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~Ella~

Der Junge kommt noch einen Milimeter näher an mich heran und hält mir dann grinsend seine Wange hin.

Ella: Was soll das denn jetzt? Willst du wirklich, dass ich dir eine Ohrfeige verpasse?

Natürlich weiß ich, was Alex meint, doch ich will ihn ein bisschen necken.

Alex: Nein, bitte nicht! Ich wollte eigentlich nur einen Wangenkuss von dir.

Gnädig gewähre ich ihm den "Glückbringer", wie er es nannte, und gebe ihm ein Kuss auf die Wange.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen drehe ich mich um und öffne die Tür. Nicht das Alex noch auf ganz andere Gedanken kommt.

Drinnen tiegere ich auf und ab. Zu gerne würde ich wissen, was da draußen gerade abgeht. Nach kurzer Zeit kann ich nicht anders und spähe durch mein Fenster nach unten. Gerade noch kann ich sehen, wie Jamie sich auf das Gefährt neben ihr quält.
Denn Alex wollte ihr zeigen, dass ihre Einstellung einfach nicht hierher passt. Somit haben wir darauf gepokert, dass sie ihn High Heels kommt. Dann lockt Alex sie in den Schuppen. Jamie denkt hoffentlich, gerade nach dem Kommentar mit dem "Schutz" den er noch holen wollte, dass er mit ihr schlafen will. Doch Alex hat von drinnen nur einen Helm geholt. Und im Schuppen hat auch kein bequemer Platz auf sie gewartet, sondern zwei Fahrräder.

Spektakulär klingt das jetzt nicht, aber für Jamie wird es reichen.
Und genau die gewünschte Begeisterung zeichnet sich in ihrer Körperhaltung ab. Zwar hat Alex sie nicht dazu bekommen den Helm aufzusetzen, aber der verzweifelte Versuch auf den hohen Schuhen in die Pedale zu treten reicht schon vollkommen. Den natürlich hat sie die Treter mit dem dünnsten Absatz genommen.
Ich wünsche den beiden im Stillen eine wunderschöne Fahrradtour und schmeiße mich dann aufs Bett. Das Buch, welches ich gestern angefangen habe, wartet noch auf mich. Und da ich mich problemlos in den Geschichten verlieren kann, bemerke ich erst nach ein paar Stunden, dass die beiden schon wieder zurück sind.

Alex und Jamie sitzen in der Küche. Einer ihrer Schuhe liegt mit abgebrochenem Absatz neben dem Stuhl und sie hält ein Kühlkissen über ihr Fußgelenk. Als ich den Raum betrete wirft sie mir einen giftigen Blick zu. Überraschender Weise bekomme ich allerdings keinen blöden Spruch zu hören. Stattdessen wendet sie sich Alex zu.

Jamie: Alex, Schatz. Wärst du so lieb und würdest mir noch ein neues Kühlpack holen? Das hier ist schon wieder ganz warm.

Alex nickt stumm und steht auf. Da er bis jetzt mit dem Rücken zu mir gesessen hat, merkt er erst jetzt, dass ich im Türrahmen stehe. Sein Blick scheint betroffen. Auf meinen fragenden Blick reagiert er nicht, sondern läuft weiter zum Kühlschrank. Wie von Jamie gewünscht tauscht er das Kühlpack aus und als er wieder mit dem Rücken zu mir sitzt bekomme ich einen triumphierenden Blick geschenkt.

Was zur Hölle ist denn bitteschön passiert, dass der Alex, der sie vorhin noch verarschen wollte, ihr jetzt wie ein treuer Diener alles bringt?

The boy next doorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt