Nachdem ich den ganzen Samstag damit verbracht hatte so viele Klamotten wie möglich in die Reisetasche zu stopfen war ich am Sonntagmorgen immer noch nicht zufrieden mit der Kleidungsanzahl. Meine Mutter versprach mir den Stapel, der nicht mehr reingepasst hatte per Post hinterherzuschicken, aber das fühlte sich noch mehr wie ein endgültiger Umzug an.
Als sie mich zum Bahnhof brachte überkam mich ein richtig komisches Gefühl. Ich fühlte mich leer und kraftlos. Ich spürte wie alles in mir versuchte sich zu wehren, aber ich hatte bereits aufgegeben. Ich hatte eingesehen, dass ich es einfach so hinnehme musste wie es war.
1) Meine Mutter braucht 6 Wochen Ruhe
2) Sie schickte mich dafür weg, weil ich der Grund für ihren Stress war
3) Meine Meinung dazu war ihr komplett egal
4) Ich würde alles einfach von Anfang an blöd finden. Vielleicht schickte mich diese Magdalena dann ja von ganz alleine wieder zurück.Als der Schaffner 3 mal pfiff saß ich schon längst im Zug. Ich kramte meine Kopfhörer hervor und beobachtete die ersten 2 Stunden einfach nur die vorbeifliegende Landschaft. Dabei fiel mir auf wie schön die Natur doch sein kann. Am Stadtrand hatte ich das nie so mitbekommen doch je länger die Fahrt dauerte, desto grüner und saftiger wurden die Wiesen und desto weitläufiger wurden die Flächen für die Tiere.
Ich musste mir eingestehen, dass mir die Bilder draußen total gefielen. Auch wenn ich alles blöd finden wollte war es jetzt schon schwer sich nicht einen kleinen, idyllischen Hof vorzustellen. Für Ferien von 1 bis 2 Wochen ganz okay. Aber nur für freiwillige Ferien und da war ich wieder bei den negativen Fakten.
Aus Langeweile nahm ich meinen Block plus Stift aus der Tasche und begann eine Pro und Contra Liste für den Zwangsurlaub zu erstellen. Dabei wurde die Pro Liste nur durch einen Stichpunkt vertreten während auf der Contra-Liste eine Armee wartete.Pro:
- Luft an der Nordsee hilft dabei abzuschaltenContra:
- Urlaub war erzwungen
- ich fühle mich wie ungewollt
- meine Mutter lässt mich zu komplett fremden Leuten
- jemand versucht mein Leben in die Hand zu nehmen, während sie ihr eigenes noch selber nicht zu 100% im Griff hat
- ich kenne absolut niemanden
- ich habe weder ein Auto noch eine Ahnung von den öffentlichen Verkehr auf dem Land => Wie soll ich irgendwohin kommen?
- die Leute können genausogut gemeine Verbrecher seinGut, zugegeben der letzte Punkt war etwas übertrieben, aber mal ehrlich, woher soll Mom denn wissen, dass diese Frau am Telefon keine Trickbetrügerin ist?
Angespannt saß ich den Rest der Fahrt über der Liste, doch im Wesentlichen blieb es dabei.Niemand konnte mir diesen Zwangsurlaub verschönern, da war ich mir sicher!

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The boy next door
Fiksi RemajaKennst du das, wenn ein einschneidendes Ereignis dein Leben so verändert, dass du nie wieder wie vorher sein wirst? So geht es der 17-jährigen Ella. Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht sie sich immer mehr zurück und niemand kann mehr richtig zu...