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Nach kurzem Zögern gebe ich nach.
Einmal tief durchatmen und dann los, sage ich zu mir in Gedanken.

Ella: Okay. Also wir waren auf dieser Feier und schon direkt am Anfang ist er mit ein paar Jungs verschwunden, um sich was zu trinken zu holen. Ich saß dann alleine da. Plötzlich hat mich so ein Mädchen von der Seite angequatscht.

In diesem Moment unterbricht mich Leonie durch ein Stöhnen.

Leonie: Oh nein. Sag mir bitte, bitte nicht, dass das Jamie war.

Schon an meinem Blick erkennt sie, dass ihre Befürchtung wahr ist.

Leonie: Ich könnte dieses Mädchen..... . Alleine ihre Existenz macht mich schon wütend. Aber erzähl weiter.

Ich sammel mich kurz und fahre dann fort.

Ella: Also, sie hat mich angequatscht und mir gleich die drei goldenen Regeln erklärt. Dabei erwähnte sie nebenläufig, dass Luke ihr Ex ist und er sie immer noch wollen würde. Kurze Zeit später hat sich das dann auch bewahrheitet, denn die beiden haben eng getanzt. Ich hatte keine Lust mehr mir das anzugucken. Später bin ich dann nach draußen, nur um zu beschließen Luke richtig die Meinung zu sagen. Drinnen war er dann mit seinen Kumpels. Einer hat gefragt, ob Luke wüsste, warum ich hier sei. Daraufhin hat er nur geantwortet, dass ich wohl Zitat "irgenwie zuhause scheiße gebaut" hätte. Und das hier sei "sozusagen Jugendknast für Anfänger".
Und dann....dann hat er zuletzt gesagt, dass ich seiner Meinung nach mehr auch nicht aushalten würde. Als sei ich....sei ich irgendein Kleinkind, was nur beschützt werden muss.

Die letzten Sätze presse ich nur noch zwischen den Tränen heraus. Die lebhaften Bilder von Mittwoch Abend sind vor meinem geistigen Auge aufgetaucht und haben alles wieder hochkochen lasse.
Leonie steht vom Schreibtischstuhl auf und setzt sich neben mich aufs Bett. Tröstend legt sie einen Arm um meine Schulter.

Leonie: Hey, komm schon. Es gibt genug Jungs da draußen. Und ich habe schon mehr als einmal gesehen, was die Mischung aus zu viel Alkohol und Kumpels um sich herum aus Jungs macht. Die können dann, so doof es auch klingen mag, nichts dafür. Da schaltet das Gehirn wahrscheinlich einfach komplett auf Energiesparmodus.

Ella: Trotzdem. Ich dachte, da wäre was zwischen uns. Aber scheinbar....scheinbar sieht er das ja anders.

Leonies Blick wechselt von tröstend auf mitleidend.

Leonie: Glaub mir. Er sieht es genauso wie du. Ich merke, wenn meinem Bruder ein Mädchen gefällt. Und das hast du auf Anhieb. Trotzdem rechtfertigt das nicht den Abend. An deiner Stelle würde ich jetzt einfach ein bisschen Abstand behalten. Er muss auf dich zukommen, nicht du. Wenn er wirklich etwas von dir möchte, dann wird er das tun. Glaub mir.

Zur Bekräftigung ihres letzten Satzes drückt sie kurz meinen Arm.

Ella: Danke, dass du gekommen bist. Es tut so unglaublich gut das alles loszuwerden, auch wenn ich es Magda und Peter schon erzählt habe. Du bist einfach nochmal was anderen.

Leonie: Na dass will ich doch wohl hoffen!

Sie zwinkert mir zu.

Leonie: So blöd es jetzt auch klingen mag, aber ich muss dann auch langsam wieder los. Sonst verpasse ich das Abendbrot zuhause. Und ich komme nicht ohne meine drei Mahlzeiten am Tag aus.

Als Leonie anfängt zu lachen, mache ich mit. Und ich bin ihr so unendlich dankbar dafür, dass sie gekommen ist.

Unten verabschiedet sie sich noch schnell von Magda und Peter. Ich bekomme eine Umarmung. Dann fegt Leonie aus dem Haus.

Sie hatte echt Recht, als sie meinte, dass sie ein Wildfang ist, muss ich grinsend zugeben.

The boy next doorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt