir nach und nach immer mehr Tränen über das Gesicht laufen.
Wie betäubt sitze ich da, unfähig mich zu bewegen oder auch nur etwas zu machen.

Ich soll weg. Weg wie ein Haustier was einer Familie nicht mehr in den Kragen passt. Weg zu einer Person die ich noch nie zu vor gesehen habe und von der ich nur nebenläufig den Namen erfahren habe. Magdalena. So heißt also meine Wärterin für die nächsten 6 Wochen.

Nur die 6 Wochen äffe ich meine Mutter im Kopf nach. Die spinnt doch wohl. Nur weil ich noch 16 bin kann sie mich doch nicht einfach irgendwo hin schicken. Immerhin bin ich nur noch 2 Wochen von der 17 entfernt. Und 17 ist ja schon fast 18.

Meine Mutter will mich nicht mehr bei sich haben.
Dieser Satz schleicht mir immer und immer wieder durch den Kopf.
Du bist eine Belastung für sie. Ohne dich geht es ihr besser.
Jeder Versuch die Gedanken abzuschütteln scheitert.
Du erinnerst sie zu sehr an deinen Vater. An den Mann von dem sie geschieden ist. Den sie nie wieder sehen möchte.
Was, wenn sie dich nach den 6 Wochen auch nie wieder sehen möchte?

The boy next doorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt